Grundsätzliches über die Feldpost

  • Feldpostnummern und Kenn-Nummern

    Die Fp-Nummer war etwas ganz Neues. Offene Anschriften, die Aufschluß über Truppenteile, Stäbe, Einheiten und über Gliederung gaben, waren abwehrmäßig unerwünscht. Mit solchen Anschriften hätte die Feldpost den gegnerischen Nachrichtendiensten ein dankbares Betätigungsfeld geboten. Es mußte außerdem damit gerechnet werden - was auch tatsächlich geschehen ist -, daß Fp-Sendungen in nicht geringer Zahl in gegnerische Hände fielen.
    Das OKH hatte daher ein Nummernverfahren ausgearbeitet, das die Fp-Anschrift vollkommen tarnte. Es bestand aus einer fünfstelligen Nummer, so daß außer dem Namen und der neutral gehaltenen Dienstgradbezeichnung - aus ihr sollte keine Zugehörigkeit zu bestimmten Waffengattungen ablesbar sein - keinerlei weitere Angaben in der Anschrift enthalten waren.
    Die Fp-Nummern wurden nicht nach einem bestimmten System, sondern willkürlich verteilt, wodurch sie sich jeglichen Entschlüsselungsversuchen und Kombinationen entzogen. Zugewiesen wurden sie den Einheiten von einer rein militärischen Stelle, nämlich einer Dienststelle beim OKH/GenQu, und blieb für die Einheiten stets unverändert, gleichgültig, wie deren Unterstellungsverhältnise und Einsatzgebiete wechselten.
    Allerdings wurde die reine postalische Verteilarbeit, namentlich bei den PSSt [Postsammelstellen], schwieriger, je mehr Fp-Nummern es gab. Zur Verringerung ihrer Zahl regte deshalb der HPM [Heerespostmeister] an, ein nummernsparendes Verfahren einzuführen, das zunächst bei Infanterie- und Artillerieregimentern, später auch bei anderen Truppenteilen angewandt wurde. Es bestand darin, daß nicht mehr der kleinsten Einheit im Sinne der Fp-Nr., der Kompanie, eine eigene Nummer zu geben sei, wodurch diese Nummern ins uferlose wuchsen. Vielmehr wurde der nächstgrößten Einheit, dem Bataillon - bei der Artillerie die Abteilung -, eine Nummer zugeteilt, wobei Stab und Kompanie durch zusätzliche Buchstaben unterschieden wurden. Es bedeutete also z.B.
    Feldpost-Nummer:
    16 748 A = Stab des Bataillons X,
    16 784 B = 1. Kompanie des Bataillons X,
    16 784 C = 2. Kompanie des Bataillons X,
    16 784 D = 3. Kompanie des Bataillons X,
    16 784 E = 4. Kompanie des Bataillons X.
    Bei der Verteilung bei den PSSt brauchten diese Unterscheidungsbuchstaben nicht berücksichtigt zu werden.
    Mit FpAmtsblVfg Nr. 52/1939 v. 01.12.1939, S. 43, wurden daher die PSSt und FpPnSt [Feldpostpäckchenstellen] angewiesen, die Zusatzbuchstaben bei der Verteilung unberücksichtigt zu lassen. Zunächst waren 40.000 Fp-Nummern ausgegeben worden. Anfang 1942 sind es offenbar 48.000 gewesen, denn nach FpAmtsblVfg Nr. 13/1942 v. 23.01.1942, S. 6, waren etwa auftretende Nummern über 48.000 falsch. Am 31.12.1942 waren es 56.000 (FpAmtsblVfg Nr. 120/1942 v. 23.12.1942, S. 71), die bis April 1943 auf 60.000 anwuchsen (FpAmtsblVfg Nr. 45/1943 v. 16.04.1943, S. 19). Gemäß FpAmtsblVfg Nr. 14/1944 v. 29.02.1944 reichten die Fp-Nummern bereits bis 64.000, außerdem waren solche von 80.000 - 88.000 ausgegeben worden. Nach FpAmtsblVfg waren auch Fp-Nummern von 71.000 - 72.000 belegt worden, die jedoch nach FpAmtsblVfg Nr. 7/1945 v. 12.01.1945, S. 3, wieder an die Absender zurückzugeben waren.
    Da die Fp-Nummern mangels jeglicher Ortsangabe nicht leitfähig gewesen wären, mußten sie in irgendeiner Weise den FpÄ [Feldpostämter] als den Empfangspostanstalten zugeordnet werden, deren Bereich im allgemeinen den Bereich einer Division umfaßte. Bei den Korps-FpÄ und den FpÄ z.b.V. war dies etwas anders.
    Diese Zuordnung geschah wiederum getarnt, um die Klarbezeichnung der FpÄ und damit die Truppenteile nicht in Erscheinung treten zu lassen, und zwar durch dreistellige sogenannte Kenn-Nummer, die jedem FpA [Feldpostamt] zugeteilt wurden. Bei einem wechsel des Unterstellungsverhältnisses eines FpA und der von ihm betreuten Fp-Nummern, also Truppeneinheiten, änderte sich jeweils die Kenn-Nr., d.h., die Fp-Nummern wurden von einer Kenn-Nr. auf eine andere "umgelegt", wie man das damals nannte. Die Fp-Nummer hingegen blieben stets unverändert. Die Kenn-Nr. waren also den Absendern in der Heimat nicht bekannt und sollten dies auch nicht sein. Sie waren auf Sendungen nicht anzubringen, lediglich auf den nachzuweisenden Sendungen aus dem Felde in die Heimat oder bei der Heerespost traten sie in Erscheinung. Damit blieben sie aber im feldpostalischen oder truppendienstlichen Bereich, da solche nachzuweisenden Sendungen privater Art nicht zugelassen waren.
    Die Kenn-Nr. wiederum wurden den einzelnen PLP [Postleitpunkten] zugeordnet, so daß ohne jegliche Ortsangabe - bis auf die der PLP, die aber außer auf den Beutelfahnen nirgends in Erscheinung traten - eine einwandfreie Leitung der Sendungen nach dem Felde gewährleistet war, die auch schnell wechselnden Verhältnissen angepaßt werden konnte.
    Der Schlüssel für dieses System war Teil I der FpÜ [Feldpostübersicht], kurz FpÜ I genannt. Die FpÜ bestand aus einer ganzen Reihe von Bänden und war in drei Teile gegliedert. Grundlage für die Leitung der Sendungen war jedoch der Teil I mit der "Besonderen Anlage". Teil II und III enthielten sämtliche Stäbe und Einheiten der Wehrmacht in Klarbezeichnung. Sie waren ein Staatsgeheimnis, gesichert aufzubewahren und bei Gefahrenlage sofort zu vernichten.
    Teil I enthielt die Fp-Nummern aller Truppeneinheiten, Stäbe und Behörden der Kriegswehrmacht, deren Anschriften durch Fp-Nummern ersetzt worden waren, und die Kenn-Nr. der zuständigen FpÄ. Aus der "Besondere Anlage zur FpÜ I" waren schließlich die PLP und FpLSt [Feldpostleitstellen] ersichtlich, auf die die Fp-Sendungen für die entsprechenden FpÄ zu leiten waren.
    Dieses System mußte natürlich ständig auf dem laufenden gehalten werden und erforderte einen ununterbrochenen Berichtigungsdienst. Dieser wurde für die FpÜ I vom Fp-Büro des RPM [Reichspostminister] in Berlin, später von der Fp-Stelle des RPM in Frankfurt (Oder) ausgeführt, denen Änderungen auf schnellsten Wege, entweder telegraphisch oder durch Kurierflugzeuge mitzuteilen waren. Anträge auf Änderungen von Kenn-Nr. durften nur von den APM [Armeepostmeister] und den selbständigen FpÄ, d.h. solchen, die einem APM nicht unterstanden, unmittelbar an die PSSt gerichtet werden. Die Änderungen waren dann sogleich zu berücksichtigen, auch wenn die Berichtigung in der FpÜ I noch nicht erfolgt war (FpAmtblVfg Nr. 25/1939 v. 17.10.1939, S. 17). Dies änderte sich vom 31.10.1939 an, nachdem dieses Verfahren offenbar nicht befriedigend funktionierte: vom 01.11.1939 an waren die Fp-Sendungen ausschließlich nach der FpÜ I zu leiten (FpAmtsblVfg Nr. 30/1939 v. 31.10.1939, S. 25).
    Eine Neuerung tauchte vom 20.12.1939 an auf: Fp-Nummern für Dienststellen und Angehörige bestimmter Luftwaffeneinheiten erhielten vor der Nr. ein L. Außerdem wurde ihnen unterhalb der Fp-Nr. die Angabe eines Luftgaupostamts hinzugesetzt, also z.B.:
    An den Gefreiten
    Fritz Lange
    Fp-Nr. L 20 289
    Luftgaupostamt Münster (Westf)
    (FpAmtblVfg Nr. 73/1939 v. 15.12.1939, S. 49).
    Kleine lateinische Buchstaben, die vom 12.07.1940 an hinter solchen L-Nummern erschienen (FpAmtsblVfg Nr. 75/1940 v. 12.07.1940, S. 49) hatten nur für die Einheiten selbst Bedeutung.
    Eine ähnliche Regelung wurde am 01.12.1939 für die Kriegsmarine eingeführt: Fp-Sendungen an Dienststellen und Angehörige schwimmender Streitkräfte erhielten vor der Fp-Nummer ein M. Bei Landmarineeinheiten war außer der Fp-Nummer auch das Abhol-PA anzugeben (FpAmtblVfg Nr. 53/1939 v. 01.12.1939, S. 43). Letztere mußte vom Oktober 1941 an vor die Fp-Nummer die Buchstaben "Sch" setzen (FpAmtsblVfg Nr.86/1941 v. 21.10.1941, S. 47). Diese Buchstaben fielen vom 01.07.1944 an wieder weg. Anstatt dessen war den Sendungen mit getarnter Anschrift an alle Diensstellen der Kriegsmarine und deren Angehörige vor die Fp-Nummer ein M zu setzen und das zuständige Marinepostamt anzugeben (FpAmtsblVfg Nr. 51/1944 v. 20.06.1944, S. 29).
    Grundsätzlich waren alle Fp-Nummern, auch wenn sie mit L, Sch ode M versehen waren, nur einmal ausgegeben worden. Verwechslungen durch Weglassen dieser Zusatzbuchstaben waren also nicht möglich. Diese Zusätze dienten nur dazu, ihre Leitung zu beschleunigen.

    Quelle: ARCHIV FÜR DEUTSCHE POSTGESCHICHTE
    1971 - Heft 1
    MfG - Uwe

    Teil II:

    Es darf nicht verwundern, dass Stäbe und Formationen, die keine Fp.Nr. führten nicht in der FpÜ erscheinen, das heißt, dass Dienststellen und Truppenteile, die wegen Stationierung im Reichsgebiet, im Generalgouvernement (Polen) oder im Protektorat Böhmen und Mähren offene Anschriften führten, nicht erfasst sind, insbesondere die Ersatztruppenteile. Es fehlen aber auch Umbenennungen und Neuaufstellungen der letzten Kriegsmonate, bei denen es nicht mehr zu Berichtigungen und Neueinträgen in der FpÜ gekommen ist.

    Kompanien im Bataillonsverband erhielten ab Frühjahr 1940 keine eigenen Fp.Nr. mehr; es galt dann:
    Bataillonsstab = A, 1. Kp. = B, 2. Kp. = C, usw.

    Die Laufzeiten des Urdrucks und der Neudrucke waren:

    (0) auch (U) Urdruck: Mobilmachung bis 1.1.1940
    (1) 1. Neudruck: 2.1. bis 27.4.1940
    (2) 2. Neudruck: 28.4. bis 14.9.1940

    Ab 3. Neudruck unterschiedliche Laufzeiten der zunächst 3 und zuletzt 5 Teilbände; die annähernden Laufzeiten waren:

    (3) 3. Neudruck: September 1940 bis Februar 1941
    (4) 4. Neudruck: Februar bis Juli 1941
    (5) 5. Neudruck: Juli 1941 bis Februar 1942
    (6) 6. Neudruck: Februar bis August 1942
    (7) 7. Neudruck: September 1942 bis Februar 1943
    (8] 8. Neudruck: Februar bis September 1943
    (9) 9. Neudruck: September 1943 bis April 1944
    (10) 10. Neudruck: April/Mai 1944 bis November/Dezember 1944
    (11) 11. Neudruck: November/Dezember 1944 bis Kriegsende

    Siehe aber auch:
    FpÜ Teil III Band 13
    (12) 12. Neudruck Stand vom 6.2.1945 (enthält Berichtigungslisten Nr. 1 bis 1844)
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    Norbert Kannapin in seinem "Standardwerk"
    Die deutsche Feldpostübersicht 1939-1945

    Die Einträge in den Abschriften können nur nach der Laufzeit des Urdrucks oder des jeweiligen Neudrucks angegeben werden; siehe hierzu die zeitliche Übersicht - unterschieden nach der Laufzeit der einzelnen Bände ...
    Kopfleiste auf jeder Seite ("U") = Urdruck, bzw. Nummer des Neudrucks in Klammern:

    [U] = Mobilmachung - 01.01.1940
    [1] = 02.01.1940 - 27.04.1940
    [2] = 28.04.1940 - 14.09.1940
    [3] = 15.09.1940 - 31.01.1941
    [4] = 01.02.1941 - 11.07.1941
    [5] = 12.07.1941 - 26.01.1942
    [6] = 27.01.1942 - 14.07.1942
    [7] = 15.07.1942 - 24.01.1943
    [8] = 25.01.1943 - 31.07.1943
    [9] = 01.08.1943 - 23.03.1944
    [10] = 24.03.1944 - 06.11.1944
    [11] = 07.11.1944 - Kriegsende

    MfG - Uwe

    Quelle: Tessin/Kannapin/Meyer,
    Waffen-SS und Ordnungspolizei im Kriegseinsatz 1939-1945 - Ein Überblick anhand der Feldpostübersicht

    Edited once, last by Gesperrt (February 11, 2008 at 10:14 AM).