• Hallo!

    Hat jemand von euch schon Erfahrungen mit dem Suchreferat Moskau? Ich hatte vor dem Server-Crash schon über meine Erfahrungen berichtet, die zumindest bis jetzt nicht so positiv sind, obwohl anfangs alles danach aussah. Hier mal kurz der Ablauf:

    24.03.2006 Anfrage nach den Daten meines Großvaters und gleichzeitige Bezahlung von 30,00 Euro

    24.07.2006 Mitteilung, dass die Akte meines Großvaters zu dessen Gefangenschaft vorhanden ist. In der Mitteilung wurden kurz ein paar Daten angesprochen, die seine persönlichen Verhältnisse betrafen. Ich glaube also, dass diese Akte wirklich in den Händen des Suchreferats ist. Mir wurde geschrieben, dass die Akte voraussichtlich im September rausgeschickt wird. Deshalb habe ich die vereinbarten 230 Euro bezahlt (Kopien und Übersetzung von 5 Seiten)

    21.10.2006 Nachdem die Akte bis dahin nicht angekommen war, nochmalige Nachfrage. Antwort: Es wird noch auf Auskunft von einem Lager gewartet, Zusendung innerhalb drei Wochen.

    01.12.2006 Unterlagen immer noch nicht da, erneute Nachfrage. Antwort am 11.12.: Es handelte sich um eine technische Pause, Zusendung verbindlich bis Ende der Woche.

    09.01.2007 erneute Nachfrage - keine Antwort
    18.01.2007 erneute Nachfrage - keine Antwort
    heute erneute Nachfrage

    Ist schon alles irgendwie seltsam. Hat irgendjemand schon positive Erfahrungen mit dem Suchreferat?

    Andreas

    EKM DDR 240470408913

  • Hallo zusammen,

    vor dem Forumcrash habe ich versprochen uber meine Eindrucke vom Besuch des Suchreferats zu berichten.
    Bin nach wie vor bereit das zu machen, muss nur meine Gedanken zusammenfassen und in die schriftliche Form uberfuhren.

    Gruss,

    Kirill

    Edited once, last by Kirill (January 23, 2007 at 8:33 PM).

  • Hallo Kirill,

    danke für die Info. Super, dass jemand, der die Möglichkeit hat, sich vor Ort kundig macht. Ich bin jetzt schon gespannt auf deinen Bericht!

    Andreas

    EKM DDR 240470408913

  • Hallo,

    meine Erfahrungen sind positiv. Auch Anfrage, dann Mitteilung, dass eine Akte vorhanden ist, Bezahlung eines Obolus (allerdings kleiner als bei Dir), und hatte die Akte dann innerhalb von rund 8 Wochen.

    An Deiner Stelle würde ich einfach einmal abwarten! Du hast ja nun schon genügend dort angefragt, kann ich auch verstehen, ist schliesslich eine Menge Geld und gespannt auf die Akte ist man auch. Aber vielleicht haben die einfach irgendein Problem mit der Logistik, Wintereinbruch oder sonst was. Kann mir vorstellen, dass aus manch einem Archiv dann mal ein paar Wochen nichts kommt...

    Gruss

    Hannes

    Als Vorsitzender der TG der 50. ID bin ich immer auf der Suche nach Material/Kontakten bzgl. der Division.
    50. InfDiv.

  • Hallo Hannes,

    danke für die Info. Das macht mir jetzt doch wieder etwas Mut.

    Ich habe auch heute wieder eine Antwort bekommen. Und diese besagt, dass die Unterlagen seit drei Tagen mit dem TNT-Postdienst unterwegs sind. Also das sollte es dann wirklich sein. Nachdem man in der ersten Nachricht beschrieben hat, was man so alles erwarten kann (viele persönliche Daten, u.a. Lebenslauf meines Großvaters von 1929-1942, Umstände der Gefangennahme usw.) wurde das Warten ganz schön lang, weil mich das natürlich brennend interessiert.

    Ich werde auf jeden Fall in diesem Forum noch berichten, wie es ausgegangen ist und welche Unterlagen bzw. welchen Inhalt man erwarten kann.

    Gruss
    Andreas

    EKM DDR 240470408913

  • Hallo,

    heute habe ich endlich die Unterlagen von TNT erhalten! War ein total tolles Gefühl, den Brief in der Hand zu halten, nach so langer Zeit.

    Der Inhalt ist ein ausgefüllter Fragebogen, wie er scheinbar für jeden Gefangenen angelegt wurde. Ehrlich gesagt stand auch nur wenig mehr drin als das, was im Infobrief beschrieben wurde. Und der angekündigte Lebenslauf von 1929-1941 liest sich so: "1929-1935 Arbeiter im Glaswerk in Bilin, 1935-1941 das gleiche." Ist also nicht gerade berauschend. Am Ende aber trotzdem noch neues, so z.B. Angaben über Lagerwechsel oder Personenbeschreibung, und, was ich bisher nicht wusste, auch er war nach seinen eigenen Angaben Mitglied in der Partei. Darüber hatte in unserer Familie nie jemand gesprochen. Und bei der Nationalität hat er als Halbtscheche clevererweise tschechisch angegeben, obwohl er zu Hause eher deutsch erzogen wurde. Ich denke, das könnte wohl zu seiner frühzeitigen Entlassung am 19.10.1945 beigetragen haben.

    Also das Kapitel Suchreferat doch noch mit einem guten Ende, obwohl es mit der Information sehr holprig lief!

    Andreas

    EKM DDR 240470408913

  • Hallo Andreas,

    herzlichen Glückwunsch zu deinem Erfolg, wird wohl nicht gerade billig gewesen sein über das Suchreferat, aber wenigstens hast du was zu deinem Opa in der Hand. Du kannst dein Glück ja mal beim

    Bundesarchiv Berlin
    Abteilung Deutsches Reich
    Finckensteinallee 63
    12205 Berlin

    Tel.: 01888/7770-411
    Fax.: 01888/7770-111
    e-Mail: berlin@barch.bund.de

    versuchen, dort werden die Parteiunterlagen der NSDAP (u.a. Zentrale Mitgliedskartei) verwahrt.

    Gruß Alex

    Edited once, last by Henry Jones (January 27, 2007 at 6:15 PM).

  • Privet wsem!

    Ich weiss, dass ich Euch noch eine Erzählung über meinen Besuch im Suchreferat-Moskau. Zuerst etwas Geschichte. Referat ist eine Abteilung der sogenannten “Liga für russisch-deutsche Freundschaft” – einer gesellschaftlichen Organisation. Liga hat seinerzeit von der Gesellschaft für sowjetisch(spatter russisch)-deutsche Freundschaft (einer ofiziellen Organisation mit grosser Staatsbeteilugung) abgespaltet. Liga lebt jetzt wie alle unsere Organisationen dieser Art – viel Geld – lebt gut, nicht viel – nicht sehr gut. Vieles hängt natürlich von der Aktivität der Leitung und der Mitglieder ab. Wo es richtige Enthusiasten gibt, dort läuft das Leben aktiv.
    Suchreferat eierseits diend den allgemeinen Zielen der Liga, andererseits ist ein Mittel der finanziellen Unterstützung. Mitte Neunziger hat Liga mit dem RGWA (damals Zentrum für Aufbewahrung der historisch-dokumentalen Sammlungen, noch früher das Zentrale Staatliche Sonderarchiv der UdSSR) einen Vertrag abgeschlossen zur Bearbeitung der Anfragen über die Kriegsgefangenschaft, was bis jetzt mit mehr und weniger Erfolg macht. Die finanzielle Modalitäten des Vertrages kenne ich nicht, wie sie dort den Gewinn teilen, aber ich denke, dass die Archivaren davon nicht besonders viel Geld bekommen. Gesucht wird von den Archivaren selbst unter der Beteiligung der Mitarbeiter der Liga.

    Das Referat selbst nimmt ein Zimmer im Hause im Zentrum Moskaus (ca. 500 m. von dem Roten Platz entfernt) dort sitzt eine nette Frau und arbeitet mit den Anfragen. Sie hat mir einen Fragebogen gegeben, über ihre Tätigkeit erzählt (nich nur des Referats, sondern auch der Liga im ganzen) – Veteranentreffen, Arbeit mit der Jugend, verschiedene gemeinsame Veranstaltungen.

    Also, meine Meinung, es ist natürlich alles legal, teuer oder nicht (30 Euro Anfangsbeitrag, dann 200 für Bescheinigung + … pro Seite Übersetzung), – Ihr sollt schätzen, umsomehr, dass es jetzt alternative Varianten gibt.

    Was ist die beste, die schnellste und die billigste Variante zur Information zu kommen – schwer zu schätzen. Meines Erachtens, optimal – auf den verschiedenen Wegen zum Ziel zu gehen.

    So ist es.

    Gruss,

    Kirill

    P.S. Beste Gluckwunsche, Andreas zu lange erwarteten Erhaltung der Information.

  • Lieber Kirill !

    Herzlichen Dank für Deinen Bericht vom Suchreferat.

    Dazu habe ich noch eine Frage.

    Sollte beim RGWA keine Akte vom Gesuchten gefunden werden, weil eine Verurteilung aus anderen Gründen vorliegt, wird dann vom Suchreferat auch in den Archiven nachgesehen ?

    Von meinem Vater gab es beim RGWA keine Akte. Mein russischer Helfer wollte dann noch in einem anderen Archiv ( politisch verurteilt ?)
    nachschauen. Suche war negativ.
    Leider habe ich das Archiv nicht genannt bekommen.

    Ich hatte den Eindruck, daß die Angabe dieser Adressen sehr vorsichtig
    gehandhabt werden. Das war 2003.

    Durch eine Heimkehrererklärung für den Ural, die ich an das RGWA geschickt hatte, klärte es sich aber auf.
    Der Heimkehrer war nicht im Ural, sondern in Tscherepovetz (Oblast Vologda) im Lager.
    Dort war mein Vater mit falschem Vornamen registriert worden. Alle anderen Daten gehörten zu ihm.
    Die Sachbearbeiterin vom RGWA hat mir sehr geholfen.

    Dieses auch für alle anderen Suchenden.

    Gruß Hummel.

  • Hallo zusammen,

    Kirill, vielen Dank für deinen Bericht. Ich denke, das wird einigen bei ihrer Entscheidung helfen.

    Henry Jones, vielen Dank für den Tip. Da werde ich wohl mal nachfragen. Vielleicht klärt sich dann so einiges auf. Mir ist nämlich nicht ganz klar, wie ein Sudetendeutscher (Staatsangehörigkeit CSR) schon 1935 Mitglied der NSDAP gewesen sein kann (steht so im Verhörbogen).

    Gruss
    Andreas

    EKM DDR 240470408913

  • Privet, Hummel!

    Ich weiss leider nicht, ob das Suchreferat in allen Archiven forscht, in einige haben die unbefugten Personen keinen Zugang (FSB, MVD u dgl.).
    Bezuglich der Verurteilten habe ich schon jemandem zwei Adressen genannt: Das Zentralarchiv des FSB (101000, Moskva, B. Lubjanka, 2) und das Informationshauptzentrum des Innenmiinsteriums Russlands - Glavny informazionny zentr MVD RF (117418 Moskva, Nowocheremushkinskaya, 67).

    Gruss,

    Kirill

    Edited 2 times, last by Kirill (January 30, 2007 at 7:43 AM).

  • Quote

    Original von Andreas Dick
    Mir ist nämlich nicht ganz klar, wie ein Sudetendeutscher (Staatsangehörigkeit CSR) schon 1935 Mitglied der NSDAP gewesen sein kann (steht so im Verhörbogen).

    Gruss
    Andreas


    2 Möglichkeiten:

    1. reale illegale Mitgliedschaft (Staatsangehörigkeit war doch völlig egal, er fühlte sich als Deutscher!)

    oder

    2. unter Folter gesteht man alles!

    sei nicht so naiv, es handelt sich um Kommunistenakten, noch nie was von Stalin, NKWD, Schauprozessen etc. gehört??

    Gruss Uwe

  • Hallo Uwe,

    ehrlich gesagt glaube ich eher an einen Hör-, Schreib- oder Übersetzungsfehler, weil in dem Verhörbogen doch einige Ungereimtheiten existieren. Oder er war vor 1939 Mitglied der SdP und hat beim Verhör einfach nur eine einzige Mitgliedschaft daraus gemacht. An Folter kann ich in seinem Fall eigentlich nicht glauben, dann eher, dass er alles, was man hören wollte, sofort zugegeben hat. Alles was mein Opa wollte, war, so schnell wie möglich aus diesem Krieg raus und nach Hause. Im Verhör hat er als Nationalität "Tscheche" angegeben, und da er (fast) akzentfrei tschechisch sprach, hat man ihm das sicher auch abgenommen. Und dann kam er ja auch sehr früh frei. Nur dass er seine Familie zuhause leider nicht fand, die waren von den Tschechen schon vertrieben und er musste sie in Deutschland erst lange suchen!

    Aber ich werde auf jeden Fall mal beim Bundesarchiv anfragen, das wird das ganze sicherlich aufklären.

    Gruss
    Andreas

    EKM DDR 240470408913