Die Volksdeutschen in der Waffen-SS

  • Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lebten die meisten europäischen Auslandsdeutschen in Polen. Das größte deutsche Siedlungsgebiet auf dem Balkan war exJugoslawien. Hier lebten in etwa 700.000 etnische Deutsche. 1939 und 1940 wurden weitere Millionen Volksdeutsche aus z.B. der Provinz Posen und Westpreußen, dem Baltikum, Wolynien und Dobrudscha, zu Reichsbürgern.

    Die Betreuung der Auslandsdeutschen oblag der Volksdeutschen Mittelstelle (VoMi). Ab dem 7.10.1939 war die Volksdeutschen Mittelstelle eine Dienststelle des RFSS. Das Stabshauptamt der VoMi unter dem SS-Brigadeführer Ulrich Greifelt wurde im Laufe des Krieges zu einer umfassenden Befehlszentrale.

    Zu den Aufagaben der VoMi gehörte unteranderem die Werbung für den Arbeitseinsatz im Reichsgebiet, der Eintritt in die Streitkräfte und da vorallem in die Waffen-SS .......


    Quelle:
    Herzog Robert, Die Volksdeutschen in der Waffen-SS, Bd.5
    Gutachten des Institut für Zeitgeschichte, Stuttgart, Bd.2
    Bundesministerium für Vertriebene, Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa (8 Bänden)

    VoMi in's Abk.-Verz. aufgenommen; kkn

  • Quote


    Ähnlich wie in Rumänien und Jugoslawien traten ab 1941 junge Ungarndeutsche zunächst freiwillig den Verbänden der Waffen-SS bei, nachdem sie zu Schulungskursen nach Deutschland eingeladen worden waren. Am 1. Februar 1942 unterzeichneten Budapest und Berlin ein Abkommen zur Bildung einer deutsch-ungarischen Musterungskommission, die es den Ungarndeutschen ermöglichte, zur Waffen-SS eingezogen zu werden. Anderseits dienten die Volksdeutschen Ungarns auch in den Reihen der ungarischen Armee. Nach einer amtlichen Zählung vom 28. Dezember 1943 standen 22.125 Ungarndeutsche in der Waffen-SS, 1.729 waren in der Deutschen Wehrmacht und 459 in wehrähnlichen Verbänden. Etwa 35.000 von ihnen entschieden sich für die ungarische Armee. Die ständigen Rekrutierungsforderungen der Reichsregierung und die drohende Niederlage des Dritten Reichs verstärkten das Spannungspotential zum ungarischen Satellitenstaat.

    Quelle:
    Geschichte der deutschen Volksgruppen in Südosteuropa Ansiedlung, Nationales Zusammenleben, Vertreibung, Integration Reg.Nr. 84128

    Feldpostmeister_at

  • Guten Tag,
    eine kleine Ergänzung aus dem RuS-Befehl 4/44 v. 22.3.44:
    "Der SS-Staf. (Allg-SS) Theodor Henschel, SS-Nr. 26696 wurde m.W.v. 1.1.44 seiner Dienststellung als hauptamtlicher Führer im Stabshauptamt des Reichskommisars für die Festigung deutschen Volkstums enthoben und zum hauptamtlichen Führer im Stab des RuS-Hauptamtes-SS ernannt. Dienststelle: RuS-Fhr.Ost." (Quelle: BArchB).
    Beste Grüße, westermann

    Gruß, westermann

  • Hallo

    Was mich auch interessieren würde, sind die Donauschwaben aus der Batschka. Mein Uropa wohnten in der Stadt Bukin ( heute Mladenovo). Die Stadt gehörte erst zu Jugolsawien und nach dem Einmarsch der Wehrmacht zu Ungarn. Ob er allerdings zu Waffen-SS eingezogen wurde weiß ich nicht 100%. War es eigentlich auch möglich, dass man zur Wehrmacht kam?

    Gruß Niko

    Suche alles über die 298.- und 335.Infanteriedivision

  • Hallo Niko,

    ist eher unwahrscheinlich. Soviel ich weiß kamen die Volksdeutschen in Ungarn bis 1944 (wenn sie sich nicht freiwillig meldeten) um den Militärdienst rum.

    Ab 1944 kamen sie entweder zur Waffen-SS oder zur ungarischen Honved.

    Mein Großvater ist auch Ungarn-Deutscher. Meine Familie lebte damals in Nord-Ungarn, am Donau-Knie. Mein Urgroßvater und mein Großonkel kamen 1944 ebenfalls ohne Ihr eigenes Dazutun zur Waffen-SS.

    Viele Grüße

    Saxnot

  • Quote

    Original von Endzeit-Jan
    Hallo
    Soweit wie ich weis wurden Donauschwaben in die 31.SS eingezogen.
    Jan

    Hallo,

    das stimmt, allerdings nicht nur. Hab mal im Buch von Michaelis geschaut...


    Insgesamt dienten etwa 75000 Volksdeutsche aus Ungarn in der Waffen-SS.

    Folgende Divisionen bestanden 1944 größtenteils aus Volksdeutschen Ungarns:
    - 18. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Division "Horst Wessel"
    - 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division
    - 31. SS-Freiwilligen-Grenadier-Division

    Außerdem ca. 5000 Mann in der 6. SS-Gebirgs-Division "Nord" und ca. 5000 Mann in der 37. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division Lützow.
    Weitere große Kontingente kamen zur 11. SS-Freiwilligen-Panzer-Grenadier-Division und zu den SS-Panzer-Divisionen (als Ersatz nach den Kämpfen in der Normandie).

    Gruß

    Saxnot

    Edited once, last by Saxnot (December 31, 2011 at 3:52 PM).

  • Gab es eigentlich ähnliche Strukturen oder Hintergründe zu Volksdeutschen aus dem Generalgouvernement ?

    Grüße Maik

    Setze ich mich vor meine Pommern und Märker und habe schon die Hälfte meiner Monarchie verloren und verliere nur selbst den Kopf nicht, so jage ich den Teufel in die Hölle. Friedrich der Große an Rüchel, Potsdam 1781

  • Quote

    Original von Endzeit-Jan
    Hallo
    Soweit wie ich weis wurden Donauschwaben in die 31.SS eingezogen.
    Jan

    Hallo,

    ich bitte zu bedenken, dass die "Waffen-SS-Division Prinz Eugen" zu großen Teilen aus Volksdeutschen aus dem Banat bestand.
    So u.a. mein Großvater......


    Gruß aus München

    Marcus

    Suche ALLES zu Polizei-Bataillonen aus dem Wehrkreis VII und dem Einsatz in Slowenien sowie zur PV. Litzmannstadt
    "Wer die Freiheit aufgibt um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren." (Benjamin Franklin)

  • Hallo zusammen,

    Quote

    ich bitte zu bedenken, dass die "Waffen-SS-Division Prinz Eugen" zu großen Teilen aus Volksdeutschen aus dem Banat bestand.

    ...Ist soweit bestimmt auch richtig. Allerdings sollte man dazu auch festhalten, dass Ungarn geographisch nur zu einem verschwindend kleinen Teil zum Banat gehört. Ich gehe davon aus, dass sich dieser Anteil auch in der Division PE widerspiegelt.

    Glückliches Neues!

    Schönen Gruß,
    Bernd

  • Guten Tag,
    zum Thema noch folgende Literatur-und Quellenhinweise aus Peter Longerich: „Heinrich Himmler“, 1.Aufl., 2008, S.630:
    „[…] Dass seine [Himmlers] Rekrutierung von Menschen, die völkerrechtlich Ausländer waren, tief greifende Folgen für die jeweiligen bilateralen Beziehungen hatten, interessierte ihn dabei nur am Rande. Konflikte mit dem Auswärtigen Amt waren programmiert. […]“
    S.633:
    „[…] Wie Himmlers im Juli [1942] verkündeter Grundsatz, die Volksdeutschen unterlägen des „ehernen Gesetzes des Volkstums“ der Wehrpflicht, deutlich machte, war die Freiwilligenwerbung eine Farce: Tatsächlich wurden alle Angehörigen der infrage kommenden Jahrgänge von Kommissionen des schon mehrfach bewährten Obersturmführer Nageler begutachtet, auch die Organe der Volksgruppe übten Druck aus. Ende November waren 28000 Männer gemustert und über 6500 eingezogen worden. Im Dezember 1942 befahl Hitler die Verlegung der „Eugen“-Division nach Kroatien, um sie hier mit den neu gewonnenen Rekruten aufzufüllen. In den ersten Monaten des Jahres 1943 wurden auch die volksdeutschen Truppen der kroatischen Wehrmacht und die Einsatzstaffeln in die Division integriert. […]“
    Quellenangabe :
    Polit. Archiv des Ausw. Amtes Berlin, Inland IIg 305+309, Aufzeichnung SS-Hauptamt : „Gegen außen muss die Einziehung auf freiwilliger Basis erfolgen – intern mit energischen Maßnahmen.“
    Casagrande, „Prinz Eugen“, S.201; Sundhausen, „Geschichte“, S.191

    Eränzung zu Nageler aus Moore-Liste :
    Nageler, Viktor
    SS-Stubaf.
    geb. 14. 3.03 in Spittal/Kärnten
    SS-Nr. 293 073
    SS-Pz.Gr.AuE.Btl.18 11.44
    SS-Hauptamt 6.44

    Beste Grüße, westermann

    Gruß, westermann

    Edited once, last by westermann (January 7, 2012 at 9:59 AM).

  • Quote

    Original von westermann
    Gegen außen muss die Einziehung auf freiwilliger Basis erfolgen – intern mit energischen Maßnahmen.“

    Guten Tag, allen,

    dazu siehe bitte mein Beitrag hier (erzwungene Freiwilligkeit)
    https://www.forum-der-wehrmacht.de/thread.php?pos…9472#post179472

    Gerade die sogenannten Volksdeutschen wurden von den Reichsdeutschen mit Argwohn betrachtet und galten
    in ihrer politischen Ausrichtung als unzuverlässig, da sie sich in ihrem Lebensbereich mit den Einheimischen
    "befreundet" und auch die Sprache erlernt hatten. (Was ja normal ist.) Immerhin hatten viele Deutsche z. B.
    nach dem 1. Weltkrieg für Polen votiert anstatt das Land zu verlassen.

    Ich habe die Vermutung, dass sie mit dem freiwilligen Beitritt zu Einheiten der SS ihre Solidarität dem NS-Regime
    gegenüber beweisen sollten. Auszuschließen ist natürlich nicht, dass sich viele Volksdeutsche tatsächlich freiwillig
    und gern angeschlossen haben. Es gibt genug Berichte über Volksdeutsche, die den Einzug der deutschen Wehrmacht
    mit Blümchen und Freude begrüßten.

    Es grüßt Margarete

    Link "geblaut"; kkn

  • Ich habe mich in diesem Forum angemeldet um Informationen über die Ungardeutschen rund um Budapest zu erhalten, die ab August 44 zur Waffen-SS eingezogen wurden. Mein Vater ist leider schon vor 20 Jahren verstorben, und meine Erinnerungen an seine Erlebnisse sind auch nicht mehr ganz frisch.
    Meiner Meinung nach, muss man zwischen den Rekrutierungen in den deutschbesetzten Gebieten, und denen im ungarischen Kernland unterscheiden. Da Himmler dort keinen direkten Zugriff auf die defacto ungarischen Staatsbürger hatte, schloss er einen Handel mit dem Horthyregime ab. Mein Vater erzählte mir, dass die Ungardeutschen in der ganzen Gegend ab Mitte 1944 (darunter über 40jährige Familienväter und 16jährige Halbwüchsige) zur Honved einberufen wurden.
    In den Budapester Kasernen erwartete sie dann ein ungarischer Etappenhengst, der ihnen verkündete dass aus Materialnot die Ausbildung in deutschen Einheiten erfolgen würde. Als man sie in die Eisenbahnwaggons verlud, hatten Ausbilder der Waffen SS schon ihre ungarischen Einberufungsbefehle einkassiert.
    Von da an waren sie offiziell Freiwillige der Waffen-SS. Er kam mit hunderten anderer Jungen zum Ausbild.u.Ers.Btl.17 nach Iglau in Böhmen, und von dort im Dez. 44 zur G.vB. an die Westfront. Er war damals 17 Jahre alt. Viele hundert andere Jungen aus seinem Landkreis, kamen zur SS Div. ,,Maria Theresia" und sind in der Kesselschlacht von Budapest gefallen.
    Die Info das die Ungardeutschen um den Kriegsdienst in der Honved herum kamen, kann ich nicht bestätigen. Die Ungarn zogen bevorzugt ethnische Minderheiten (Kroaten, Slowaken, Donauschwaben) zum Dienst an der Ostfront ein. Mein Großvater und ein Onkel waren seit 1943 dort eingesetzt, ein Großonkel 1942 bei der 2.ungarischen Armee im Raum Stalingrad schwer verwundet worden. Unter der Hand gaben die Ungarn zu, dass sie dadurch im unpopulären Krieg gegen die Russen, ungarisches Blut schonen wollten.
    Wenn jemand die Angaben von den kriminellen Einberufungen der Ungardeutschen aus dem Budaer Bergland, und der Überstellung an die Waffen-SS durch die ungarischen Behörden bestätigen könnte, oder andere sachdienliche Hinweise dazu geben kann, wäre ich sehr dankbar.

    dulce bellum inexpertis

    Edited 2 times, last by Götz (October 1, 2012 at 8:04 AM).

  • Quote

    Original von Götz
    Wenn jemand die Angaben von den kriminellen Einberufungen der Ungardeutschen aus dem Budaer Bergland, und der Überstellung an die Waffen-SS durch die ungarischen Behörden bestätigen könnte, oder andere sachdienliche Hinweise dazu geben kann, wäre ich sehr dankbar.

    Hallo Götz!

    In Bezug auf die Einberufung von Volksdeutschen in Ungarn zur Waffen-SS folgte am 14. April 1944 ein Abkommen (das mittlerweile 3.) mit dem ungarischen Ministerpräsidenten.
    Dieses führte die allgemeine Wehrpflicht für Volksdeutsche aus Ungarn in der Waffen-SS ein. Damit waren alle volksdeutschen Männer vom 17. bis 60. Lebensjahr dienstpflichtig geworden!

    Sicherlich gab es verschieden Methoden der Einberufung, aber Einberufungen wie von Dir geschildert waren im Sommer 1944 eigentlich gar nicht notwendig.
    Ab dem 14. April konnten die Männer laut Gesetz sowieso einfach zur Waffen-SS eingezogen werden. Eine Freiwilligenmeldung war überhaupt nicht mehr erforderlich...
    Das Anwenden irgendwelcher Tricks war ebenfalls nicht notwendig, da die nicht freiwillig zur Waffen-SS kommenden, wie oben geschildert, eben einfach eingezogen wurden.

    Gruß

    Saxnot

    Edited once, last by Saxnot (October 1, 2012 at 10:45 PM).

  • Quote

    Original von Saxnot

    Hallo Götz!

    Ab dem 14. April konnten die Männer laut Gesetz sowieso einfach zur Waffen-SS eingezogen werden. Eine Freiwilligenmeldung war überhaupt nicht mehr erforderlich...
    Das Anwenden irgendwelcher Tricks war ebenfalls nicht notwendig, da die nicht freiwillig zur Waffen-SS kommenden, wie oben geschildert, eben einfach eingezogen wurden.

    Gruß

    Saxnot

    Hallo Saxnot!
    Erst mal Danke für die Infos.
    Der Beschiss mit den Einberufungen wurde aber so durchgezogen. Die Leute bekamen ungarische Gestellungsbefehle zur königlich-ungarischen Wehrmacht, und eben nicht zur Waffen-SS. Ob diese erwähnten Abkommen rechtens waren oder nicht, ist eigentlich wurscht. Mir geht es eher darum, die tatsächlich abgelaufenen Dinge zu erfahren. Es ist auch keine Frage ob mein Vater in deutscher oder ungarischer Uniform den Krieg mitgemacht hat. Auch die Ungarn schickten zuletzt 16 und 17 jährige Bubis in den Krieg, und ob er den als ungarischer Soldat auch überlebt hätte, kann ja niemand wissen.
    Fakt ist aber dass sich die Ungarn bemüßigt fühlten, die Leute in den Schwäbischen Dörfern anzulügen. Übrigens erwähnte mein Vater auch etwas von Kopfprämien für die Einberufenen, die man den Bürgermeistern der betreffenden Orte bezahlte, die diese Aktionen scheinbar absegnen mussten. Da will ich mich aber nicht festlegen, es ist zu lange her das ich davon gehört habe. Jedenfalls waren er und viele andere Kriegsheimkehrer seines Dorfes, danach nicht mehr gut zu sprechen auf die ungarische Obrigkeit.
    Noch ein Wort zu den Kämpfen im Raum Budapest. Was die Zivilisten in den Kampfgebieten zu leiden hatten, lässt sich heute kaum noch vorstellen, und ist sicher vergleichbar mit den Tragödien die sich zeitgleich in Ostpreußen und anderswo an der Ostfront abspielten. Es ist also auch ungewiss, ob es für meinen Vater besser gewesen wäre als Zivilist das Kriegsende zu erleben. Auch da hätte er getötet werden können. So mancher Dorfbewohner wurde von den Russen einfach umgelegt wenn es ihnen in den Kram passte, oder wenn sie dachten die betreffende Person könnte ein "Faschist" sein.
    Zum Schluss noch der Hinweis, das es den Kommunisten nach Kriegsende völlig schnurz war, ob ein Ungardeutscher bei der Wehrmacht oder Waffen-SS, oder der ungar. Honved gewesen war. Bis Ende 1946 wurden die meisten ungarischen Städte und Dörfer durch die Vertreibungen, die von den Siegermächten beschlossen worden waren, "Schwabenfrei" gemacht.

    P.S.:
    Ich hab gelesen das dein Großvater ebenfalls ein Ungardeutscher war, was kannst Du über dessen Einberufung zur Waffen-SS noch sagen?
    Gruß
    Götz.

    dulce bellum inexpertis

    Edited 2 times, last by Götz (October 2, 2012 at 10:26 AM).

  • Hallo Götz,

    über die tatsächlich abgelaufenen Einberufungenen kann ich Dir leider auch nichts sagen. Sicher war das auch von Ort zu Ort unterschiedlich.

    Mein Großonkel wurde Ende 1943 eingezogen. Er galt aber offiziell als Freiwilliger. Seiner eigenen Aussage zufolge hat er sich aber nicht wirklich freiwillig gemeldet. Er kam in die 18. SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division "Horst Wessel". Er hat den Krieg überlebt und mir viel von damals erzählt.

    Mein Urgroßvater und zwei seiner Brüder (alle drei bereits um die 40) wurden 1944 definitiv einfach eingezogen. Wie das genau bei Ihnen gelaufen ist, weiß ich leider nicht.

    Mein Urgroßvater war bei einer Polizei-Einheit. Er hat den Krieg überlebt. Seine Brüder sind beide noch im Jahre 1944 in Ungarn gefallen. In welcher Einheit sie waren weiß ich leider nicht genau. Vermutlich 22. SS-Freiwilligen-Kavallerie-Division.

    Gruß

    Saxnot

    Edited once, last by Saxnot (October 2, 2012 at 7:58 PM).

  • Hallo Saxnot!

    Danke für deine interessanten Ausführungen. In meiner Kindheit gehörten die Erzählungen von Erwachsenen über den Krieg, zum alltäglichen Leben. Damals lebten noch sehr viele Veteranen und Zeitzeugen.
    Auch später noch, lernte ich durch meine Arbeit noch viele Leute kennen, die mir ihre Kriegserlebnisse schilderten. Ich habe eigentlich immer gerne zu gehört, leider kam mir nie der Gedanke diese Schilderungen zu Papier zu bringen, also diese Zeitzeugen nach genauen Orts, Namens, und Zeitangaben zu fragen.
    So bleiben es am Ende nur Anedokten die in meinem Gedächtnis (das zum Glück recht gut funktioniert) zwar gespeichert sind, aber irgendwann und spätestens mit meinem Ende verloren sein werden. Vor kurzem kam mir der Gedanke, dass ich immerhin noch von meinem Vater und seinen Kriegserlebnissen ein paar relevanten Daten zusammenbringen müßte. Damit hätte ich diese Erlebnisse zumindest für eine Familienchronik festgehalten, die dann meinen Nachkommen aufschluss darüber geben kann, was damals wirklich geschehen ist.
    Darum suche ich nun hier und andernorts, nach relevanten Information die meine Erinnerungen dazu ergänzen können.
    Dass diese Idee nicht so verkehrt ist zeigt mir auch deine Antwort, die erkennen läßt dass bereits in der zweiten Generation nach diesen Geschehnissen, viele Details verloren gegangen sind.
    Was die Formaljuristische Seite dieser Zwangsverpflichtungen angeht, scheint es sich deutscherseits wirklich um rechtmäßige Einberufungen gehandelt zu haben, denn meinem Vater wurden in der BRD nie irgendwelche Schwierigkeiten behördlicherseits gemacht, diese Zeiten als normale Wehrdienstzeiten angerechnet zu bekommen. Meines Wissens, war dies auch bei den anderen Ungardeutschen ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS so. Bei den "echten" Freiwilligen der Waffen-SS, war dieses zumindest in den Anfangsjahren der Republik nicht immer so problemlos. Über die Gründe der Ungarn diese Einberufungen so würdelos zu betreiben, kann ich nur Vermutungen anstellen. Dafür muss man sich etwas in die Zustände und Verhältnisse Ungarns zwischen 1918 und 1938 vertiefen. Aber das führte jetzt zu weit, vielleicht bei anderer Gelegenheit mehr darüber. Zum Schluss noch die Anmerkung, dass mein Vater zwar nie viel Aufhebens darüber gemacht hat ein ehemaliger SS-Mann gewesen zu sein, er hat sich aber auch Zeitlebens nie dafür geschämt. Ich denke nach allem was ich weiß, hatte er auch keinen Grund dazu. Trotz der Härte des Krieges, hat er nie mit Hass gegen seine Feinde gekämpft, wie wohl die meisten Frontsoldaten auf beiden Seiten gleich welcher Ideologie sie dienen mussten.
    Gruß

    Götz

    dulce bellum inexpertis

    Edited once, last by Götz (October 2, 2012 at 9:50 PM).

  • Hallo Götz,

    aufgrund deiner Beiträge schaute ich einmal nach und wurde auch schnell fündig.

    Vor mir liegt ein Soldbuch eines Volksdeutschen aus Ungarn, der wohl
    den gleichen Weg gegangen ist.

    Interssant ist der Vermerk auf Seite 1:

    steht nicht in deutscher Wehrüberwachung VD aus dem Südostraum.

    Was auch immer das heissen mag.

    Hier mal die Daten:

    geboren 1927 in Püspöknadast ( wenn ich das richtig lese )

    Soldbuch ausgestellt am 10.10.1944 beim

    SS-Pz.-Gren. A.u.E. Btl. 17 in Iglau

    EM: St. Kp. SS-Pz.-Gren. A. u. E. Btl. 17 - 1733

    überstellt zur 9. Kp. des Pz.-Gren. Rgt. 37 also dem III./37

    Zuletzt zuständige Wehrersatzdienststelle

    SS Ers. Insp. Südost Wien

    also kpl. identisch mit deinen Angaben.

    Der Inhaber hat den Krieg überlebt und geriet kurz vor Kriegsende in Amerikanische Kriegsgefangenschaft.

  • Hallo Silberfuchs,

    Danke für deinen Beitrag. Ich hab schnell mal geguggelt, bei der Ortschaft müßte es sich um Püspöknádasd, einem Dorf im Komitat Baranya handeln. Dort gab es auch deutsche Kolonisten. Ich war noch nie in der Gegend. Weiter südlich als an den Plattensee, bin ich in Ungarn noch nicht gekommen :)
    Mein Vater stammt aus Großschmiede(ungarisch: Nagykovaci), im Bergland westlich von Budapest. Dort kenne ich mich etwas besser aus, heisst ich habe die Gegend und auch Budapest selbst, ein paarmal besucht. Zum erstenmal war ich 1975 dort, damals waren die Spuren der Kämpfe mancherorts noch zu sehen, besonders auf dem Ofener Burgberg den die Deutschen am längsten halten konnten.

    Leider hat mein Vater sein Soldbuch im Juni 1945 vernichtet. Als er aus US-Gefangenschaft abgehauen ist, und illegal über die össterr. Zonengrenze ging, wollte er verständlicherweise keine belastenden Papiere mit sich herumtragen, für den Fall dass die Russen ihn geschnappt hätten. Ich habe also keine Gegenprobe zu deinen Daten. Es kommt mir aber alles sehr bekannt vor.
    SS-Pz.-Gren. A.u.E. Btl. 17 in Iglau. Grundausbildung von 01. September bis Dez. 1944. Alarmbereitschaft am 24.12.44, dann als III./37 in Eiltransporten an die Westfront geführt, um an "Nordwind" teilzunehmen. Er war als MG-Schütze1 bin nur nicht sicher ob in der 8. oder 9. Kp. des Pz.-Gren. Rgt. 37. Es ist also gut möglich, das er den Inhaber deines Soldbuches persönlich gekannt hat.
    Was der Vermerk: -steht nicht in deutscher Wehrüberwachung VD aus dem Südostraum.- in deinem Soldbuch bedeutet, kann ich nicht sagen. Vielleicht hat es etwas mit den Bessarabiendeutschen zu tun, die relativ früh ins Reich evakuiert wurden, nach der Neuordnung der Südost-räume im Zuge des Hitler/Stalinpaktes 1940.
    Danke nochmals für deine Info,s

    Gruß,
    Götz.

    dulce bellum inexpertis

  • Hallo Götz,

    da war er sicher nicht der Einzige, das machten auch solche, die nicht mehr in den Osten zurückkehrten, das Soldbuch vergraben oder vernichten war mehr oder weniger Routine.

    Die 8./37 möchte ich fast ausschliessen, da diese eine sogenannte "schwere Kp." war mit LIG, Pz.-Jg. und Granatwerfer - Zügen.

    Die 9./37 führte übrigens m. W. zu diesem Zeitpunkt Ostuf. Jupp Stöhr,
    zumindest bis Ende März - Anf. April 1945.

    Grüsse

    Dieter