Der Wahrheit meines Vaters auf der Spur

  • Hallo
    Ich habe erst vor kurzem alte Aufzeichnungen meines Vaters über seine Kriegsvergangenheit gefunden. Als er noch lebte, war das Thema für ihn Tabu. Jetzt war es ein ziemlicher Schock für mich so viele Jahre nach seinem Tod zu erfahren, dass er nicht nur bei der SS, sondern gleich auch noch bei einer Totenkopf Einheit war. Seither lässt mich dieses Thema nicht mehr los.
    Mein Zugang zu Fachliteratur ist jedoch sehr eingeschränkt, sodass ich bisher vorwiegend aus Informationen aus dem Internet angewiesen war. Für viele meiner Fragen finde ich jedoch keine richtigen Antworten.Wäre schön, wenn sich jemand ein bisschen Zeit für mich nimmt, um mir weiterzuhelfen.

    Mein Vater hat sich im Frühsommer als knapp 18-jähriger freiwillig zur Waffen-SS gemeldet:
    Originaltext:
    „Meine erste Ausbildung erhielt ich in Ellwangen als Panzergrenardier.
    Im Winter 1943 nahm ich von Lettland aus an Einsätzen gegen Partisanen teil.
    Im Jänner 1944 wurde ich nach Frankreich (Tours) versetzt und wurde der neu aufgestellten SS-Panzergrenadierdivision „Götz von Berlichingen“ Inf. Reg. 38 zugeteilt.“

    Auf einem Foto aus Ellwangen ist zu erkennen, dass er offensichtlich der Panzergrenadier-Division-Totenkopf zugeteilt war. Auf der Rückseite findet sich der Vermerk Kradschützen Batallion. Auf einem anderen steht auf der Rückseite SS-Panzer A.A.
    Meine Fragen:
    Wie lange dauerte eine Ausbildung zum Panzergrenardier, ab wann kann er theoretisch in Lettland gewesen sein? War Kradschüzte eine eigene Ausbildung?
    Nach der Umbenennung der Division im Oktober 43 in III. SS-Panzerdivision „Totenkopf“ gab, es jedoch keine Kradschützen mehr.
    Bedeutet das, dass er dann in der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 3 war?
    Und was bitte kann ich mir darunter vorstellen, wenn er schreibt er hätte gegen Partisanen gekämpft??? Kann ich davon ausgehen, dass er dabei in Kriegsverbrechen verwickelt war?
    (Ich frage mich schon, welchen Grund das haben kann, dass er diesen Einsatz nur so kurz erwähnt. Seinen späteren Einsatz in Frankreich beschreibt er viel ausführlicher. Und sein Bericht über die Zeit in US-Gefangenschaft kann als sehr umfassend bezeichnet werden.)
    Aus einer Karte von Jänner 1944 aus Riga, geht hervor, dass er offensichtlich in Talsen stationiert war, und sich „gerade auf dem Marsch ins Reich“ (Weimar) befindet.
    Soll ich das wörtlich nehmen mit dem „Marsch“?
    Auf einem Kuvert, abgesendet im Februar, kann ich den Stempel leider nicht lesen und als Absender steht nur seine Feldpostnr: 35018
    Kann ich davon ausgehen, dass er sich zu diesem Zeitpunkt schon in Frankreich befand?
    Manche Fragen klingen vielleicht sehr naiv, aber sie sind mir sehr wichtig.
    Vielen Dank auch
    lg Chiara

  • Hallo Chiara,

    zunächst willkommen im Forum der Wehrmacht.

    Deine Fragen zur Ausbildung und Einsätzen deines Vaters kann ich leider nicht beantworten, da ich kein Experte auf dem Gebiete der Waffen-SS bin. Dafür gibt es hier andere Spezialisten.

    Die von Dir genannte Feldpostnummer 35018 war im besagten Zeitraum wie folgt vergeben:

    (8.9.1943-22.4.1944) 12.11.1943 Feldgendarmerie-Kompanie SS-Panzergrenadier-Division 17 (G.v.B.),

    (8.9.1943-22.4.1944) 3.3.1944 Feldgendarmerie-Kompanie 17 (17. SS-Division).

    Dein Vater war also ein Feldgendarm (Militärpolizist) auch "Kettenhund" genannt, wegen des Ringkragens an der Uniform.


    Grüsse

    Joshi

  • Also Du, liebe Chiara fragst:

    Quote

    Auf einem Foto aus Ellwangen ist zu erkennen, dass er offensichtlich der Panzergrenadier-Division-Totenkopf zugeteilt war. Auf der Rückseite findet sich der Vermerk Kradschützen Batallion. Auf einem anderen steht auf der Rückseite SS-Panzer A.A.

    Meine Fragen:
    Wie lange dauerte eine Ausbildung zum Panzergrenardier,
    ab wann kann er theoretisch in Lettland gewesen sein?
    War Kradschütze eine eigene Ausbildung?

    Bedeutet das, dass er dann in der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 3 war?


    Vielleicht kann darauf jemand zunächst antworten?

    Gruß  8) TAK

    [SIZE=7]verbessert[/SIZE]

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

    Edited once, last by *AK* (February 13, 2009 at 5:41 PM).

  • Hallo Chiara,

    auch von mir ein herzliches Willkommen.

    Der "Schock" muss nicht wirklich einer sein. Unsere heutigen Werte und Normen sind keineswegs mit denen von 'damals' zu vergleichen. Viele junge Männer sind damals mit der Überzeugung an das Gute ihres Tuns in den Krieg gezogen und mussten erst später erfahren, wie sie von einem verbrecherischen System missbraucht wurden. Wir Nachgeborenen können leicht urteilen...

    Wir werden Dir helfen, den militärischen Weg Deines Vaters nachzuvollziehen. Aber eines vorweg: Auch die Partisanen haben nicht mit Wattebällchen geworfen.

    Gruß,
    Arnold

  • Zu Deinen Fragen:

    Du gibst Ellwangen als ersten Standort an. In Ellwangen waren diverse Ausbildungseinheiten der Waffen-SS eingesetzt:

    Ersatz- und Ausbildungstruppenteile:
    SS-Panzer-Grenadier-Ausbildungs- und Ersatz-Bataillon 5
    SS-Panzer-Aufklärungs-Ausbildungs-Abteilung 1
    SS-Kradschützen-Ersatz-Bataillon

    Eine von diesen Einheiten wird es gewesen sein. Vielleicht machst Du uns Scans von den Fotos einschließlich der Rückseiten. Daraus lässt sich sicher schon etwas ablesen.

    Viele Grüße,
    Arnold

  • Vielen Dank erstmal für euer freundliches Willkommen.
    Warum ich mich mit dem Thema beschäftige, obwohl es mich belastet?
    Nun, ich hatte eine sehr schwierige Beziehung zu meinem Vater und denke die Suche nach seinem Erlebtem kann mir helfen ihn besser zu verstehen.
    Ich hab jetzt selbst einen Sohn, und ich weiß wie manipulierbar Jugendliche sind. Aus seinen Aufzeichnungen geht auch hervor, wie unglücklich er nach dem Krieg war, er fühlte sich offensichtlich betrogen, und er hatte sich geschämt. Er schreibt wörtlich:
    „…war ich erschüttert und zutiefst enttäuscht. Dafür hatten so viele Männer junge Menschen Leben und Gesundheit geopfert. Dieses System hatte unser Volk in tiefste Erniedrigung geführt und doch hatten wir diesem System gedient und bis zuletzt die Treue gehalten. Nun war aller Idealismus zur Illusion geworden, ich hatte innerlich mit meiner Jüngsten Vergangenheit gebrochen.“
    Ich denke auch, dass keiner von uns von sich behaubten kann er hätte als 18-jähriger, der mit HJ aufwuchs, dieses System durchschaut, er wäre nicht auf Hitler herein gefallen.
    Seine freiwilligen Meldung gibt mir allerdings zu denken.
    Jedenfalls glaube ich, dass diese Generation zutiefst traumatisiert war. Diese Erlebnisse haben ihre Persönlichkeit massiv geprägt. Und ich bin überzeugt, dass dies Einfluss hatte auf die Erziehung, die sie ihren eigenen Kindern angedeihen ließen.
    Seinen Vater besser zu verstehen, kann so auch eine Weg sein sich selbst besser zu verstehen.
    Vielen Dank für eure Hilfe

  • Hallo Chiara,
    ich verstehe was Du meinst.
    Erst nachdem mein Opa (französisch-stämmig) 2007 verstorben ist, wurde festgestellt das er freiwillig im SS-Panzergrenadier-Regiment 36
    in der 16. Panzergrenadier-Division Reichsführer SS gedient hat.
    Nur Aufgrund der Tätowierung und der späteren Anfrage bei der WaSt wurde es festgestellt. Gesagt hat er nie was.
    Teile der Division waren 44 am Massaker im italienischen Sant´Anna di Stazemma. Da macht man sich schon seine Gedanken...
    Mein anderer Uropa wurde auch gegen Parisanen eingesetzt, vermutlich wurde das irgendwann mal Alltag...

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited once, last by Oliver (February 13, 2009 at 7:13 PM).

  • Hallo Chiara,

    du musst auch bedenken, die Waffen-SS hatte ein hohes Ansehen, sie war damals die so genannte Elite. Meist kamen Waffen-SS Leute zu den RAD Einheiten und warben um neue Mitglieder. Dann wurde zu erst ein Vortrag gehalten und anschließend konnten sich die Freiwilligen melden.
    Ich kann deinen ersten Schock verstehen, auch aus meiner Familie meldeten sich zwei freiwillig bei der Waffen-SS.


    Alles Gute

    Gruß

    Johann

  • Hallo,
    schaut einfach einmal in meine wiss. Arbeit hinein und lest die interviews warum jemand als Jugendlicher zur SS, SS-VT und später zur Waffen-SS ging.

    Die Arbeit ist im LdW eingestellt.

    Gruss
    Oliver

  • Mein Vater hat sich im Frühsommer [1943?] als knapp 18-jähriger freiwillig zur Waffen-SS gemeldet…

    Also war er ungefähr Jahrgang 1925/26 – das heißt: Er ging grad in die 1. oder 2. Klasse der Grundschule als Hitler an die Macht kam. Und er hat als Kleinkind die Folgen der Weltwirtschaftskrise voll abbekommen...

    Weißt Du, ob er bei der „Motor-HJ“ gewesen ist? Kennst Du Dich mit HJ etc. aus?
    Die jungen „Männer“ konnten beispielsweise bei der Motor-HJ sehr früh den Führerschein machen – umsonst!!


    Quelle

    Viele Grüße
    TAK  8)

    PS (nachträgl.eingef.)
    D.h.: Dein Vater könnte mit 14 Jahren 1939 vom Jungvolk in die Hitlerjugend gekommen sein „… Und dort behalten wir sie wieder vier Jahre, und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger (…), sondern dann nehmen wir sie sofort in […] in die SS, undsoweiter. […] Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben! (…)“
    Also mit der "Freiwilligkeit" ist das so eine Sache! Bestimmt kann man das mit heutigen Vorstellungen von freiem Willen nicht vergleichen.

    Wer verurteilt kann irren – wer verzeiht irrt nie.

    Edited once, last by *AK* (February 13, 2009 at 9:00 PM).

  • Hallo
    zu deinen Fragen:
    Die Ausbildung zum Panzergrenadier war unterschiedlich lang. Das kam auch auf die Vorbildung und allgemeine Lage an.
    Kradschütze war eine eigene Ausbildung. die Kradschützenbtl wurden ab 42 auch als Aufklärung eingesetzt, er wurde also auch hierin ausgebildet.

    Die meisten Kradschützeneinheiten wurden den Divisionseigenen AufklärungsAbteilungen unterstellt / bzw. mit diesen verschmolzen.

    Quote

    Bedeutet das, dass er dann in der SS-Panzer-Aufklärungs-Abteilung 3 war?

    es sieht so aus.

    Quote

    Und was bitte kann ich mir darunter vorstellen, wenn er schreibt er hätte gegen Partisanen gekämpft??? Kann ich davon ausgehen, dass er dabei in Kriegsverbrechen verwickelt war?

    Nun, entweder verteidigte er Verbindungslinien (Eisenbahn- oder Straßenstrecken, Stützpunkte an Brücken, etc.) gegen Angriffe / Anschläge von Partisanen oder seine Einheit ging offensiv gegen Partisanenstützpunkte vor.
    Ob er dabei in Kriegsverbrechen verwickelt war kann sein - muß aber auch nicht.

    Quote

    (Ich frage mich schon, welchen Grund das haben kann, dass er diesen Einsatz nur so kurz erwähnt. Seinen späteren Einsatz in Frankreich beschreibt er viel ausführlicher. Und sein Bericht über die Zeit in US-Gefangenschaft kann als sehr umfassend bezeichnet werden.)

    ?(
    Gute Frage, aber jede Antwort wäre eine sehr sehr subjektive Interpretation.

    Quote

    Aus einer Karte von Jänner 1944 aus Riga, geht hervor, dass er offensichtlich in Talsen stationiert war, und sich „gerade auf dem Marsch ins Reich“ (Weimar) befindet. Soll ich das wörtlich nehmen mit dem „Marsch“?

    Hört sich schon "wörtlich" an.

  • Hallo Chiara,
    ich kann klext nur zustimmen bezüglich der Ausbildungszeit.
    Bezüglich der Ausbildungszeit/Aufstellungszeit der 17.SS-Panzer-Grenadier-Division "Götz von Berlichingen":

    Mit Führerbefehl vom 3.10.1943 wurde die Aufstellung der Division befohlen.

    Im Dezember 1943 begann man mit der Aufstellung in Frankreich im Raum von Tours und im Mai 1944 war die erste Einheit, die Aufklärungsabteilung 17, einsatzbereit.

    Dies nur als Information, dass Du einen Zeitbegriff bekommst.

    Gruss

    Oliver

  • Hallo Oliver
    danke für deinen Literatur-Tipp, bin deinem Link nachgegangen, aber nachdem deine Arbeit nicht im Netzt steht, hab ich derzeit keine Möglichkeit Sie zu lesen. Ich hab allerdings kürzlich erst ein neues Buch gelesen, dass ich ebenfalls sehr empfehlen kann:
    Marks, Stephan (2007). Warum folgten sie Hitler?. Die Psychologie des Nationalsozialismus". Düsseldorf.Patmos Verlag. ISBN978-3-491-36004-4
    Dieses Buch ist wirklich ausgezeichnet.
    lg Chiara

    Edited once, last by Chiara (February 14, 2009 at 8:16 AM).

  • Hallo Chiara, auf Deine Fragen kann ich ebenfals nicht mangels Fachwissen betreff des SS antworten, ich würde Dir jedoch raten, mal über die Wast in Berlin noch an einen detailierteren militärischen Werdegang heranzukommen. Meines Wissens gibt es aber neben der Wast noch ein Archiv bezüglich Mitgliedschaften in der SS, da müsste ich aber noch einmal recherchieren.

    Ich muss da Arnold auch zustimmen, dass aus heutiger Sicht es sicherlich ganz anders sich darstellt, Mitglied einer SS-Einheit gewesen zu sein, als damals. Mein Grossvater war auch überzeugter Nazi und lief der Bewegung treu hinterher, aus heutiger Sicht nicht verständlich, aber damals völlig normal, teilweise, um beruflich voranzukommen, notwendig.

    P.S. Die Anfrage bei der Wast dauert inzwischen ca. 10 Monate!!!!
    LG Bernd

    P.S.Hab da mal eben nachgeschaut, im Militärarchiv in Koblenz könntest Du neben der Wast auch noch fündig werden, hier der Link:
    http://www.bundesarchiv.de/aufgaben_organ…n/ma/index.html
    LG Bernd

    Edited once, last by b.meyer (February 14, 2009 at 8:46 AM).

  • Guten Morgen Chiara,

    für die Fachfragen habe ich hier das Form auch dringend benötigt und
    mir wurde jede Hilfe gegeben, die gegeben werden konnte.

    Seinen Vater besser zu verstehen, kann so auch eine Weg sein sich selbst besser zu verstehen.

    Diesen Satz von dir kann ich gut nachempfinden und ich wünsche dir
    hier eine gute Zeit. Du bist mit deinen Fragen hier gut aufgehoben.
    Ich wünsche dir, dass deine Fragen beantwortet
    werden können und dass die Antworten dir Klarheit bringen.

    Und ich stehe dir gerne für die Fragen zur Verfügung, die du im Zusammen-
    hang mit deiner Suche dir innerlich stellen wirst.

    Vor nicht ganz einem Jahr habe ich hier im Forum viele Dinge über
    meinen Vater erfahren, die ich mit Hilfe von Menschen hier aus dem
    Forum verkraften konnte. Wenn ich dir davon etwas zurückgeben
    kann, würde ich mich freuen.

    Einen ganz herzlichen Gruss
    Gitta

    +++++++

    Suche Informationen zur Allgemeinen SS und Sondereinsätzen der Gestapo Prag, Belgrad, Budapest

  • Hallo Chiara,

    ich möchte Dir folgendes empfehlen:

    1.) Antrag bei der WASt

    2.) Rufe bitte per Telefon beim BArch Berlin an, dort liegen die SS-Personalunterlagen, dort kann sofort per Liste nachgesehen werden, ob über Deinen Vater Unterlagen vorhanden sind

    3.) anhand von einigen Stichpunkten einen militär. Lebenslauf basteln zu wollen, ist Unsinn und geht so nicht.
    Ich kann an keiner Stelle erkennen, warum er bei der 3.SS-Panzer-(Grenadier)Division "Totenkopf" gewesen sein soll. Wie klext darauf komt, ist mir schleierhaft. Ich vermute auch, daß Du überhaupt nichts mit den Begriffen anfangen kannst. (wie klext scheinbar auch)
    Warum eine Division bei einer Anzahl von rund 600 Krädern keine bei einem Kradschützen-Ersatz-Etl. ausgebildeten Kradschützen gehabt haben soll.... das weiß ich nicht.

    Also verfalle ncht in unnötige Hektik, warte die WASt Auskunft ab und DANN klären wir, was zu klären ist.

    4.) vermeide es, Dir von selbsternannten Spezialisten erklären lassen zu wollen, "warum sie denn Hitler folgten" ... das muss in die Hose gehen.
    Dein Vater war eben nicht diese Unbekannte Größe "sie" - sondern eine Persönlichkeit, die Du bitte als solche zu verstehen versuchst.

    5.) tja, warum sind die Aufzeichnungen Deines Vaters anfangs eher dünn, in Gefangenschaft dann ausführlich?
    Ganz einfach: in der Ausbildungszeit begann der Tag um 5 uhr und endete um 22 Uhr, dazwischen war harter Ausbildungsdienst, jede Minute durchgeplant .....da blieb nicht Zeit für den Luxus eines Tagebuches. (welches auch nicht gern gesehen war)
    -
    in Gefangenschaft war hingegen Zeit genug.

    6.) wirklch bemängeln möchte ich hiermit, was Du uns als Daten zur Verfügung stellst. Wirklich viel ist das ja nicht. (prinzipiell hätte ich an den kompletten Aufzeichnungen an sich natürlich großes Interesse, ich befasse mich intensiv mit der Waffen-SS)

    7.) vermeide Wikipedia :rolleyes: dort sind wiklich nur Geschichtsspezialisten

    8.) lies bitte "Wolfgang Venohr - Die Abwehrschlacht" - Infos zum Autor im Internet - das Buch kann Dir helfen zu verstehen.

    Verzeih bitte meinen schroffen Ton, ist nicht persönlich, aber wenn ich die meisten Einträge hier so lese, bin ich der Meinung, daß sie mehr schaden als nützen.

    Uwe

  • Hallo,
    vielen Dank für eure Antworten und Tipps. Ich war noch nie in einem Forum aktiv und bin jetzt total überrascht, dass mein Beitrag tatsächlich auf Interesse und Hilfsbereitschaft stoßt.

    Als ich heute morgen aufstand, sah ich dass die Reihenhäuser gegenüber abgebrannt sind. Komischer "Zufall", ausgerechnet jetzt - Bilder der Zerstörung - in meinem unmittelbaren Umfeld, kein Zeitungsbild, sondern direkt vor meinen Augen Elend und Schicksal, vor dem ich meine Augen im wahrsten Sinn des Wortes nicht mehr verschließen kann.....

    Ich glaube mein Vater war bei keiner speziellen HJ-Gruppe.
    In seinem Brief von Februar 1944 mit der Feldpostnummer 35018, von dem ich vermute, dass er entweder aus Frankreich oder Deutschland abgesendet wurde, schreibt er, dass er den "Führerschein I" gemacht hat und jetzt also "Kradfahrer" geworden sei. Dabei bleibt für mich unklar, ob er den Führerschein noch bei seiner Grundausbildung im Sommer 1943 in Ellwangen, oder erst in Lettland, vermutlich Talsen gemacht hat.

    Joshi schreibt diese Feldpostnummer war von 8.9.1943-22.4.1944 an Feldgendarmerie-Kompanie SS-Panzergrenadier-Division 17 (G.v.B.),
    und
    Feldgendarmerie-Kompanie 17 (17. SS-Division) vergeben.
    Mein Vater schreibt er wäre allerdings bis Jänner 1944 bei der Panzergrenadierdivision Totenkopf gewesen. Das Totenkopfzeichen ist auch auf seiner Mütze zu sehen. Ich krieg das jetzt gar nicht zusammen.
    Über seine Zeit bei GvB schreibt er:
    "Meine Division, im Eilmarsch an die Front verlegt, griff am 8. Juni bei
    Carentan ins Kampfgeschen ein. Die Materialüberlegenheit an Panzern
    und Artillerie, besonders aber die eklatante Luftüberlegenheit des
    Gegners war so groß, dass unsere Division, die fast ausschließlich aus
    18-20 Jährigen bestand in wenigen Wochen zerschlagen war.
    Im Juli wurden die Reste der Division aus den Kämpfen genommen und
    zur Auffrischung ins Saarland verlegt (Merzig).
    Die Front war inzwischen in Lothringen, als wir wieder die erste
    Feindberührung hatten."
    Passen diese Informationen mit Aufgaben und Einsätzen von Feldgendarmen zusammen?

    An die Wast hab ich mich noch nicht gewendet, diese Möglichkeit möcht ich mir noch vorbehalten. Ich hab mich zunächst im Österreichischen Staatsarchiv angemeldet, die haben auch SS-Wehrstammkarten. Ich befürchte aber, dass nicht viel rauskommen wird. Wahrscheinlich werd ich mich doch an die Wast wenden müssen, und viel viel Geduld haben müssen.
    Vielen Dank, dass ihr mir weiterhelft!
    Grüsse
    Chiara

  • Hallo Chiara!

    Auch ich kann sehr gut nachvollziehen, daß Du Klarheit über die (Kriegs)geschichte Deines Vaters haben möchtest.

    Ich möchte mich aber auch einigen Vor-schreibern anschließen und Dir die Sorgenfalten etwas entrunzeln, die sich mit der Waffen-SS zu verbinden scheinen.
    Hundertausende waren Mitglieder der Waffen-SS und der Großteil sicherlich keine Kriegsverbrecher, sondern einfach Angehörige kämpfender Einheiten, ähnlich der Wehrmacht.
    Sicherlich z.T. besser ausgerüstet und teilweise auch ausgebildet, weswegen sie als Elite galten. Nun war aber sicherlich nicht jeder gleich ein Kriegsverbrecher oder an kriegsverbrechen beteiligt. Laß Dich da nicht irre machen von diversen geschichtlichen Beleuchtungen a la Guido Knopp ("Soldaten des Bösen" etc.). (Gilt auch für die "3. SS-Pz-Div. Totenkopf")

    Die meisten Freiwilligen waren Kinder ihrer Zeit, sicherlich der Propaganda und Indokrtinierung der damaligen Zeit anheim gefallen - aber deswegen weder Monster noch Verbrecher.
    Ich kann das aus eigenen Erzählungen eines mir bekannten Freiwilligen der 12. SS-Pz-Div "HJ" bestätigen. (
    Hier im Forum gibt es auch Veteran43 - auch ein Freiwilliger der W-SS, der Dir sicherlich auch dazu was sagen kann - war auch Kradaufkl.)
    Die haben einfach geglaubt, ihrem Land dienen zu müssen und den Krieg zu gewinnen. Abenteuerlust spielte bei manchen auch eine Rolle.

    Mein Vater (Jahrgang 1929) war sicherlich kein überzeugter Nazi, landete aber in seinem Werdegang auch bei der Streifen-HJ (davon versprach er sich Vorteile), aus deren Mitgliedern sich auch die Waffen-SS gerne bediente. (Wer weiß, wo mein Vater gelandet wäre, wenn der Krieg länger gedauert hätte).

    Nun aber zu Deinen Fragen:
    Die allererste Adresse wäre tatsächlich die WASt

    Da dies bekanntlich dauert, können wir hier im Forum sicherlich ein wenig herumpuzzeln.
    Dazu müssten aber die Informationen Deinerseits so genau wie möglich sein. Aus den kleinsten "Nebensächlichkeiten" können einige Spezialisten hier schon viel herauslesen.
    Vielleicht hast Du genauere Informationen oder Fotos, die Du einstellen kannst.

    Zum Zeitablauf nach deiner Schilderung komme ich etwas ins grübeln:

    Die 3. SS-Pz-Div "Totenkopf" war ab Herbst 1943 im Raum Charkow (Ukarine) "unterwegs", also nicht in Lettland...Von hier ging der Weg in dauernden Abwehrkämpfen beständig Richtung südwesten.
    Da dein Vater aber ab dem Januar '44 der 17. SS-Pzgr-Div "Götz von berlichingen " zugeteilt war, die in Frankreich lag, ist mir Lettland irgendwie schleierhaft. Aber vielleicht kann da ein anderer weiterhelfen. Da passt irgendetwas nicht zusammen - entweder der Ort, oder die Division Totenkopf.

    Die Ausbildungsdauer zum Panzergrenadier dauerte, wie schon oben geschrieben, je nach Zeitpunkt, Frontlage einige Monate - wie Schober schon schrieb, bei der "Götz von Berlichingen" von 15. Nov. 1943 ( Aufstellungsbeginn) - Mitte April 1944 (abgeschlossene Zug- und Kompanieausbildung) - Ende April wurde der Verband dem OKW als reserve für die bevorstehende Invasion bereitgestellt.
    In diesem Falle also etwa 5 Monate.

    Ich hoffe, etwas weitergeholfen zu haben und werde dieses Thema auch weiterverfolgen.

    Gruß Klaus

    Nachtrag:

    Der Totenkopf hat nicht unbedingt was über die Divisionzugehörigkeit zu sagen. Der war auf jeder Dienst oder Feldmütze, aller W-SS-Divisionen drauf.


    Quellennachtrag o.g. Daten: Rolf Michaelis "Die Waffen-SS Mythos und Wirklichkeit"

    Im Gedenken an Veteran Werner (12. SS-Pz.Div 26)
    +11.07.2009

    Edited once, last by terminus (February 14, 2009 at 10:05 AM).

  • Hallo Chiara,
    die Arbeit findest Du im hier LdW eingestellt unter "Einheiten der Waffen-SS", weiter dann: Online Dokumente und Materialien zur Geschichte des SD, der SA, der SS.........

    schau einfach mal rein

    Gruss
    Oliver

  • Hallo Chiara,
    ich denke, die Sache mit der WAST solltest Du umgehend in Angriff nehmen. Warum warten ?( Nach der Anfrage mußt Du eh 10 Monate und mehr auf die Antwort warten. Da bleibt dann noch genug Zeit, verschiedene Möglichkeiten zu prüfen und diverse Bücher zu lesen.
    Und wenn es um personenbezogene Daten geht, sollte die WAST immer die erste Adresse sein.

    Herzliche Grüße Jürgen

    Suche alles zum Bau-Pionier-Bataillon 119 ab 11/1943