Ostlegionen bei der Jagd auf Tito in Jugoslawien

  • Hallo zusammen,

    nun brauche ich mal Hilfe, um einige Unklarheiten bei mir zu sortieren.

    Mein Großvater war als Zahlmeister des Heeres kommandiert auf den Balkan, um den dort zusammengefaßten Ostlegionen den Sold auszuzahlen. Dazu hatte er mit Bewachungsmannschaften und Dolmetschern also die Kriegskasse zu bewachen.
    Eingesetzt war er bei der Jagd auf Tito und hat beim Rückzug aus dem Balkan furchtbare erlebnisse gehabt, die ihm bis heute den Mund verschließen. Dazu ist Alter und Gesundheitszustand so, dass er auch nicht mehr erzählen kann.

    Frage: An welchen Operationen kann er mit dieser Kurzbeschreibung beteiligt gewesen sein?

    Gab es mehr Einsätze als "Rösselsprung", an denen Ost-Völker beteiligt waren?
    Welche Ost-Verbände waren an Rösselsprung beteiligt?
    Er erzählte einmal, dass es ein bunt gemischter Haufen aus allen asiatischen Volksstämmen der Sowjetunion waren, die kaum zu bändigen waren

    War er deshalb zur "Brandenburg" kommandiert?
    War er zur SS kommandiert "Prinz Eugen"?
    SS-500-Fallschirmjäger war er nicht. Ich denke, er war als Organisationstalent zu den Brandenburgern kommandiert.
    Wie seht Ihr das?

    Natürlich habe ich schon im Archiv des Forums gelesen, habe den Partisanen-Beitrag gelesen und alle Literatur über Balkan und Partisanen zusammengesucht.
    Gelesen habe ich noch nicht, die Fernleihe läuft.

    Was ich benötige, ist eine Orientierung, damit ich mich konzentrieren kann und nicht abgleite.

    Viele Grüße
    Michael

    Wenn ich mit dem Ort SS hier falsch liege, Moderator bitte verschieben.

  • Aus Werner Brockdroff "Geheimkommandos des Zweiten Weltkrieges" (S.304ff) sind mir die Unternehmen "Jaice" und "Wildschütz" des I.Batallions 4. Regiment Brandenburg mit Unterstützung durch SS-Fallschirmjäger zur versuchten Festnahmen Titos bekannt.

    "Jaice" im Januer 1944 diente dazu, Tito aus seiner Festung bei Drvar zu treiben, mit "Wildschütz" am 16.04.1944 sollte er in seinem Ausweichquartier im Raum Drvar festgenommen werden.

    Die Brandenburger trugen zur Vorbereitung von "Wildschütz" die Bezeichnung "Wehrwirtschaftsstab 85" und entsprechende Uniformen. Gleichzeitig startete das III.Batallion und die 114. Jäger-Division als "Kampfgruppe Berge" Ablenkungsaktionen in der weiteren Umgebung von Drvar.

    Über eine Zusammenarbeit der Brandenburger mit den als unzuverlässig beschriebenen Ostverbänden gibt das Buch keine direkte Auskunft, ich würde sagen, eher nur im Rahmen von Ablenkungsmaßnahmen.

    Grüße

    Thilo

    Edit: Ortsnamen präzisiert

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited 2 times, last by Thilo (August 31, 2007 at 11:57 AM).

  • Hallo Thilo,

    danke für die Informationen.
    Bin beim Suchen auf ein stranges Board gestoßen: "Post Scriptum Info Board" - politisch eindeutig.
    Dort wird ausführlich Kurowski zitiert Deutsche Kommandounternehmen.
    Gut, über Kurowski wurde hier schon sehr viel geschrieben und ich kann mir denken, dass auch diese Auslassungen zu vernachlässigen sind.
    Seine Nennungen von Unternehmens-Namen werde ich aber aufgreifen und woanders nachschauen.

    Aber was ist denn ein wertvolles Buch über die Brandenburger - gibt es das eigentlich?

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo!
    Durch mein Onkel weiss ich das es jedenfalls Kosaken dort waren. In das Buch von Neulen, "Auf deutscher Seite" wird es behauptet, das 1. Kosaken-Kavallerie-Division" ab ende 1943 "zur Bekämpfung der Tito-Partisanen" nach Jugoslawien" verlegt wurde.

    B.

  • Ja die 1. Kosaken-Division war beim Unternehmen Rösselsprung beteiligt.
    Diese Einheit gehört aber nicht zu den Ostlegionen. Mir würden jetzt auch keine Ostlegionen einfallen, die auf dem Balkan eingesetzt waren...

    Suche alles zu Esten in Polizei, Wehrmacht & Waffen-SS

  • 30.8.1941:
    OKW -> Wehrm. Befh. Südost mit:
    Befh. Serbien =
    Ldschtz.Btl. 920, 592, 562, 266;
    FK 818, 809, 610, 509;
    Höh.Kdo. LXV =
    704., 714., 717., 718.;

    30.9.1942:
    OKW -> Wehrm. Befh. Südost -> Kommandierender Gen. u. Befh. i. Serbien mit unterst. HSSPF Serbien =
    704., 717., 714., 718., 7. SS-Div., I. Kgl. bulg. Okk.Korps;

    15.3.1943:
    OKW -> OB Südost mit
    Befh. der dt. Tr. i. Kroatien=
    714., 717., 718., 187. (Res.), 7. SS-Div., 369. kroat. Inf.Div.;
    Komm. Gen. u. Befh. in Serbien mit unterst. HSSPF Serbien =
    704., I. Kgl. bulg. Okk.Korps;

    30.12.1943:
    OKW ->
    Mil.Befeh. Südost mit I. Kgl. bulg. Okk.Korps, HSSPF Serbien;
    OB Südost -> 2. Pz.Armee mit fallweiser Unterstellung HSSPF Kroatien
    und XV. Geb.AK, XXI. Geb.AK, LXIX. (Res.) AK, V. SS-Geb.AK

    30.6.1944:
    OKW -> Mil.Befh. Südost mit I. Kgl. bulg. Okk.Korps, HSSPF Serbien;
    OB Südost -> 2. Pz.Armee m. fallw. Unterst. HSSPF Kroatien, Befh. Syrmien, XV. Geb.AK, XXI. Geb.AK, LXIX. AK z.b.V., V. SS-Geb.AK.

    Quelle: Schmider, "Partisanenkrieg in Jugoslawien 1941-1944"

    MfG - Uwe

    Edited once, last by UHF51 (August 31, 2007 at 10:01 PM).

  • Sowiei ich das sehe, war das Scheitern der "kleinen Lösung(en)", der Ausschaltung Titos mittels Kommandounternehmen, der Auslöser zur "großen Lösung" Rösselsprung.

    "Wildschütz" scheiterte an einem Wachhund, der das Sturmkommando unter einem Lt. Kern vorzeitig verriet. Tito konnte nach kurzem Gefecht entkommen bevor der Abriegelungsring durch die SS-Fallschirmjäger richtig dicht war.

    Damit hatte man sich natürlich weitere derartige Unternehmen verbaut.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (September 2, 2007 at 4:50 PM).

  • Hallo zusammen,

    ich danke allen Antwortern bisher.
    Aus allem ergibt sich, dass ich immer noch die genauen Angaben zu den Turkvölkischen Verbänden suche, ihre Batl. Nummern und Namen.
    Dies kann ich vielleicht aus den Einzelschriften zur Militärgeschichte von Joachim Hoffmann erarbeiten. Wie schon im Archiv geschrieben.

    Unklar ist mir noch, ob diese Turkvölkischen Verbände Heer oder Waffen SS waren. Läst sich vielleicht auch aus dem Hoffman erarbeiten.

    Mein Großvater hat nur einmal erzählt - da danke ich der Firma JÄGERMEISTER - ohne deren Hilfe ich viele Erlebnisberichte auch von anderen Kriegsteilnehmern nie erfahren hätte. Ich finde, Jägermeister hat der historischen Wissenschaft, jedenfalls in meinem Erleben, einen großen Dienst erwiesen.

    Er erzählte von SS-Fallschirmjägern in seinem Aufmarschgebiet, mit denen er nichts zu tun hatte - werden die 500er sein - also Tagebuch kaufen bei ebay.
    Er erzählte auch von Kosaken in seinem Aufmarschgebiet, mit denen er auch nichts zu tun hatte.
    Und er erzählte von asiatischen, mongolischen "Basmatschen" - ein altes Wort aus der russischen Revolution für antikommunistische Banditen - und das waren die, mit denen er arbeitete.

    Gehörten diese Batl. zum Heer oder Brandenburg, war Opa also beim Heer. Waren die Turkvölker schon bei der W-SS, muß Opa also zur W-SS abgeordnet worden sein, ob er damit auch dort Mitglied blieb, kann ich nicht sagen.

    Nun liegt meine Hoffnung also auf den Büchern von Hoffmann.
    JÄAGERMEISTER wird es leider nicht mehr sein können.

    Viele Grüße
    Michael

  • Hallo,
    bin neu hier und neugierig, was mein verstorbener Vater (Jg. 1922) bei den Brandenburgern gemacht hat.
    Beitragen kann ich aus Erzählungen meines Vaters, dass dieser Belagerungsring zur Festnahme Titos aus drei einzelnen - zur Mitte hin enger werdenden - Ringen bestand, und die Aktion durch den bellenden Hund ins Wasser fiel, und Tito dabei, wie beschrieben, entkommen konnte.

    Mein Vater war "Cheffahrer" eines Kommandeurs / Kompaniechefs o.ä. , er erzählte äußerst selten von seinen Kriegserlebnissen und wenn, waren das einige sehr unappetitliche Vorfälle. Er ist auf abenteuerliche Weise als Gefangener entkommen und monatelang zu Fuß geflüchtet.
    Wie kam er damals zu den Brandenburgern ? Ist eine SS-Affinität Voraussetzung für die "Brandenburger" gewesen ? Wie sind die Brandenburger innerhalb der Wehrmacht einzustufen ?
    Ich kann mich als Kind erinnern, dass er noch später, viele Jahre nach dem Krieg, Post mit dem Abzeichen der Brandenburger auf dem Briefpapier (von wem genau ??) bekommen hat.
    Kann mir jemand meine Fragen beantworten ?

  • Hallo und Willkommen Pastor,

    meinst Du dieses Abzeichen:

    [Blocked Image: http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Gliederungen/AbzeichenDivisionen/PGDBrandenburg-1.jpg]

    Quote

    Ist eine SS-Affinität Voraussetzung für die "Brandenburger" gewesen ?

    Wenn er eine SS-Affinität gehabt hätte, wäre er zur Waffen-SS gegangen. Die "Brandenburger" waren eine Einheit, die dem Amt Ausland/Abwehr der Wehrmacht unterstand (das Amt wurde 1944 zwangsweise des RSHA unterstellt) und nicht der SS. Ich denke sogar, man war sich gegenseitig nicht besonders grün.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,
    vielen Dank für die schnelle und aufschlussreiche Antwort und ja, um dieses Abzeichen hat es sich mit ziemlicher Sicherheit auf dem Briefpapier gehandelt.
    Gab es in den 50 er / 60 er Jahren demnach noch Verbindungen unter einzelnen ehemaligen Kameraden ?
    Wer von den damaligen Brandenburgern oder deren Nachfahren weiß evtl. noch mehr ?
    Wie könnte man da weiter kommen ?

    MfG
    Pastor

  • Hallo Pastor,

    evtl. war Dein Vater Mitglied in der Traditionsgemeinschaft Panzer-Korps "GD", hier die Adresse:

    Traditionsgemeinschaft Panzer-Korps "GD" und "Brandenburg"-Verbände
    1. Vorsitzender: Harald Fuchs
    Geschäftsführer: Fritz Uhlendorf
    Pulverweg 18
    21682 Stade

    Tel. (04141) 82400


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,
    vielen Dank für die Adresse.
    Werde dort mal nachfragen und auf neue Informationen hoffen.
    Nach einer Reaktion werde ich mich mit dem Ergebnis hier wieder melden
    Gruß
    Pastor

  • Ich habe mit sehr großer Interese Eure Beiträge gelesen. Mein erster Hinweis: Die "Brandenburger" waren eigentlich die Spezialtruppe von Admiral Canaris.
    Zweiter Hinweis: Handlungen der "Brandenburger " sind sehr gut in dem Buch "Deutsche Kommandotrupps 1939 -1945 - "Brandenburger" und Abwehr im weltweiten Einsatz " von Franz Kurowski beschrieben.
    Dort wird auch auf das Zusammenhandeln von Legionären ( z.B. Bataillion "Alexander ) mit "Brandenburgern " sowie die Auflösung der Division "Brandenburg " nach dem 13.Sep.1944 bzw. deren Umwandlung in eine Pz. Gren. Div. / Angliederung an "GD ". Einige wechselten auch zur Waffen-SS unter Otto Skorzeny ( ca. 800 Mann )

    Gliederung bei "GD " Pz.Gren. Div. " GD " - Gen.Major Lorenz
    Führer - Begleit-Div. - Gen.Major Remer
    Pz.Gren. Div. " Brandenburg " - Gen.Major Schulte-Heuthaus
    Führer Gren. Div. - Gen. Major Mädler

    Gruß - Achim61

    Suche alles über die Pz.Aufkl.Abtl. 14 der 14.PD in Litauen ab 15.08.1944