Frauen im Dienste der Deutschen Reichsbahn

  • Frauen im Dienste der Deutschen Reichsbahn1939 bis 1945

    1. Einleitung
    2. Das Bild der Frau im Nationalsozialismus
    3. Der Einsatz von Frauen im Dienste der Eisenbahn
    4. Einsatz von Zwangsarbeiterinnen bei der Deutschen Reichsbahn im Reich
    4.1 Zwangsarbeiterinnen bei der Deutschen Reichsbahn in der deutsch besetzten Ukraine
    5. Quellen


    Frauen im Dienste der Deutschen Reichsbahn1939 bis 1945

    1. Einleitung

    Nachdem Reichspropagandaminister Goebbels am 18. Februar 1943 im Berliner Sportpalast den „totalen Krieg“ erklärte, wurden, neben Zwangsarbeitern, auch „reichsdeutsche“ Frauen zur Kompensation des massiv ansteigenden Personalmangels bei der Deutschen Reichsbahn dienstverpflichtet, da immer mehr Männer zur Wehrmacht einberufen wurden.
    Bereits Ende 1943, waren bei der DR ca. 190.000 Frauen beschäftigt.

    Goebbels forderte von den Reichbehörden, also auch Reichsbahn und Reichspost, 30% ihrer männlichen Belegschaften für den Wehrdienst freizugeben.

    Die Frauen arbeiteten 54 bis 56 Stunden in der Woche; waren im Nachtdienst und - nach einem Erlass von Reichsverkehrsminister und Generaldirektor Dorpmüller – zu „allen Vorrichtungen“ zugelassen.

    Als am 27. Juli 1944 der „Erlaß des Führers über den totalen Kriegseinsatz“ (RGBl/44/34/I) veröffentlicht wurde, warb die Reichsbahn verstärkt für den Einsatz von Frauen.
    Um den Frauen einen Anreiz zu geben, stiftete Generaldirektor Dorpmüller die „Dienstnadel für Deutsche Eisenbahnerinnen“. Die Nadel gab es in den Stufen „Bronze“ (für dreijährige Beschäftigung); „Silber“ (für sechsjährige Beschäftigung) und „Gold“ (für zehnjährige Beschäftigung).

    Die ersten 30 „Dienstnadeln für Deutsche Eisenbahnerinnen“ verlieh Staatssekretär Ganzenmüller im Oktober 1944. Ob die Dienstnadel für zehnjährige Beschäftigung jemals verliehen wurde, ist zu bezweifeln.

    Im Gegensatz zur Sowjetunion, wurden deutsche Frauen und Mädchen nicht in der unmittelbaren Kampfzone eingesetzt:

    Als das Deutsche Reich am 22. Juni 1941, die Sowjetunion überfiel, wurden russische Frauen auch in kämpfenden Einheiten der Roten Armee, z.B. als Jagdfliegerinnen oder Scharfschützin eingesetzt.

    Junge Frauen und Mädchen im Deutschen Reich, wurden als Nachrichtenhelferinnen bei allen drei Teilstreitkräften und der SS, bei der Luftwaffe als FLAK Helferinnen und als Rot-Kreuzschwestern – und Helferinnen eingesetzt.

    Leider kam es auch zu abschätzigen und sexistischen Bemerkungen und auch zu Übergriffen der Soldaten (Nachrichtenmatratze; Karbolmäuschen, etc)

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

    Edited 6 times, last by Gerd Wolf (July 20, 2014 at 9:30 PM).

  • 2. Das Bild der Frau im Nationalsozialismus

    Ehe ich in das eigentliche Thema einsteige, einige Worte zum Bild der Frau im NS-Staat. Hitler beschrieb das Weltbild als von Männern dominiert. Es beinhaltete die Entmündigung der Frau, die, das unterworfene und dienende Geschlecht war, während der Mann über die Frau bestimmte und ihr übergeordnet war.

    Die Aufgaben des Mannes und der Frau wurden sehr genau verteilt. Vor allem die Rolle als Mutter war für die Frau ausschlaggebend. Während der Mann als der Versorger und Beschützer der Familie charakterisiert wurde, bestand die "natürliche" Aufgabe der deutschen Frau darin, möglichst viele Kinder zur Welt zu bringen und damit der Volksgemeinschaft zu dienen, indem die Kinder zur Ausbreitung der "arischen Rasse" beitrugen, "die Frau hat die Aufgabe, schön zu sein und Kinder zur Welt zu bringen. Dafür sorgt der Mann für die Nahrung und beschützt die Familie vor äußeren Einflüssen.

    Die Rolle der Frau im NS-Staat, wurde auf das Muttersein reduziertIn der Propaganda des Dritten Reiches erschien der einzige Existenzgrund der Frau jener zu sein, als sorgende und liebevolle Mutter, künftige Generationen der deutschen, "arischen" Rasse zu gebären und nach nationalsozialistischer Gesinnung aufzuziehen.

    Zur Durchsetzung der nationalsozialistischen Frauenpolitik, wurden Anreize geschaffen, einen Geburtenanstieg zu erreichen.
    Zu diesem Zweck, führte das Regime am 01. Juni 1933 das sogenannte Ehestandsdarlehen ein. Dieses Darlehen sollte zu mehr Eheschließungen und zum Geburtenanstieg führen.

    Dieses Darlehen hatte aber einen Haken: um bei einer Eheschließung das Darlehen zu erhalten, musste die Frau sich verpflichten, falls sie einen hatte, ihren Beruf oder ihre Tätigkeit, aufzugeben.
    So wurde die Frau indirekt aufgefordert, nur noch Mutter und Ehefrau zu sein.
    Es gab noch weitere Einschränkungen für die Frauen: das passive Wahlrecht wurde ihnen abgesprochen, Ärztinnen durften seit 1934 keine Praxen mehr eröffnen, an Universitäten durften nur noch 10% aller Studierenden, Frauen sein.

    Während die Frauen aus Berufsleben und Studium verdrängt wurden, führte man 1938 das Pflichtjahr für Frauen und Mädchen, von 14 bis 25 Jahren, ein.
    In diesem Pflichtjahr mussten die jungen Frauen und Mädchen entweder in der Landwirtschaft oder der Hauswirtschaft arbeiten.
    So konnte der NS-Staat die Arbeitskraft der Mädchen und jungen Frauen für ihre Zwecke ausnutzen.

    Doch nachdem das Dritte Reich den Zweiten Weltkrieg verursachte, änderte sich das Bild der Frau schlagartig.
    Schnell wurde klar, dass die Männer, die als Soldaten in den Krieg gezogen waren, zu Hause fehlten. Aus „Zu Hause“ oder „Daheim“ wurde alsbald die „Heimatfront“.
    Männer fehlten in allen Berufen, ob als Handwerker, Rüstungsarbeiter oder eben bei der Reichsbahn.

    Wurden die Frauen eben noch aus Beruf und Studium verdrängt, setzte man sie nun
    anstelle der Männer in Rüstungsbetrieben, bei den städtischen Verkehrsbetrieben sowie bei Reichspost und Reichsbahn ein.
    Den Frauen wurde suggeriert, am Band in der Rüstungsfabrik genau so für die Heimat zu kämpfen, wie der deutsche Soldat in Stalingrad, in Afrika oder einer anderen Front.

    Frauen durften nun - ohne Einschränkungen - studieren, da man sie und ihre Fähigkeiten für den Krieg brauchte.
    Frauen, die in der Kriegsrüstungsindustrie arbeiteten, verdienten - für die gleiche Arbeit - viel weniger Geld, als die Männer. So lag der durchschnittliche Stundenlohn im Jahr 1942 für qualifizierte männliche Arbeitnehmer bei 80,8 Reichspfennigen, während eine Frau mit den gleichen Qualifikationen nur 52,3 Reichspfennige erhielt.

    Aber auch der Alltag brachte den Frauen Probleme:
    hier war sie gleichzeitig noch Mutter, die ihre Kinder allein großzog, während der Mann im Krieg war. Sie hatte mit Strom und Gas sparsam umzugehen, auch ging die Lebensmittelversorgung nicht immer reibungslos von statten.
    Hinzu kamen, ab 1943, die Bombenangriffe, die Kinder wurden in den Luftschutzraum- oder Bunker gebracht.
    Von der Sorge um den Ehemann an der Front, ganz zu schweigen.

    Die Nationalsozialisten wollten anfangs, dass Frau nur Mutter und Ehefrau sei. Sie sollte viele Kinder bekommen und so den Fortbestand des Dritten Reiches sichern.
    Doch mit dem Krieg änderte sich ihre Position. Nun musste sie auch die Rolle des abwesenden Mannes einnehmen und mit ihrer Rolle als Mutter kombinieren.

    Nachdem die Männer als Soldaten in den Krieg gegangen waren, musste Frau auch die Aufgaben bewältigen, die ihr vorher verboten gewesen sind.

    Trotz dieser vielen Aufgaben wurde Frau bis zum Ende des Kriegs stets nur als Mutter geehrt, während die harten Kriegsarbeiten, die sie machte, kaum erwähnt wurden. Frau sollte weiterhin in der nationalsozialistischen Öffentlichkeit nur als Mutter dastehen.


    (Hervorhebungen durch mich)

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • 3. Der Einsatz von Frauen im Dienste der Eisenbahn

    Bereits mit Beginn des Eisenbahnzeitalters in Deutschland, also 1835, waren Frauen mit eingebunden.
    Sie arbeiteten in Funktionen „niederen Ranges“, als Reinigungskräfte für Gebäude und Waggons.


    Bei der Deutschen Reichsbahn Gesellschaft (ab 1924), fuhren Frauen in D-Zügen
    mit und „betreuten“ die Toiletten (siehe Dienstanweisung für Dienstfrauen in D-Zügen)


    Als Ehefrauen von Streckenwärtern, Schrankenwärtern, unterstützten sie ihre Männer bei der Arbeit
    In geringem Maße, durften Frauen Fahrkarten verkaufen oder selbst als Schrankenwärterinnen arbeiten.

    Lokomotivführer und Heizer, durften nur Männer werden.
    Aufgaben mit repräsentativen und dem Anspruch mit technisch wertvoller Technik,
    waren den Männern vorbehalten. Überhaupt stand nur den Männern eine fachliche Ausbildung offen.

    Zu Beginn des 20.Jahrhunderts, öffneten einige Staatsbahnen Frauen zögerlichTätigkeiten in der unteren Beamtenlaufbahn. Nun durften Frauen im Büro – und Schalterdienst arbeiten.Die Eisenbahnen bevorzugten jedoch Töchter von Eisenbahnbeamten.

    Trotz gleicher Tätigkeit, bekamen die Frauen aber ein geringeres Gehalt.
    Heirateten die Frauen, endete die Tätigkeit ohne Pensionsansprüche.

    Mit Beginn des Ersten Weltkrieges änderte sich das Bild.Als immer mehr Männer eingezogen wurden, entdeckte man(n) Frau
    als„Arbeitskraftreserve“ oder sogar als „Dritte Kriegswaffe“.Bisher als Arbeitskraft „niedrigen Ranges“, durften Frauen nun auch kaufmännische Funktionen in Fahrkartenausgaben und Güterabfertigungen, übernehmen.Frauen waren auch als Schaffnerinnen unterwegs.

    Auf Grund mangelnder fachlicher Ausbildung – die kurzfristig auch nicht möglich war –
    wurde den Aufstiegschancen Grenzen gesetzt.

    Dass die Arbeit der Frauen nicht ungefährlich war, zeigt ein Beispiel aus dem Jahr 1916:
    Aus Mangel an ausgebildeten Männern, wurden Frauen auch beim Gleisbau beschäftigt.

    Am 11.11. 1916 überfuhr der Balkan-Schnellzug (Berlin-Istanbul) bei Rahnsdorf (Berlin)eine Gleisbau-Rotte.
    Der um 8: 56 Uhr aus Berlin abgefahrene Zug fuhr mit ca. 80 km/h in die Rotte, welche nur aus Frauen bestand.
    Als der Lokführer die Situation bemerkte und eine Bremsung einleitete, war es bereits zu spät;
    erst 100 m hinter der Unglücksstelle, kam der Balkan-Schnellzug zum Stehen.
    Dadurch starben 19 von 26 Frauen im Alter von 19 bis 27 Jahren. Die Frauen kamen aus Schlesien und arbeiteten für eine Breslauer Firma (Schlesische Hoch – und Tiefbaugesellschaft).
    Seit zwei Wochen waren sie für Gleisausbesserungsarbeiten eingesetzt und in Rahnsdorf untergebracht.
    Angeblich hatten die Frauen das Warnsignal des Sicherungsposten überhört, da sie den Soldaten eines Truppentransports,
    der das Gegengleis befuhr, zugewinkt und mit ihnen geflirtet hätten.

    Die Warnung des Sicherungspostens, kam zu spät, da sich der Balkan-Schnellzug bereits näherte.

    Da das Versagen eindeutig beim Sicherungsposten lag, wurde er später zu einer Gefängnisstrafe von einem Jahr verurteilt.

    Die Mitschuld der Frauen, durch das Winken und „Flirten“ verursacht, war eine Lüge der beteiligten Breslauer Firma und der kgl. preußischen Eisenbahnverwaltung Berlin.Ob das Personal des Balkan-Schnellzuges über die Gleisbaurotte informiert gewesen ist, so wie es normalerweise üblich und vorgeschrieben (Langsamfahrverzeichnis der Strecke) war, bleibt fraglich.

    Zudem herrschte zur Zeit des Unglücks Nebel und die Strecke war dadurch schlecht einsehbar.
    Die wirklichen Gründe, Schlamperei bei der Vorbereitung, mangelnde Kommunikation
    sollten vertuscht werden.
    Die sterblichen Überreste der 19 getöteten Frauen wurden – unter großer Anteilnahme der Rahnsdorfer - in einem 40 m langen Massengrab auf dem hiesigen Friedhof beigesetzt.
    Heute – 98 Jahre später – erinnert eine Gedenktafel am ehemaligen Gemeinschaftsgrab
    an das Eisenbahnunglück vom 11. November 1916

    (Ich habe dieses Beispiel bewusst aufgeführt, um aufzuzeigen, wie die Verantwortlichen die Schuld auf die Frauen abwälzen wollten)


    Nach Kriegsende 1918, drängten die heimkehrenden Männer zurück in ihre berufliche
    Tätigkeit.

    Mit der beginnenden Arbeitslosigkeit, waren „Doppelverdiener“ (also Mann und Frau) verpönt.

    Die Männer drängten die Frauen zurück in die Rolle als Ehefrau und Mutter.
    Verstärkt wurde dieses Verdrängen auch durch Vorurteile Frauen gegenüber,die, aus biologischen Gründen,
    keine körperlich schweren Arbeiten durchführen könnten.

    Wie unter 2.) beschrieben, hatte das NS-Regime ein eigenes Bild der Frau, als Ehefrau und Mutter,
    die dem Dritten Reich Töchter und Söhne zum Erhalt der „arischen Rasse“ schenken sollte.

    Dieses Frauenbild wurde 1939, mit Beginn des selbstangezettelten Zweiten Weltkrieges, fallen gelassen.
    Mit Fortdauer des Krieges, besonders nach Goebbels Sportpalastrede, machten die Reichsbehörden
    (Reichspost und Reichsbahn) verstärkt davon Gebrauch, Frauen zu dienstverpflichten.

    Wie bereits im Ersten Weltkrieg, wurden Frauen für kaufmännische Funktionen,
    aber auch im Fernsprech - und Fernmeldedienst sowie im Zugbegleitdienst eingestellt.
    Die Reichsbahn war mit den dienstverpflichteten Frauen äußerst unzufrieden:

    viele Frauen und Mädchen aus Kreisen der Arbeiterschaft, standen bei ihrer Dienstverpflichtung bereits im
    Berufsleben und lehnten die geringere Bezahlung ab.

    Deswegen bevorzugte die Reichsbahn nun Frauen aus dem „bürgerlichen Milieu“.
    Auf Grund ihres sozialen Status – der Erwartung eines privilegierten Lebenszuschnittes
    im Beruf oder der propagierten Rolle als Ehefrau und Mutter, ließ die Motivation der Frauen
    aus „besseren Kreisen“ ebenso zu wünschen übrig.

    Hinzu kamen Probleme im häuslichen Bereich: Frauen mit Kindern hatten oft Fehlzeiten.
    Wie im Ersten Weltkrieg, fehlte es den Frauen an fachlicher Qualifikation, das Lohngefälle
    war das Gleiche wie 1914 – 1918.

    Um den Frauen einen Anreiz zu geben, startete die Reichsbahn eine Werbekampagne.Junge Frauen in Reichsbahnuniformen wurden in Szene gesetzt.(Viele Fotos sind bei der „Eisenbahnstiftung Joachim Schmidt“ zu sehen).

    Nach dem Überfall auf die Sowjetunion, am 22. Juni 1941, wurden deutsche Reichsbahnerinnen in die besetzten Gebiete beordert. Sie waren im Fernschreib – und Fernsprechbetrieb beschäftigt, bei der Fahrplangestaltung.


    Ende 1943, arbeiteten bereits 190000 Frauen für die Reichsbahn.


    (Hervorhebungen durch mich)

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • 4. Einsatz von Zwangsarbeiterinnen bei der Deutschen Reichsbahn im Reich

    Unter Stalin wird eine offene Diskussion zur Frauenproblematik nicht mehr zugelassen und die Funktion der Frau als Mutter wieder aufgewertet.

    Obwohl Frauen in der Sowjetunion in der Produktion die gleichen Rechte bekamen, den
    gleichen Lohn und gleiche Aufstiegsmöglichkeiten erhielten, sah es in der Familie nicht anders aus, als in den übrigen Ländern Europas: der Mann hatte das Sagen.
    Auch wenn Frau im Berufsleben gleichberechtigt war, ist sie es zu Hause nicht gewesen.

    1928 gab es ca. 2,5 Mio. erwerbstätige Frauen, 1931 bereits 3,6 Mio. in der Sowjetunion.

    Frauen in der Sowjetunion waren es gewöhnt, schwere körperliche Arbeit zu verrichten
    oder Maschinen zu bedienen.

    Diesen „Vorteil“ nutzten die deutschen Besatzer ab 1941 aus, in dem sie Frauen unter anderem auch bei der Deutschen Reichsbahn beschäftigten.

    Wurden die Frauen anfangs - unter fadenscheinigen und falschen – Versprechen, freiwillig rekrutiert, sind sie später zur Arbeit gezwungen worden.
    Die Reichsbahn transportierte Frauen, vor allem aus der Ukraine, als Zwangsarbeiterinnen
    zu den Rüstungsbetrieben im Reich, aber auch zu Reichsbahnausbesserungswerken, zu
    Bahnbetriebswerken und Bahnhöfen.
    Hier übernahmen sie von den „reichsdeutschen“ Frauen die „niederen Arbeiten“, wie Wagenputzerin, Reinigungskräfte, etc.

    Untergebracht waren die Zwangsarbeiterinnen in eigenen Lagern, die sich weitgehend auf dem Gelände der Reichsbahn befanden, wo sie auch ihren „Arbeitsplatz“ hatten.

    Schwangerschaften von Zwangsarbeiterinnen waren im Nazi-Deutschland grundsätzlich ebenso unerwünscht wie ausländische Kleinkinder:hielten sie doch die Frauen von der Arbeit ab und erforderten Aufwand zur Betreuung.

    Frauen aus den besetzten Gebieten, die bereits schwanger waren, sollten eigentlich nicht zur Zwangsarbeit ins Deutsche Reich transportiert werden.
    Waren doch schwangere Frauen ins Reich gebracht, sollten sie in ihre Heimat zurück um dort das Kind zu bekommen und nach der Geburt an den „Arbeitsplatz“ zurückkehren.

    Frauen, die während des Zwangsabeitereinsatzes im Deutschen Reich schwanger wurden,
    sollten ebenfalls zurück in die Heimat und nach der Geburt auch wieder zum „Arbeitseinsatz“
    ins Reich.

    Bei den Nazi-Behörden kam der Verdacht auf, osteuropäische Frauen würden nur aus dem Grund schwanger, um in die Heimat zurückzukehren.
    Die Betriebe und auch die Reichsbahn wehrten sich gegen die Rückkehrregelung.
    Es wurde nach Lösungen gesucht, die Frauen nach der Geburt „arbeitsfähig“ zu halten.

    Reichsführer SS, Heinrich Himmler ordnete an, Kinder der „Ostarbeiterinnen“ nach rassistischen Merkmalen zu selektieren: Kinder „Guten Blutes“ sollten in „Ausländerkinder-Pflegestätten“ untergebracht werden, Kinder „Schlechten Blutes“ waren für die „Sonderbehandlung“ vorgesehen: den Tod; die Kinder sollten „ohne Quälerei und schmerzlos“ sterben .

    Ab September 1942, wurden die Kinder „Fremdvölkischer“ systematisch vom Reichssicherheitshauptamt erfasst.
    Im Oktober des gleichen Jahres, wurden zwei geschlossene Ausländerkinderheime eröffnet.

    Die in Zwangsarbeiter-Lagern lebenden Ausländerinnen sollten zentral entbinden. Die Kinder wurden den Müttern weggenommen und so ein Beziehungsaufbau zwischen Mutter und Kind verhindert.

    Ab 1943, durften „Ostarbeiterinnen“ Abtreibungen vornehmen lassen; ihnen wurde eine Abtreibung sogar „nahegelegt“.
    Deutschen Frauen blieb eine Abtreibung verboten.

    Theoretisch sollten die Ausländerkinder ausreichend ernährt werden. Die Mütter mussten aber die Nahrung bezahlen, obwohl ihnen hierfür kein Geld zur Verfügung stand.Die Löhne der Frauen galten den geringsten Anforderungen an die Arbeitskraft der Frauen,nicht aber denen der „Aufzucht“ ihrer Kinder.

    Viele der in „Pflegestätten“ untergebrachten Kinder, starben an Unterernährung.


    (Hervorhebungen durch mich)

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • 4.1 Zwangsarbeiterinnen bei der Deutschen Reichsbahn in der deutsch besetzten Ukraine

    Die Verpflichtung aller Bewohner der besetzten Ostgebiete, Arbeiten für die Besatzer zu verrichten, erfolgte im Dezember 1941 durch eine Verordnung des Reichsministers für die besetzten Ostgebiete, Alfred Rosenberg. Davon betroffen waren Männer bis zum Alter von 65 Jahren und Frauen zwischen 15 und 45 Jahren.
    Im Sommer 1942 wurde zusätzlich für alle Jugendlichen aus der Ukraine zwischen 18 und 20 Jahren ein zweijähriger Pflichtdienst eingeführt.

    Fotos aus der Ukraine, machte der, bei der RBD Hamburg tätige, Lichtbildner Walter Hollnagel, im Auftrag des RVM im Jahr 1942.

    Seine Fotos, zeigen Zwangsarbeiterinnen in der deutsch besetzten Ukraine.
    Diese unglücklichen Frauen, arbeiteten für die Deutsche Reichsbahn.
    Hollnagels Fotos zeigen ukrainische Frauen beim Gleisbau, teilweise barfuss und ohne den Einsatz von Maschinen, beim sortieren von Stahlschrott, beim bekohlen von Lokomotiven.

    Auch gibt es ein Foto, das eine junge Frau auf dem Führerstand einer Dampflok zeigt: sie fuhr als Heizerin.

    Von dem kargen Lohn, den die Frauen erhielten, mussten sie die Familie ernähren;
    die Ehemänner waren als Soldaten der Roten Armee oder als Partisanen im Krieg,
    in deutscher Gefangenschaft oder bereits gefallen.

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • 5. Quellen

    Bendel, Carolin: Die Deutsche Frau und ihre Rolle im Nationalsozialismus; Shoa.de

    Woog, Linda: Die Rolle der Frau in der Sowjetunion und in Russland, Hausarbeit, Uni Köln 2012

    Knipping, Andreas; Schulz, Reinhard: Die Deutsche Reichsbahn 1939 – 1945- Zwischen Ostfront und Atlantikwall; TransPress Verlag 2006

    BahnExtra: Eisenbahn-Unfälle – Von Genthin bis Eschede: Die großen Eisenbahn-Katastrophen und ihre Konsequenzen; GeraMond-Verlag 2003

    Kandler, Udo: Frauen bei der Reichsbahn (Verlagsgruppe Bahn); Klartext-Verlag 2014

    Williamson, Gordon: World War II German Women’s Auxiliary Services; Osprey Publishing, Oxford (UK) 2003

    Interessengemeinschaft Historische Friedhöfe Berlin (Gedenktafel Rahnsdorf)

    Gruß
    Gerd (der aus Bielefeld)

  • Als am 27. Juli 1944 der „Erlaß des Führers über den totalen Kriegseinsatz“ (RGBl/44/34/I) veröffentlicht wurde, warb die Reichsbahn verstärkt für den Einsatz von Frauen.
    Um den Frauen einen Anreiz zu geben, stiftete Generaldirektor Dorpmüller die „Dienstnadel für Deutsche Eisenbahnerinnen“. Die Nadel gab es in den Stufen „Bronze“ (für dreijährige Beschäftigung); „Silber“ (für sechsjährige Beschäftigung) und „Gold“ (für zehnjährige Beschäftigung).


    Hallo,

    anbei noch eine Pressemitteilung zur Stiftung der Dienstnadel für Deutsche Eisenbahnerinnen.
    Quelle: Neue Warte am Inn Nr. 34 vom 23.August 1944, Seite 4

    Gruß, J.H.