Beurteilungen von Offizieren

  • Hallo,
    im Buch von Neitzel "Abgehört" (2007) finden sich bei jeweiligen Kurzbiographien teilweise Beurteilungen dieser Offiziere durch ihre Vorgesetzte. Ich finde diese Beurteilungen sehr interessant. Mir persönlich sind aus anderen Büchern zwei Beurteilungen von späteren Generale in Erinnerung geblieben. Ein spätere Generaloberst wird von seinem Vorgesetzten als Leutnant bescheinigt "von produktiver Faulheit" zu sein. Bei einem späteren General der Infantrie schreibt der Vorgesetzte "interessiert sich nur für das eigene Fortkommen, seine Familie und für Frauen". Einige diese Beurteiungen erscheinen mir sehr treffend zu sein. Beurteilungen scheinen teilweise auch sehr unterschiedlich auszufallen. Die Beurteilungen sagen meines erachtens auch einiges über die Schreiber selbst aus. Klare Regeln scheint es nicht gegeben zu haben.
    Für mich ergeben sich daraus zwei Fragen.
    1. Bei einigen Offizieren scheinen mehrere Beurteilungen (nach Neitzel) vorzuliegen, während bei anderen gar keine vorliegen. Ich nehme an, dass diese Beurteilungen alle aus Akten in Freiburg stammen. Sind möglicherweise viele dieser "Urteile" vernichtet worden? Wie waren diese Beurteilungen geregelt (Vorschriften?).
    2. Gibt es in anderen Büchern möglicherweise auch eine größere Anzahl von solchen Beurteilungen.
    Gruß Martin

    ML

    Edited once, last by falkmart (February 24, 2009 at 2:31 PM).

  • Ach, die lieben Bücher – und dann wird wieder Abgeschriebenes abgeschrieben…
    :rolleyes:
    Diese Beurteilungen erfolgten offenbar regelmäßig, fast wie’s Schulzeugnis – besser Versetzungszeugnis!
    Nur stimmen die eben scheinbar nur zum Teil:
    So wurde 'Adler sen.' mal eben auf dem Papier "verheiratet", beim nächsten war er dann wieder "ledig":

    22.5.41 ledig (Beförderungsvorschlag)
    25.10.1941 ledig
    20.2.1942 Verheiratet
    1. Mai 1942 ledig (also auch nicht geschieden oder verwitwet!!)
    1.September 1943 ledig
    1.10.1944 verheiratet

    Tatsächlich hat 'Adler sen.' nur einmal in seinem Leben geheiratet und das war erst nach dem Krieg im Sommer’48!

    Beim 'Beförderungsvorschlag' vom 22.5.41 unter 'Bildungsgang' (Vater 1915 gefallen, Mutter 1915 gestorben) - Diese tote Frau gebar allerdings im Feb.’16 noch ein Kind und zu der Taufe im Mai’16 bekam der Papa Fronturlaub.
    Die Jahreszahlen in dem 'Beförderungsvorschlag' wurden dann später korrigiert.

    Ich kann nur sagen: Irren ist menschlich!!!

    Gruß  8) TAK

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

  • https://www.forum-der-wehrmacht.de/www.parow-info.de
    Fliegerausbildung 1938

    Auf dieser Seite soll die Fliegerausbildung nur kurz beschriebenen werden.

    Die Bewerber der Fliegertruppe begannen ihren Dienst auf den Luftkriegsschulen, Berlin-Gatow, Dresden, Wildpark-Werder oder Fürstenfeldbruck. Dort absolvierten sie eine viermonatige militärische Grundausbildung und eine Anfängerausbildung als Beobachter. Daran schloss sich der neunmonatiger Lehrgang an der Luftkriegsschule bei Fortsetzung der militärischen Grundausbildung an. Danach erfolgte die Flugzeugführerausbildung für den militärischen Grundschein. Sechs Monate nach ihrem Eintritt wurden die Offizieranwärter zu Gefreiten befördert und nach weiteren zwei Monaten erfolgte die Beförderung zum Unteroffizier.
    Für die als Seeflieger vorgesehenen Offizieranwärter dauerte die militärische Grundausbildung nur 3 Monate. Anschließend wurden sie auf ein Segelschulschiff der Kriegsmarine kommandiert. Es folgte die Flugzeugführerausbildung, der zweite Lehrgang an der Luftkriegsschule an.
    Nach 13 Monaten Dienstzeit erfolgte die Beförderung zum Fähnrich nach bestandener Zwischenprüfung. Im 2. Dienstjahr wurden alle Fähnriche für zehn Monate zum dritten Lehrgang der Luftkriegsschule kommandiert und erhielten dort zusammen mit den Fähnrichen der Luftnachrichtentruppe und der Flak die militärische und technische Vorbereitung auf den Offizierberuf.
    Dabei erfolgte nun die Beförderung zum Oberfähnrich. Nach Ablegung der Offizierprüfung kam die Beförderung zum Leutnant am Ende des 2. Dienstjahres. Im 3. Dienstjahr schloss sich die Flugzeugführerausbildung bis zum C - Schein auf den Flugzeugführerschulen und den Fliegerwaffenschulen an.
    Die Flugzeugschulen wurden in A, B, C und E eingeteilt. In den Flugzeugführerschulen A wurde das Fliegen in einmotorigen Flugzeugen erlernt. Diese Ausbildung wurde auf den Flugzeugführerschulen B vertieft. Auf den Flugzeugführerschulen C erfolgte die Ausbildung auf mehrmotorigen Flugzeugmustern. Es folgte die Ausbildung der angehenden Piloten auf die Waffenschulen.
    Die Anfängerschul- und Ausleseeinrichtungen der Fliegerersatzabteilungen erfolgte auf die Flugzugführerschulen E.

    Beurteilung von Offizieren der Luftwaffe

    Grundlage bildete die LDv 98 "Bestimmungen über Beurteilung und Führung der Personalpapiere für Offiziere der Luftwaffe – vom 27.5.1937".
    Die Offiziere wurden getrennt nach ihren Verwendungsreihen als Flieger, bei der Flak oder Luftnachrichtentruppe in Gruppen eingeteilt. Dabei war anzugeben, ob sie zur:
    I = Spitzengruppe
    II = Guter Durchschnitt
    III = Durchschnitt oder
    IV = eher zu den schwächeren Offizieren ihres Dienstgrades gehörten

    Anzugeben waren vor allem:
    technisches Können
    Lehr- und Erziehungstalente
    taktische und organisatorische Befähigungen
    besondere Erfahrungen und Veranlagungen
    besondere Kenntnisse auf dem Gebiet der Navigation, des Bildwesens (Aufklärung), der Waffenkunde etc.

    Daraus sollte eine spezielle Verwendung erstellt werden. So wurde eine Einteilung vorgenommen in:
    Liste I = Reichsluftfahrtministerium
    Liste II = Generalstab der Luftwaffe
    Liste III = Adjudantur und Reichskriegsgericht
    Liste IV = Lehrer an den Luftwaffenschulen
    Liste V = Technische Gebiete
    Liste VI = Offiziere, die im Dienstgrad verbleiben sollen, da sie für eine höhere Verwendung nicht geeignet sind
    Liste VII = Offiziere, die auch für ihre gegenwärtige Verwendung nicht geeignet sind.

    Abgabe von Marineoffizieren an die Luftwaffe

    Die Marine wollte eigenen ihr unterstellten Marineflieger. Als dies nicht durchzusetzen war, sollten nach 1933 zumindest das fliegende Personal der Flugzeugträger sowie einige Aufklärungsflieger zur Marine gehören. Auch dies wurden von Hermann Göring unterbunden. Selbst die Piloten von Bordflugzeugen der Kreuzer- und Schlachtschiffe waren Luftwaffenangehörige.
    Die Marine musste trotz schlechter Personallage noch Offiziere und Offizieranwärter an die Luftwaffe abgeben. So traten von der Crew 33 - 27 und von der Crew 34 - 36 Fähnriche zur Luftwaffe über. Bis März 1935 wurden ca. 40 Offiziere vom Leutnant bis zum Konteradmiral zur Luftwaffe versetzt.
    Die Beobachter der See- und Bordflugzeuge waren meist noch Marineangehöriger, die ihre Ausbildung in Parow erhielten [Beobachterausbildung].

    Zum Beispiel:
    Am 09.10.1942 trafen 30 Fähnriche zur See der Crew V/41 an der Große Kampffliegerschule (See) 5 in Parow ein. Sie wurden als Beobachter (Bordschütze) für die Träger- Mehrzweckflugzeug Ju 87 D ausgebildet - planmäßige Ausbildungszeit 6 Monate. Nach Baustop für den Flugzeugträger A wurde die Ausbildung Mitte Februar 1943 abgebrochen.

    Weitere Marinesoldaten der Luftwaffe, die in Parow ausgebildet wurden - finden Sie Hier

    © 2007 Peter Kieschnick

    Gruß
    JG39

    Edited once, last by Jahrgang39 (February 24, 2009 at 5:32 PM).

  • Quote

    Fliegerausbildung 1938
    Auf dieser Seite soll die Fliegerausbildung nur kurz beschriebenen werden…

    Wie ich schon oben sagte: Ach, die lieben Bücher – und dann wird wieder Abgeschriebenes abgeschrieben…

    Leider bleibst Du, lieber Jahrgang, nicht im Konjunktiv und damit – der absoluten Behauptung so war’s – wird es korrekturbedürftig!
    Es mag ja vielen Flieger gegeben haben auf die Dein erster Absatz zutrifft, die Fliegerausbildung von 'Adler senior' als Schüler, wie als Lehrer verlief anders! Auch nicht an den von Dir behaupteten Orten
    … begannen ihren Dienst auf den Luftkriegsschulen, Berlin-Gatow, Dresden, Wildpark-Werder oder Fürstenfeldbruck.
    Allerdings begann *es* bei ihm auch schon Mai 1937 in Herzogenaurauch, Fortsetzung in Nürnberg, Neuburg/Donau usw.
    Zuständiges WBK: Bad Mergentheim

    Ich kann eben nur sagen: Irren ist menschlich !!!
    Gruß  8) TAK

    PS: Hatte noch im Hinterkopf irgendwas mit München; hab nachgeschaut, es heißt jedoch Flugzeugführerschule E (C) Kiliansdorf z.Z. Erding bei München (ab 7.4.38)

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

    Edited once, last by *AK* (February 24, 2009 at 6:06 PM).

  • @TAK

    Eigentlich habe ich gar nichts geschrieben, sondern nur eine Internet-Site kopiert.

    Was man dazu sagen könnte:

    Das Beurteilungswesen ist eine typisch deutsche bürokratische Angelegenheit. Beurteilungskriterien gab es bei der Reichswehr,
    bei der Wehrmacht und nun auch bei der BW. So mancher Vorgesetzter
    "tobt" sich bei solchen Beurteilungen richtig aus und vermasselt einem Offizier seine künftige Karriere. Mitunter sind das wahrlich niedrige Beweggründe des Beurteilenden!

    In unserem Rechtsstaat hat man heute zwar einen "Klageweg" gegen
    vermeintlich ungerechte Beurteilungen, aber meist sind Gerichte da
    sehr zurückhaltend und änderen kaum etwas an solchen Beurteilungen.

    Grüße
    JG39

  • Hallo TAK,
    bei einfachen Soldaten bzw. Offizieren war eine solche Beurteilung zumal im Krieg eine reine Massenabfertigung. Praktisch wertlos, als nur Bürokratie. Bei höheren Offizieren, zumal noch vor dem Krieg, steckte doch schon mehr dahinter.
    Gruß Martin

    ML

  • speziell FalkMartin,

    Du sprichst in Rätseln – sorry, ich versteh Dich nicht.

    Es kömmt so bei mir an:
    Bei einfachen Offizieren waren die Beurteilungen praktisch wertlos;
    bei höheren (insbesondere im Krieg) steckte mehr [Wert?] dahinter.

    Das würde bedeuten: Egal was im Zeugnis steht, is ja nur ’n Leutnant oder ’n Hauptmann…
    Plötzlich ist der selbe Soldat aber dabei zum Oberst vorgeschlagen zu werden und auf einmal „steckt da plötzlich mehr dahinter“. Nur, dann liegen die Beurteilungen ja alle noch in der Akte, selbst das Abschlusszeugnis von der Schule, oder siehe mein Beispiel oben: was waren die Eltern für „Leute“… ?
    Natürlich sind die diversen 'Aufmerksamkeiten' beispielsweise wg. Beförderung zum General völlig anders als vom Leutnant zum Oberleutnant – Von den Subalternen gibt’s einfach viel mehr und Generals Ernennungen od. Beförderungen sind wesentlich seltener, aber in den Lebenslauf wird sehr wohl bei beiden geschaut!
    Hast Du denn so Dinger mal gesehen?

    Gruß & Horrido!
    TAK  8)

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

  • Hallo zusammen,

    grundsätzliches Beurteilungsproblem ist die allzu menschliche Seite. Sympathie oder Antipathie spielen immer ( auch heute) eine große Rolle. Dann ist immer zu berücksichtigen, ob sich die Beurteilenden untereinander einigen. Wie immer im Leben ist nicht immer der Beste oder Geeignetste auch am Besten beurteilt. ( Da kann man Bücher darüber schreiben!!!)

    Konkret:

    In den 30 Jahren wurden meist formlose Beurteilungen erstellt.
    Diese sollte
    - Funktion/Tätigkeit
    - Leistung / Charakter und
    - am Ende der Dienstzeit eine Empfehlung zur weiteren Verwendung in der Privatwirtschaft enthalten.
    Natürlich wurden die Beurteilungen komplizierter, je höher der Dienstgrad.
    Erstellt hat diese meist der Regimentsadjutant. Dessen Schreibstil war ausschlaggebend.

    Dann gab es die sog. KRIEGS - BEURTEILUNG zu .....(Datum) für Offiziere, ausschl San.- Vet. Offz.

    Diese war formatiert und wie folgt gegliedert ( Abschrift von einem Original)!

    - Kurze Beurteilung ( Persönlichkeitswert, nationalsozialistische Haltung, Bewährung vor dem Feinde, dienstl.Leistungen, geist. und körperl. Anlagen und Eignung, infanteristische Erfahrungen, wann und wo erworben).,

    Starke Seiten:

    Schwache Seiten:

    Zusammenfassendes Urteil:

    Wie wird die jetzige Stelle ausgefüllt:

    Geeignet zur Beförderung zum nächsthöheren Dienstgrad:

    Eignung.

    Sprachkenntnisse:

    Eröffnung:
    Strafen:

    Dem Beurteilenden bekannt

    Ausbildung, erworbene Scheine, Sonderausbildung

    Unterschrift
    Beitrag des Chefs des Generalstabes der vorges. Dienststelle

    Zusätze vorgesetzter Dienststelle
    Datum:
    Einverstanden?
    Komm. General/ Befehlshaber

    Grüße von Karl ( vergessen/Edit)

    Edited once, last by Karl Grohmann (February 25, 2009 at 11:10 AM).

  • Hallo,
    Waren Sätze bzw. Worte wie:
    "Von klarer nat.-soz. Haltung." oder "Nationalsozialist"
    Standart oder gab es auch Fälle bei höheren Offizieren wo deren Anti-Nazi-Haltung klar herauslesbar war.
    Ich vermute das Urteile wie "von produktiver Faulheit" oder "interessiert sich nur für das eigene Fortkommen, seine Familie und für Frauen" nicht vom Adjutanten stammen. Dies muss doch vorher durchgesprochen worden sein.
    Gruß Martin

    ML

  • Quote

    ... Standart oder gab es auch Fälle bei höheren Offizieren wo deren Anti-Nazi-Haltung klar herauslesbar war...


    ineressieren Dich nur die "höheren Offiziere" oder die Soldaten/Beurteilungen der ganzen Offz.Laufbahn?
    Sonst brauch ich mir keinere weitere Mühe machen und werd auch nicht weiter stören ;)
    Horrido!
    TAK

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

  • Hallo Falkmart,

    das war wohl damals nicht anders al heute.....die Beurteiler haben sich mehr oder weniger bei guten oder schlechten Quellen schlau gemacht....so auch der Regimentsadjutant. Ggf. der Spieß mit Entwurf für den Kompanieführer, der Gruppenführer wurde nur mündlich durch den Zugführer befragt usw.

    Gruß Karl

  • Mal eine Beispiel, zum Thema ;)

    Es handelt sich um die Krigsbeurteilung 1944 meines Grossvaters Eugen Gries. Die PDF ist leider zum uploaden zu groß.

    Gruss Michael

    Jahrgang39, kannst Du mir mal den Link des kopierten senden, irgendwie find oder sehe ich den nicht,

  • Ja Michael Parulis,
    genau so sehen die "Dinger" aus!
    Und ob es damals auch eine spezielle "Zeugnis-Sprache" wie stets zur vollen oder vollsten Zufriedenheit gegeben hat - wer will das schon sagen können. Fest steht, daß diese Blätter in der Personalakte blieben - bis zum "OberstGeneral" ;) und nicht etwa ab Stabsoffizier plötzlich und wo möglich rückwirkend auf Bütten gedrückt wörden sönd.
    Ob ein Soldat Hauptmann oder Oberstleutnant gewesen ist war doch dem *System* schnurzegal. Im Gegenteil, ich möchte meinen :rolleyes: verwetten, daß gerade bei einer Beförderung - vielleicht zum Oberst - gern die Zeugnisse als Fähnrich/Leutnat etc., ach bei evtl. Strafen möglichst bis in die Kindheit zurück, ALLES von Interesse war.
    Gruß  8) TAK

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

  • Die dienstliche Beurteilung damals und heute: Die Stärken und Schwächen dieses Systems sind die gleichen.

    Gegenwärtig wird wie folgt "benotet":

    erfüllt nicht die Anforderungen (= nicht geeignet)
    erfüllt noch die Anforderung (= noch geeignet)
    erfüllt die Anforderungen (= geeignet)
    erfüllt voll die Anforderung (= uneingeschränkt geeignet)
    tritt hervor (= gut geeignet)
    tritt erheblich hervor (diese Beurteilung wird in vielen Behörden faktisch für eine Beförderung benötigt) (= Sehr gut geeignet)
    hervorragend (= Vorzüglich geeignet)

    Die verklausulierten Begriffe sind gewöhnungsbedürftig - auch für den Vorgesetzten, der beurteilt.

    Da gibt es die "bequemen Vorgesetzten", die generell nur im Bereich "Durchschnitt" und "über Durchschnitt" bewerten. Bei solchen Vorgesetzten gibt es keine schwachen Mitarbeiter, aber auch keine Mitarbeiter, die ein "Hervorragend" erreichen.

    Dann gibt es Vorgesetzte, die Gefälligkeitsbeurteilungen erstellen. Der Leutnant, der der Sohn eines Brigadegenerals ist, wird glänzend beurteilt, da
    der Beurteilende sich selber doch keinen Schwierigkeiten aussetzten will.

    Die etwas mieseren Typen von Vorgesetzten lassen bei ihren Beurteilungen
    "dis Sau raus" und machen Mitarbeiter, die sie nicht mögen, richtigehend fertig - was die Beurteilung betrifft.

    Letztendlich gibt es Vorgesetzte beim Militär und den Behörden, die sich
    bei Beurteilungen viel Zeit nehmen und bestrebt sind "gerecht zu beurteilen". Die Masse der Vorgesetzten fällt m. E. nicht unter diesen Typus!

    Edited once, last by Jahrgang39 (February 27, 2009 at 4:43 PM).

  • Hallo Jahrgang39,

    ich weiß ja nicht, woher Du Deine Erfahrungen beziehst, und will mich auch einer Kritik enthalten, was die Beurteilungen in der Wehrmacht angeht.
    Aber was Du unter "Gegenwärtig wird wie folgt "benotet": . . ." schreibst ist schlichtweg so nicht richtig, zumindest, wenn Du es auf das Militär beziehst (und nur DAS kann das Thema in diesem Forum sein !).

    Beurteilungen sind - wie schon mehrfach erwähnt - ein schwieriges und komplexes Thema für den Beurteiler und auch für den Beurteilten.

    Hier einmal die Beurteilungsbestimmungen für Soldaten der Bundeswehr:
    http://www.bundeswehr-community.info/forum/index.ph…6e09b199d657f59

    Darin werden u.a. alle verwandten Begriffe, Wertungen und Einstufungen eindeutig erläutert.

    Aber so einfach die "Sau rauslassen" kann der Beurteiler nun wirklich nicht:

    1. Er muss sich an die Beurteilungsbestimmungen halten.
    2. Eine schlechte Beurteilung kann nicht "aus heiterem Himmel" kommen, denn sie muss durch Beurteilungsgespräche vorbereitet werden, und der zu Beurteilende muss die Möglichkeit bekommen angesprochene Schwächen bis zur Beurteilung auszumerzen.
    3. Zu den Beurteilungen nehmen ein (oder mehrere) höhere Vorgesetzte Stellung. Sie können (und müssen bei Missbrauch) den Beurteiler "übersteuern".
    4. Gegen Beurteilungen ist eine Gegenvorstellung möglich, bei Verstoß gegen die Beurteilungsbestimmungen sogar die Beschwerde.
    5. ....
    6. ....

    Jeder Beurteilende muss sich im Klaren darüber sein, dass er größtmögliche Objektivität anstreben muss, dies aber (systembedingt) nicht annähernd erreichen kann, weil schon seine gesamte Wahrnehmung subjektiv ist.

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

    P.S. Ich spreche aus der Erfahrung meiner 37-jährigen Dienstzeit als Soldat, in der ich Hunderte von Beurteilungen geschrieben habe (und sicher manch einen zu Beurteilenden "ungerecht" behandelt habe).

  • @Dr. Rudolf

    Herzlichen Dank für das Statement!

    Dass Du zu den Vorgesetzten zähltest, die objektiv beurteilten, das glaube ich sehr wohl. Leider Gottes gibt es aber auch andere Typen von Vorgesetzten -
    im öffentlichen Dienst und auch beim Militär. Ich kenne einige gravierende
    Fälle und daran können auch dezitierte Beurteilungsrichtlinien nichts ändern.
    Menschen haben eben immer einen Hang zur Subjektivität!

    Gruß
    JG39

  • ;) um uns dem Charakter eines "Gentlemans-Forums" noch weiter anzunähern,
    möchte ich vorschlagen, doch wieder auf die Eingangsfragen zurückkommen:

    Ein späterer Generaloberst wird von seinem Vorgesetzten als Leutnant bescheinigt "…" zu sein.

    Bei einem späteren General der Infanterie schreibt der Vorgesetzte "…".

    Für mich [falkmart] ergeben sich daraus zwei Fragen. - Bei einigen Offizieren scheinen mehrere Beurteilungen (…) vorzuliegen… - Sind möglicherweise viele dieser "Urteile" vernichtet worden? - Wie waren diese Beurteilungen geregelt (Vorschriften?). - Gibt es in anderen Büchern möglicherweise auch eine größere Anzahl von solchen Beurteilungen [?]

    falkmart präzisiert seinen Ansatz:
    bei einfachen Soldaten bzw. Offizieren war eine solche Beurteilung zumal im Krieg eine reine Massenabfertigung. Praktisch wertlos, als nur Bürokratie…
    sowie:
    Waren Sätze bzw. Worte wie: "Von klarer nat.-soz. Haltung." oder "Nationalsozialist" Standart oder gab es auch Fälle bei höheren Offizieren wo deren Anti-Nazi-Haltung klar herauslesbar war [?]

    Gruß  8) TAK

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

  • Hallo TAK,

    ich habe ( auf einer Waffenmesse) eine Beurteilung gesehen, in der der Satz zum Nationalsozialismus ( z.B. nationalsozialistische Haltung außer Frage, klare Einstellung zum Nationalsozialismus, Parteimitglied etc.)fehlte.

    Gruß Karl