Grimminger, Jakob; Kornett der Blutfahne

  • Hallo Diana,
    die "Plakette" nennt man Ringkragen. Sie wurden im 19. Jhd von Kavallerie-Offizieren getragen, tlw. auch noch im 20. Jhd (Garde-Kürassiere) auch von Stabswachen im 1. WK und Feldgendarmen/Polizisten im 1. und 2. WK, ab 1898 auch von Fahnenträgern von (meist) Regimentern.
    Der Ringkragen der Fahnenträger der Allgemeinen SS war mit einer Art Gardestern verziert, auf dem der Reichsadler mit Eichenkranz angebracht war. In der Mitte des Eichenkranzes das Hakenkreuz. In den oberen beiden Ecken waren noch zwei "Nupsi" oder "Pickel"
    Schöne Grüße,
    JR

    Edited 3 times, last by IR75 (March 27, 2018 at 10:33 PM).

  • Hallo,
    hab noch mal einen Ausschnitt in höherer Auflösung gescannt. Man sieht gut das EKII und das KVK mX (oder ist das was bayerisches?), das SA-Sportabzeichen und links den türkischen Eisernen Halbmond, den er als Mitglied der Fliegertruppe auf dem osmanischen Kriegsschauplatz bekam. Den anderen Orden links kenne ich nicht. Man müßte dazu mal in die Stammrolle schauen. Das mögliche Coburger Abz. ist leider nicht viel besser zu sehen.
    In dem ersten Post hat Huba einen Artikel eingestellt, aus dem hervorgeht, daß der erste Fahnenträger, der am Marsch auf die Feldherrenhalle beteiligt war, bereits vor 1926 gesundheitlich angeschlagen war und daher den Anstrengungen der Aufmärsche nicht mehr gewachsen war. Das hatte also anscheinend nichts mit dem Angriff auf ihn zu tun.
    Grüße,
    JR
    xGrimminger_Dklein.jpg

    Edited 4 times, last by IR75 (March 27, 2018 at 10:51 PM).

  • Allerdings würde mich mal interessieren, was ausgerechnet diesen Herrn Grimminger befähigte, der Kornett dieser Blutfahne gewesen zu sein. Man legte ja sonst immer so viel Wert auf Schnittigkeit & Co., aber Herr Grimminger ist ja nun eher keine so große Augenweide Ist bekannt, wie er dieses "Amt" erlangte?

    Merkwürdige Frage, meine Mutter, Jahrgang 1935 sprach immer von der sog. "Schneidigkeit" solcher Typen in Uniform, dieser Ausdruck hat mich quer durch meine Kinder-, und Jugendzeit begleitet.
    "Schneidig" war der blonde Ritterkreuzträger in den Augen der kleinen Mädels, der produzierte "Held" mit dem Orden am Hals.

    Selbst im hohen Alter sprach meine Mutter über diese "schneidigen" Typen, sehr traurig, ihre spätere Demenz ließ all das einschlafen, sicher besser so.

    Gruß

    Micha

  • Hallo,

    besitzt vielleicht jemand Band 25 der Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft, Steiner Verlag 2012?
    Dort findet sich auf Seite 208-236 ein Aufsatz von Rainer Orth :"Von einem verantwortungslosen Kameraden zum Krüppel geschlagen. Der Fall des Hitler-Putschisten Heinrich Trambauer".

    Dort müssten sich doch nähere Angaben über die Vita Trambauers finden lassen?

    Beste Grüsse
    Ingo

  • Hallo zusammen,

    danke für die Aufklärung zum Ringkragen ;) . Leider vertut man (bzw. Frau) sich mal, wenn einem die korrekte Begrifflichkeit fehlt, weil man's schlichtweg nicht weiß.

    Habe mir jetzt auch mal das Koburger Ehrenzeichen im Internet angeschaut; irgendwie sieht das auf dem Foto von JR ein bißchen anders aus. Ist aber letztlich auch nicht so wichtig.

    Thomas, wäre es vielleicht hilfreich, die handschriftlichen Eintragungen in Deinem ersten Post noch zu "übersetzen"? Helmut schrieb, er kann die Texte nicht lesen. Evtl. geht es anderen Mitgliedern ja ähnlich.

    Grüße

    Diana

    Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert (Ingelore Ebberfeld)

  • Guten Abend,

    . Den anderen Orden links kenne ich nicht. Man müßte dazu mal in die Stammrolle schauen.

    In der Kriegsstammrolle von Grimminger ist eine 1937 ausgestellte Militärdienstbescheinigung eingeklebt (als Anhang beigefügt). Darin sind als Kriegsauszeichnungen nur erwähnt:
    EK II (12.8.1918)
    osmanische Kriegsmedaille (30.10.1918)

    Grüße
    Jörg

  • Hallo,

    Quote

    Man legte ja sonst immer so viel Wert auf Schnittigkeit & Co., aber Herr Grimminger ist ja nun eher keine so große Augenweide Ist bekannt, wie er dieses "Amt" erlangte?

    die Blutfahne symbolisierte die Entbehrungen und Härte der "Kampfzeit", entsprechend hatte der Träger auch auszusehen wie ein Dabei-gewesener.

    (Da kannste doch keinen zwanzigjährigen blonden Burschen dranstellen, sähe ja aus wie die Fahne vom Sturm 175....)

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Abend zusammen,

    Jörg,
    Kriegsauszeichnungen, EKII hätten wir, dazu die Auszeichnung "Türkischer Halbmond",
    damit dürfte wohl die osmanische Kriegsmedaille gemeint sein?

    GrimmingerAuszeichnungen.PNG

    Diana,
    Übersetzung ist immer gut, hier mal der "ganze" Lebenslauf, es taucht auch das (C)Koburger Abzeichen auf, auch der Halbmond.
    Wobei man bei diesen Lebensläufen hinsichtlich der Genauigkeit vorsichtig sein muss, sowas wurde aus der Erinnerung heraus geschrieben.

    GrimmingerLebenslauf1.PNG GrimmingerLebenslauf2.PNG

    westermann,
    Dienststellung Truppführer könnte ich hiermit nachweisen,

    GrimmingerTruppf..PNG

    Scharführer nicht....nichts zu finden, aber doch anhand der Daten annehmbar.

    Rene,

    Quote

    die "Blutfahne" wurde 4.7.1926 auf dem Reichsparteitag in Weimar der SS übergeben. Im Buch "Der Kornett der Blutfahne" steht, dass Grimminger ab September 1926 der Träger war.


    Ein Buch, bekannt, welche Quelle "das "Buch" dafür nennt?
    Kann es der von mir eingestellte Zeitungsartikel sein?

    Beste Grüße Thomas

  • Hallo,
    Jörg, danke für die Dokumente. Ja: Türkischer Halbmond, Eiserner Halbmond= Osmanische Kriegsmedaille. Auf englisch "Gallipoli Star"
    Was mich noch immer wundert, ist daß er als Pionier bezeichnet wird, obwohl er von Anfang an bei den Fliegern war. Er wurde allerdings lt. Dokument vom wehrdienst zurückgestellt. Vielleicht war die für ihn urspr. intendierte Einheit ein Pio Btl.
    Daß er zweimal seine Stellung verlassen hat, auf Druck der "Marxisten" scheint seinem Ansehen nicht geschadet zu haben, oder verstehe ich da was falsch?
    Gruß,
    JR

    Edited once, last by IR75 (March 30, 2018 at 12:44 AM).

  • Grüß Euch,

    Ein Buch, bekannt, welche Quelle "das "Buch" dafür nennt?

    [Blocked Image: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/51-T6nXnMuL.jpg]

    in diesem Buch sind die Lebenserinnerungen von Jakob Grimminger abgedruckt, die er im Jahr 1965 handschriftlich zu Papier brachte.

    Auf Seite 110 berichtet er, dass am 04.07.1926 nach der Kundgebung im Nationaltheater, bei der Hitler die Blutfahne der Münchner Schutzstaffe "zu treuen Händen"l übergeben hatte, ein Marsch durch Weimar stattfand.
    Der als Blutfahnenträger bestimmte Heinrich Trambauer ( Grimminger und der spätere SS-Obersturmbannführer Hans Feierlein waren Fahnenbegleiter ) ließ sich bei diesem Marsch mehrmals ablösen, da ihm die Aufgabe zu anstrengend war.
    Grimminger, der schon in den Jahren 1922 - 23 mehrmals Fahnenträger war, wurde zu seinem Nachfolger bestimmt. Der erste öffentliche Auftritt in dieser Funktion erfolgte im September 1926.

    Die Angaben in Grimmingers Lebenslauf ( Juli 1926 ) und jene im Artikel ( September 1926 ) widersprechen sich daher nicht zwangsläufig.

    -------------------------------------------------------------


    Daß er zweimal seine Stellung verlassen hat, auf Druck der "Marxisten" scheint seinem Ansehen nicht geschadet zu haben, oder verstehe ich da was falsch?
    Gruß,

    Grimminger hat auf Druck der "Marxisten" zweimal seine Stellung ( Arbeitsplatz ) verloren. ;)

    Liebe Grüße

    ...VIRIBUS UNITIS...

    Edited 2 times, last by knaff (March 30, 2018 at 9:59 AM).

  • Hallo,

    im Lebenslauf gibt er den Beruf seines Vaters Josef mit Modellschreiner. Im Adressbuch 1895 steht ehemaliger Fabrikhausmeister, Ulmerstr. 1 II.Stock (könnte auch ein namensgleicher Großvater gewesen sein, falls der Vater keinen eigenen Hausstand hatte). In späteren Adressbüchern taucht der Vater nicht mehr auf.

    Nach dem Umzug nach München 1900 hat die Familie in der Gebsattelstr. 15 I.Stock gewohnt haben, Berufsangabe des Vaters Schreinermeister.

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo,


    Was mich noch immer wundert, ist daß er als Pionier bezeichnet wird, obwohl er von Anfang an bei den Fliegern war. Er wurde allerdings lt. Dokument vom wehrdienst zurückgestellt. Vielleicht war die für ihn urspr. intendierte Einheit ein Pio Btl.

    Grimminger war ein sog. „Ersatz-Reservist“. Das waren Wehrpflichtige, die zwar tauglich und gemustert waren, aber als Kapazitätsgründen vor 1914 zunächst nicht eingezogen worden waren.
    Der Jahrgang 1892 , dem Grimminger angehörte, trat seinen Wehrdienst 1912 an.
    Da er nicht eingezogen wurde, war für ihn auch kein Truppenteil vorgesehen. Die Ersatzreservisten wurden bei Kriegsbeginn entweder zu Truppenteilen eingezogen, für die sie wegen ihres Berufs gut geeignet waren oder es wurden spezielle Verbände nur aus Ersatzreservisten gebildet. Viele Ersatzreservisten wurden auch zur Aufstellung von Reserveeinheiten nach den massiven Verlusten in den ersten Kriegsmonaten herangezogen.

    Eingezogen wurde er lt. seinen Kriegsstammrolleneinträgen am 04.08.1914 zum bayerischen Fliegerbataillon mit dem Dienstgrad „Ersatzreservist“. Zum Fliegerbataillon kam er wahrscheinlich wegen seines Berufs als Modellschreiner. Da die damaligen Flugapparate noch recht fragil aus Holz, Leinwand und Drähten zusammengebaut waren, setzte man als „Bodenpersonal“ und „Flugzeugwarte“ bevorzugt Angehörige entsprechender holzbearbeitender oder feinmechanischer Berufe ein. In den Kriegsstammrollenblättern des bayerischen Fliegerbataillons bzw. der späteren Fliegerersatzabteilung 1 sind z.B. gehäuft Uhrmacher, Maschinenschlosser, Eisendreher oder Monteure zu finden, alles Berufe, sie sonst damals in den Kriegsstammrollen eher selten vorkommen.

    Der Beruf von Grimmingers Vater wird in den Kriegsstammrollen als „Werkmeister“ angegeben, als Adresse ist München, Weißkopfstraße 17 genannt. Für Grimminger selbst ist einmal die „Weißkopfstraße 15“ als Anschrift eingetragen.

    Als Dienstgrad wird in den Kriegsstammrollen für Grimminger bis 1916 der „Ersatzreservist“ geführt, erst mit Versetzung zur Flieger-Abt. 304, mit der er dann in Palästina war, erscheint der „Pionier“.

    Der „Pionier“ als Dienstgrad war damals bei der Fliegertruppe üblich, da es noch keine Luftwaffe als eigene Teilstreitkraft gab und der Dienstgrad „Flieger“ zumindest bei der bayerischen Fliegertruppe nicht verwendet wurde.

    Die Bezeichnung „Osmanische Kriegsmedaille“ ist original so in der Kriegsstammrolle eingetragen (siehe Anhang – Kriegsstammrolle Grimmingers der bay. FlgAb. 304).

    Grüße
    Jörg

  • SS-Standartenführer - ehrenhalber ?

    Servus,

    in dem oben erwähnten Buch : "Der Kornett der Blutfahne", S.133, schreibt Jakob Grimminger in seinen Erinnerungen : "[...] Ich habe in Voves SS-Standartenführer angegeben, obwohl ich es nur ehrenhalber war. [...]".

    Was meint er mit "ehrenhalber" ? Kann sich das jemand erklären ?

    Thomas, vielen Dank für die Dokumente!

    Gruß, westermann

  • Hallo,

    Quote


    Was meint er mit "ehrenhalber" ?

    damit wollte er wohl ausdrücken, daß er SS-Ehrenführer war, also eine Person, die nicht SS-Mitglied war, aber zwischen 1933 und Anfang 1936 ehrenhalber einen SS-Rang bekommen hat. Dieser war weder mit Mitgliedschaft noch mit einer Befehlsgewalt verbunden. Die Ehrenführer wurden aber im Januar 1936 regulär in die SS übernommen, daher dürfte seine Aussage so nicht korrekt sein.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Guten Abend Thilo,

    vielen Dank für Deine Antwort! Thomas hat zur Einleitung die verschiedenen Dienstgrade und Dienststellungen von Grimminger aufgezählt. Doch findet sich dort kein Hinweis, daß Grimminger SS-Ehrenführer war. Stattdessen wurde er regulär am 20.4.1943 zum SS-Standartenführer befördert. Veröffentlicht wurde dieser Dienstgrad in der DAL44 :

    GrimmingeR_DAL44.png

    Und dies finde ich ein bißchen komisch, wenn er dann dies als "nur ehrenhalber" bezeichnet.

    Gruß, westermann

  • Guten Abend zusammen,

    Thilo,

    Quote

    damit wollte er wohl ausdrücken, daß er SS-Ehrenführer war, also eine Person, die nicht SS-Mitglied war,

    SS-Angehöriger, nicht SS-Mitglied.

    SS-Rangführer und SS-Ehrenführer waren Angehörige der SS, nur eben ohne Aufgabengebiet.

    Diese "Ehrendienstgrade" wurde an Personen aus der Partei, Politik, Wirtschaft usw verliehen,

    die Angehöriger der SS wurden ohne Dienst zu tun.

    Himmler wollte seinen Orden so aufwerten, aufwerten mit namenhaften Personen.

    Die Ehrendienstgrade fielen dann weg, wann genau weiß ich nicht mehr, aber wenn du in unsere Arbeiten schaust,

    alles, was unter "Führer beim Stab" läuft, ist nichts anderes.

    In der Regel wurden diese "Führer beim Stab" in die SS aufgenommen, man bekam einen netten Führerdienstgrad ohne jemals die Karriereleiter erklimmen zu müssen.

    Natürlich wurde auch befördert.....

    So stelle ich es mir auch bei Grimminger vor, er wurde nur noch als F.beim Stab geführt, und dieses "Automatische", die Beförderung ohne entsprechende Dienststellung, mag ihm "ehrenhalber" vorgekommen sein.

    Grüße Thomas

  • Servus,

    Thomas, vielen Dank für Deine Erklärungen! Zumindest besaß Grimminger die meiste Zeit wohl die Dienststellung "Kornett", wie wir sie sonst bei den Standarten auch verzeichnet haben.

    Im o.g. Buch findet sich im Bildanhang (ohne Seitenangabe) ein SS-Dokument zur Stellenbesetzung vom 21.8.1936. Vermutlich stammt es aus dem Bestand SSO im Bundesarchiv Berlin. Hierin findet sich noch eine andere Erklärung. Grimminger soll als "SS-Führer beim Stab SS-Abschnitt I" zum "Führer beim Stab des SS-Oberabschnitts Süd" ernannt werden. Der damalige Führer des SS-Oberabschnitt Süd Freiherr von Eberstein begründet dies damit :

    "SS-Stubaf. Grimminger ist Träger der Blutfahne. Nachdem die Fahnenbegleiter und der Ehrensturm für die Blutfahne von der SS-Verfügungstruppe gestellt werden, letztere aber unmittelbar dem SS-Oa. Süd untersteht, hat sich die Versetzung des SS-Stubaf. Grimminger zum Stab SS-Oa. Süd als notwendig erwiesen.". Somit haben hier äußere Umstände, auf die Grimminger keinen Einfluß hatte, zur Versetzung geführt. Die gewählte Bezeichnung "ehrenhalber" kann ich mir noch nicht richtig erklären.

    Gruß, westermann