• Im Buch von Günther Wegmann "Das Kriegsende zwischen Ems und Weser 1945" wird in einem kurzen Abschnitt auch der im Emsland berüchtigte "Hauptmann" Herold erwähnt, der mit seiner selbsternannten "Einheit für Sonderaufgaben" oder auch "Standgericht Herold" u.a. einen Emsländer Bürgermeister hinrichten ließ, weil dieser angeblich als erster durch aufhängen einer weißen Fahne ein Dorf an eine polnische Panzereinheit kampflos übergeben wollte.

    Das Hamburger Abendblatt hat zu Herolds Verbrechen einen Artikel online: http://www.abendblatt.de/daten/2005/04/29/427568.html

    Die Geschichte ist anscheinend auch verfilmt worden:

    http://www.absolutmedien.de/main.php?view=film&id=216

    Gruß, J.H.

  • Hallo Allerseits!

    Ich habe mir die Verfilmung "Der Hauptmann von Muffrika" über Willi Herold mal zu Gemüte geführt.
    (Es ist eine Art Dokumentation - kein Spielfilm).

    Eine "KöpenickscheTragödie" würde ich meinen. Wobei einem das Grausen in die Glieder fährt.
    Der 19 jährige Gefreite Willi Herold wird im Frühjahr 1945 von seiner Truppe getrennt, findet eine Hauptmannsuniform , zieht sie an, schart andere versprengte Soldaten um sich und bildet daraus eine eigene Einheit "Kampfgruppe Herold" oder "Standgericht Herold".
    Nun bemächtigt er sich u.a. des Kommandos über das Strafgefangenlagers Aschendorfermoor - und erschießt dort mehr oder weniger wahllos Gefangene. Auch in Papenburg geht er ungehindert seinem "Rachefeldzug" nach.

    Was mich allerdings in diesem Zusammenhang interessieren würde:

    War zu diesem Zeitpunkt die ganze hierarchischen Strukturen dermaßen auseinandergefallen, daß man (nur mit einer Uniform) einfach so, mir nichts dir nichts durch die Gegend ziehen konnte und auf eigene Faust handeln konnte?
    Laut Geschichte ja - aber mir ist das unbegreiflich. Der "Offizier" Herold hatte ja noch nicht mal ein Soldbuch oder einen Wehrpass.

    Gab es da überhaupt keine Strukturen mehr, die das hätten verhindern können, oder hat er einfach "Glück" gehabt und ist durch sämtliche militärische Maschen geschlupft?

    Gruß, Klaus

    Im Gedenken an Veteran Werner (12. SS-Pz.Div 26)
    +11.07.2009

  • Moin zusammen,

    über diesen Herold gab es diverse Veröffentlichungen in der historisch interessierten Regionalpresse, sprich Tageszeitungen. Wie so oft, finde ich es natürlich nicht.

    Wenn jemand qualifiziert darüber Auskunft geben kann, dann sind es die Leute des DIZ in Papenburg:
    http://www.diz-emslandlager.de/

    Gruß,
    Arnold

  • Quote

    Original von terminus
    Nun bemächtigt er sich u.a. des Kommandos über das Strafgefangenlagers Aschendorfermoor - und erschießt dort mehr oder weniger wahllos Gefangene. Auch in Papenburg geht er ungehindert seinem "Rachefeldzug" nach.

    Was mich allerdings in diesem Zusammenhang interessieren würde:

    War zu diesem Zeitpunkt die ganze hierarchischen Strukturen dermaßen auseinandergefallen, daß man (nur mit einer Uniform) einfach so, mir nichts dir nichts durch die Gegend ziehen konnte und auf eigene Faust handeln konnte?
    Laut Geschichte ja - aber mir ist das unbegreiflich. Der "Offizier" Herold hatte ja noch nicht mal ein Soldbuch oder einen Wehrpass.

    Gab es da überhaupt keine Strukturen mehr, die das hätten verhindern können, oder hat er einfach "Glück" gehabt und ist durch sämtliche militärische Maschen geschlupft?

    Gruß, Klaus

    Hallo Klaus,

    den Film hatte ich mir auch zwischenzeitlich über die Bibliothek ausgeliehen. Sehr interessant fand ich die Augenzeugenberichte, die ja zum Teil auch von Beteiligten der "Kampfgruppe Herold" abgegeben wurden. Die Schilderung der sadistischen Taten von Herold (vor allem im Lager Aschendorfer Moor) ist schon wirklich fast unglaublich. Es wurde aber auch von den Augenzeugen meistens übereinstimmend geschildert, das alleine durch das forsche, schneidige Auftreten von Herold jeder Zweifel an seiner Autorität beiseite geschoben wurde. Die erwähnte Kontrolle der Soldbücher "seiner" Einheit durch Feldgendarmerie hat er ja auch schadlos überstanden.
    Gruß, J.H.

  • Hallo!
    Von diesem "Haptmann" habe ich nicht früher gehört.

    Habe etwas dazu gefunden:

    Verfahren Lfd.Nr.178
    Tatkomplex: Verbrechen der Endphase
    Angeklagte:
    G., Helmuth Freispruch
    U., Josef Freispruch
    W., Engelbert Freispruch
    Gerichtsentscheidungen:
    LG Oldenburg 491112
    Tatland: Deutschland
    Tatort: HS Emslandlager II (Aschendorf), Leer
    Tatzeit: 450411-450414, 450425
    Opfer: Häftlinge
    Nationalität: Deutsche, Niederländische
    Dienststelle: Heer Einheit Herold, Volkssturm Einheit Schütte, NSDAP Kreisleiter in Aschaffendorf, NSDAP Gauleitung Oldenburg
    Verfahrensgegenstand: Teilnahme an der Erschiessung von über 100 Häftlingen des Strafgefangenenlagers II (Aschendorfermoor) und von 5 spionageverdächtigen holländischen Häftlingen in dem Polizeigefängnis Leer. Die Angeklagten gehörten zu der vom fahnenflüchtigen Gefreiten Herold, der sich als Hauptmann ausgab, aus versprengten Soldaten gebildeten 'Einheit Herold', die diese Erschiessungen durchführte

    (http://www1.jur.uva.nl/junsv/brd/Tatortfr.htm)

    Verfahren Lfd.Nr.253
    Tatkomplex: Verbrechen der Endphase
    Angeklagte:
    B., Gerhard E.F. 1 Jahr
    F., Reinhard Paul 9 Jahre
    Gerichtsentscheidungen:
    LG Oldenburg 501121
    OGHBZ 500815
    BGH 521118
    Tatland: Deutschland
    Tatort: HS Emslandlager II (Aschendorf), Leer
    Tatzeit: 450411-450414, 450425
    Opfer: Häftlinge
    Nationalität: Deutsche, Niederländische
    Dienststelle: Heer Einheit Herold, NSDAP Kreisleiter in Aschaffendorf
    Verfahrensgegenstand: Erschiessung von über 100 Häftlingen des Strafgefangenenlagers II (Aschendorfermoor) und von 5 spionageverdächtigen holländischen Häftlingen in dem Polizeigefängnis Leer durch die vom fahnenflüchtigen Gefreiten Herold, der sich als Hauptmann ausgab, aus versprengten Soldaten gebildeten 'Einheit Herold' . Die Angeklagten waren an einer oder mehreren dieser Erschiessungen beteiligt

    (http://www1.jur.uva.nl/junsv/brd/Tatortfr.htm)

    Grüsse,
    Björn

  • Quote

    Original von Björn aus Norwegen
    Erschiessung von über 100 Häftlingen des Strafgefangenenlagers II (Aschendorfermoor)

    Hallo Björn,

    in dem genannten Dolumentationsfilm dazu wird die Erschiessung der Häftlinge von Augenzeugen beschrieben:
    Im Lager Aschendorfer Moor saßen zum größten Teil straffällig gewordene Wehrmachtssoldaten (die sogenannten Moorsoldaten) ein, denen die Wehrwürdigkeit aberkannt war. Herold hat nach seiner Kommandoübernahme über das Lager die inhaftierten Soldaten antreten lassen und versprochen, daß alle, die sich freiwillig zum sofortigen Fronteinsatz melden, das Lager verlassen können. Die über einhundert "Freiwilligen" mussten vortreten und wurden unter Gesang aus dem Lager geführt. Vor einem Graben wurde der Abteilung befohlen zu halten, daraufhin wurde aus einer verdeckt abgestellten, auf einem Fahrzeug montierten 2cm-Flak das Feuer auf die Wehrlosen eröffnet. Viele der Opfer versuchten, sich in den Graben zu retten weshalb zusätzlich mit Gewehren in den Graben geschossen wurde. Anschließend sollen Herold selbst und ein weiterer Soldat jeweils eine Handgranate in den Graben geworfen haben.

    Die Augenzeugen berichten auch, das es vorher im Lager schon zu vielen regelrechten Hinrichtungen (Kopfschuss im Knieen) gekommen war.

    Im Film wird von einer Opferzahl von 185 Menschen gesprochen, dazu gibt es aber verschiedene, abweichende Angaben.

  • Hallo!
    Alles ist interessant, gut etwas neues zu lernen.
    So wie ich es verstanden habe, kam der Herold in der Gulliotine?

    Dachte nicht das so etwas nach dem Krieg in Deutschland gebraucht wurde? (Ausser vielleicht später in der DDR?)

    "auf einem Fahrzeug montierten 2cm-Flak das Feuer auf die Wehrlosen eröffnet."

    Unglaublich das sogar eine Maschinenkanone benutzt wurde.

    Es ist eigentlich auch merkwürdig, das der 19-Jahrige Herold Hauptmann spielen konnte, ohne das sein junges Alter nicht auffällig wurde. Er könnte ja auch älter als 19 ausgesehen haben.

    Gruss,
    Björn

  • In der Online-Stadtchronik der Stadt Leer werden neben der Ankunft von "Hauptmann Herold" in Leer auch die Opfer der dort von Herold und seiner Einheit vorgenommenen Hinrichtungen (darunter die oben von Björn genannten 5 Niederländer) namentlich erwähnt, beginnend ab dem 21.April 1945:

    http://www.stadt-leer.de/showobject.pht…=tx%7C123.511.1

    Gruß, J.H.

  • Hi,

    hier näheres zum Lager Aschendorfermoor (von der o.a. Seite der Emslandlager);
    und hier eine Zusammenstellung von Dokumenten aus den Ermittlungs- und Gerichtsakten;
    daraus das Urteil:

      Herbert Brown, Colonel, Oberst, Präsident des Militärgerichts (Oldenburg, 29.8.1946):

      Erheben Sie sich, Angeklagte!

      Ich will den unangenehmen Charakter dieses Augenblicks nicht noch steigern, indem ich dem, was Ihre Verteidiger so beredt zum Ausdruck gebracht haben, irgendetwas hinzufüge.

      Herold, Ihr erfahrener Verteidiger Dr. Allihn hat von der Tatsache gesprochen, dass es Ihnen wahrscheinlich nicht gelungen wäre, all dies Böse zu tun, was Sie getan haben, wenn andere Leute ihre Pflicht getan hätten. Das mag wahr sein, aber es verringert nicht Ihre Schuld. Uns wurde schon klar, dass Zeugen, die wir vor diesem Gericht sahen und die der Nazi-Partei angehörten, nur allzu bereit gewesen sind, sich Ihrer Energie und Bösartigkeit zu bedienen, um ihre eigenen Landsleute umbringen zu lassen, und es war schmerzhaft, mit ansehen zu müssen, wie dabei Staatsbeamte, also Männer von vormals tadelloser Karriere und Reputation, ihre Pflichten derart vernachlässigten. Man kann nur annehmen, dass sie durch die von der Nazi-Partei bewirkte Demoralisierung veranlasst wurden, ihre vormals hohen Standards von Führung und Verantwortlichkeit fahren zu lassen. Ihre [Herolds] Vergehen sind jedoch – gemessen daran – so ungeheuerlich, dass man sie bestenfalls nur mit den Taten ihrer Mitangeklagten vergleichen kann. Dann allerdings wird man erkennen, dass auch diese Angeklagten Verbrechen begangen haben, deren Bösartigkeit in normalen Zeiten und verglichen mit jedem normalen Kriminalfall zum Himmel schreien.

      Was nun sie, die anderen sechs Angeklagten, betrifft, so waren sie alle Angehörige der deutschen Strafjustiz, einer Justiz, die weltweit einen guten Ruf genießen durfte, bis sie in nur wenigen Jahren demoralisiert wurde. Man kann vermuten, dass Sie, Herold, so erfolgreich tun konnten, was Sie taten, weil es den deutschen Gehorsam gab – den Gehorsam gegenüber einer Uniform und dem äußeren Anschein von Autorität, und wenn man die Art und Weise bedenkt, in der Sie vor diesem Gericht auftraten, die Art, in der Sie "Jawohl" brüllten und "Nein" schnarrten, so ist nur zu hoffen – wenn auch sonst nichts bei diesem Prozess herauskäme–, dass einem normalen Deutschen dabei folgendes klar wird: er muss den Mut aufbringen, allein auf sich gestellt zu bleiben und einen unmoralischen Befehl zurückzuweisen, er muss sich entschließen, den Gehorsam zu verweigern, wenn Befehle offenkundig illegal sind – gleichgültig von wem sie stammen.

      Das Gericht verurteilt Sie, Herold, Hagewald, Meyer, Schütte, Euler, Brandt und Peller, zum Tode.
      Art, Ort und Zeitpunkt der Vollstreckung mögen durch höhere Stellen festgelegt werden.

      Major Pantcheff von der Untersuchungskommission für Kriegsverbrechen sowie Mr. Band von der
      C.C.G. Legal Division werden beauftragt, an der Hinrichtung der Angeklagten als Zeugen teilzunehmen.

      Prozess beendet.

    Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo,

    habe noch etwas über Herold gefunden:

    Quote

    On 30 September 1943 the chimney sweep apprentice Herold at the age was drawn in from 18 years to the military service. After the basic training with the 18. Paratroopses in it was inserted with Netturno and Monte Cassino into Italy, where it was carried also to the Gefreiten. Its unit was back-instructed for the end of the war to Germany. Herold was separated finally on 3 April 1945 from its comrades and found between the places Gronau and Bentheim an officer crate with the uniform of a paratrooper captain. The Gefreite Herold "“was promoted"” with this uniform to the armed forces officer, collected a dozen likewise straggler soldier around itself and arrived on 11 April 1945 at the camp II of the Ems land camps, to the convict camp Aschendorfer moorland. There with the words "„the leader personally has me unrestricted authority given "“took over it those the command and established a fright regiment. Prisoners, who had undertaken a short while before an escape attempt, were shot immediately. Within the next eight days Herold over 100 camp passengers let hand kill, with some victims put on it.
    At a heavy air raid the escape succeeded to most survivors prisoners. Also the unit of Herold set off before the advancing front and committed last war crimes. A farmer with empty in East Frisia, which had go-eaten the white flag, was hung up by Herolds people and murdered in a police station five Dutchmen because of alleged espionage after illusory process.
    In August 1946 a war crimes trial began against Herold and 13 further accused in Oldenburg. They were made responsible for the murder by 125 humans. Herold, which did not show regret, and twelve further codefendants were condemned to death. On 14 November 1946 the judgements in the prison were executed by by the drop hatchet.

    http://www.economy-point.org/w/willi-herold.html

    Übrigens findet man hier die Biographien von 229 Kriegsverbrechern:

    http://www.economy-point.org/war-criminal/index.html

    Allerdings sind einige der Namen irreführend "eingeenglischt":


    Quote

    » Curt of God mountain

    Hä? ?(

    Achso, Curt von Gottberg :rolleyes:


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (October 27, 2009 at 2:56 PM).

  • Hallo Thilo,

    dazu kommt dann wohl noch, daß die meisten, die zu den von Herold begangenen Verbrechen recherchiert (und die Ergebnisse anschließend veröffentlicht) haben, wohl sehr oft von einander abgeschrieben oder die Texte teilweise und auch komplett übernommen haben. Mal ist dort von 12, dann wiederum von 6 Todesurteilen zu lesen? Als Militärische Einheit, bei der Herold ausgebildet wurde, wird auf vielen webseiten die "18.Fallschirmtruppe" in Tangermünde genannt - diese Bezeichnung stimmt so sicherlich auch nicht.

    Ich bin direkt am überlegen, mal wieder einen Ausflug ins Oldenburger Staatsarchiv zu planen, um dort vielleicht Einblick in die damaligen Gerichtsakten zu erhalten. In Wolfenbüttel müßte sich auch sicherlich etwas dazu finden lassen - und ob die WASt einen militärischen Werdegang von Herold zu Forschungszwecken bereitstellen würde...?

    Gruß, J.H.

  • Hallo J.H.,

    in Sachen gedankenloser Abschreiberei gebe ich Dir recht.

    Mit "18. Paratroopses" könnte das Fallschirmjägerregiment 18 gemeint sein, aber das war m.W. nie am Monte Cassino, siehe Anhang.


    In Tangermünde gab es nur das Fallschirm-Panzer-Zerstörer-Ausbildungs-Bataillon Tangermünde als E-Truppenteil.

    http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/inhaltsverzeichnisKasernen.htm


    Aber ich sage nur: Curt of God mountain

    Ritter der Tafelrunde? Brachte das Christentum nach Wales? Zog aus um das Heilige Land von den Arabern zu befreien?

    Da kann ich mich nicht drüber beruhigen... :D


    Grüße

    Thilo

  • Guten Tag,

    über Willi Herold gibt es ein 1987 veröffentliches Buch:
    T. X. H. Pantcheff, Der Henker vom Emsland. Willi Herold, 19 Jahre alt. Ein deutsches Lehrstück.

    Die 1995 herausgebrachte Taschenbuchausgabe heißt:
    Der Henker vom Emsland: Dokumentation einer Barbarei am Ende des Krieges 1945.

    Drei Ausgaben (1087, 1993, 1995) werden bei Amazon angeboten.

    ISBN-10: 3766330616
    ISBN-13: 978-3766330611

    Hat das jemand bereits gelesen und könnte davon berichten?

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Guten Abend,
    das alles erinnert mich an eine Fall aus dem Frühjahr 1945 in Köln, den ich vor einigen Jahren untersucht und veröffentlicht habe. Da waren ein knapp 17jähriger ehem. Luftwaffenhelfer und nur wenig älterer Volkssturmangehöriger zu unkontrollierbaren Killern geworden. Nach Ermordung einiger Zwangsarbeiter waren die beiden die ersten, die mit Handgranaten und Schusswaffen ein Lager mit kranken Zwangsarbeitern "räumten".
    Eine britische Dienststelle hat diese Fälle penibel ermitteln und dann der Kölner Staatsanwaltschaft übergeben. Der Fall "Lager Gremberg" ist aber nie verhandelt worden, und die jugendlichen Haupttäter kamen ungeschoren davon. Nachlesen kann am das im "JAhrbuch Rechtsrheinisches Köln", Bd. 25.
    Beste grüße
    G. Aders

  • Guten Tag,

    über Willi Herold gibt es ein 1987 veröffentliches Buch:
    T. X. H. Pantcheff, Der Henker vom Emsland. Willi Herold, 19 Jahre alt. Ein deutsches Lehrstück.

    Hat das jemand bereits gelesen und könnte davon berichten?


    Hallo,

    nach langer Zeit bin ich nun endlich dazu gekommen, das genannte Buch zu lesen. Der Autor T.X.H. Pantcheff war damals als Major in das Untersuchungsverfahren und die Ermittlungen der Kriegsverbrechen von Willi Herold im Jahr 1945/46 eingebunden. Das Buch ist sehr ausführlich geschrieben, alle beteiligten Personen - Täter und Opfer - werden darin mit vollen Namen und auch alle Tatorte sowie die Grabstellen der Hingerichteten (inkl. Lager- und Massengrabskizzen) genannt. Als Quellen für das Buch dienten u.a. die offiziellen Untersuchungsberichte und die Verfahrensakten des britischen Militärgerichtes, vor dem im Jahr 1946 die Kriegsverbrecher in der Stadt Oldenburg angeklagt wurden. Im ersten Teil des Buches wird der gesamte Ablauf aller Ereignisse und Verbrechen anhand der Täter- und Zeugenaussagen rekonstruiert, im zweiten Teil werden die umfangreichen und teilweise sehr schwierigen Ermittlungsarbeiten der Briten bis zu den Gerichtsurteilen und der Verurteilung/Hinrichtung der Täter geschildert - dabei gibt Pantcheff auch einen Einblick in die Abläufe bei den Ermittlungsverfahren zu Kriegsverbrechen in der britischen Besatzungszone ab 1945.

    Die Frage, warum es überhaupt zu diesen Kriegsverbrechen durch das "Standgericht Herold" kommen konnte, lässt sich anhand dieses Buches u.a. mit den allgemeinen Umständen in Deutschland im Frühjahr 1945 (Zusammenbruch der allgemeinen Hierarchien und Strukturen) und den zahlreichen, an den Ereignissen beteiligten deutschen Behörden, Dienststellen und Truppenteilen erklären. Als Beispiel sei hier nur das Straflager Aschendorfer Moor im Emsland genannt, das zugleich von untereinander konkurrierenden Einheiten der SA und Justizpersonal bewacht und verwaltet wurde, deren jeweilige Angehörige auch nur Zutritt zu festgelegten Bereichen der Straflager hatten. Bei Herolds Eintreffen in diesem Lager brachen dann die vorher schon untereinander schwelenden Konflikte offen aus und es ergaben sich gewaltige Kompetenzstreitigkeiten zwischen Wehrmacht, örtlichen SA- und NS-Parteifunktionären, Justizbeamten, der Polizei und schließlich auch der regionalen Gestapo-Einheiten. Herold gelang es dabei immer wieder sehr gekonnt, alle ihm gegenüber nicht zur bedingungslosen Kooperation und Unterstellung bereiten Verantwortlichen unter massiven Androhungen von Meldungen bei der nächsthöheren Instanz unter- und gegeneinander auszuspielen.

    Eine unerwartete Kontrolle seiner Einheit durch Feldgendarmen löste der falsche Hauptmann Herold z.B. dadurch auf, dass er hartnäckig darauf bestand, persönlich dem vor Ort zuständigen Gendarmerieführer, einem Hauptmann der Feldgendarmerie, vorgeführt zu werden. Dessen Aufforderung, sein Soldbuch vorzulegen, verweigerte Herold dann mit dem Argument, er würde nur einem dienstgradhöheren Offizier sein Soldbuch vorlegen, nicht aber einem Ranggleichen Hauptmann. Von soviel "Schneidigkeit" des falschen Hauptmanns und von dessen Äusserung, er handele mit Sonderauftrag auf Befehl "von höchster Stelle" tief beeindruckt, unterließ der Gendarmeriehauptmann dann jegliche weitere Kontrolle und lud Herold stattdessen zu einem gemeinsamen Umtrunk ein.

    Der oben im Thread schon genannte Kinofilm mit dem Titel "Der Hauptmann" hält sich in seiner Handlung eng an die Buchvorlage, er soll voraussichtlich ab dem 7.September 2018 auch als DVD im Handel erhältlich sein.

    Gruß, J.H.

  • Guten Tag ans Forum,

    es mag tatsächlich erstaunlich sein, sich wie der "Hauptmann von Köpenick" mehr oder minder erfolgreich eine falsche militärische Identität gegeben zu haben.

    Und das vermeintlich erschwerend während des Zweiten Weltkriegs mit seinem militärischen Kontroll- und Überwachungssystem.

    1939 ging Bernhard B. als Freiwilliger zur Wehrmacht. Im August 1940 wurde er wegen "Tapferkeit vor dem Feind" zum Unteroffizier befördert und erhielt das EK II.

    1941 wurde er dann dreimal wegen Straftaten (Urkundenfälschung, Diebstahls und missbräuchlicher Benutzung eines Kfz.) zum Nachteil der Wehrmacht militärgerichtlich verurteilt.

    Im Mai 1941 wurde er zusätzlich vom Unteroffizier zum Schützen degradiert. Danach brachte er es an der Ostfront wieder bis zum Obergrenadier und kehrte nach einem Heimaturlaub im

    Juni 1943 nicht mehr zur Truppe zurück. In der Folgezeit trat er dann in ganz Deutschland als falscher Unteroffizier, Feldwebel, Oberfähnrich, Leutnant, Oberleutnant und zuletzt als Hauptmann auf.

    Er beging weiterhin militärische und zivile Straftaten. So fälschte er Bezugsscheine der Wehrmacht und konnte sich so u.a. Fallschirmseide zum Tauschen und Verschenken beschaffen.

    Im März 1944 konnte er dann als Hauptmann unter falschem Namen in Westdeutschland in einem "Offiziersquartier" festgenommen werden. Zwischen Juni 1943 und März 1944 hatte er auch immer wieder Kontakt mit militärischen und zivilen Stellen, ohne dass seine falsche Identität thematisiert worden war. Im Gegenteil: er konnte sich offensichtlich erfolgreich als Offizier präsentieren. Seine Festnahme im März 1944 kann

    durch den Hinweis einer enttäuschten Liebesbeziehung erfolgt sein und nicht durch die bloße Aufmerksamkeit militärischer oder ziviler Kontrollorgane.

    Das Todesurteil an Bernhard B. wurde am 16.09.1944 in Dresden nach Militärgerichtsurteil vollstreckt.

    Die Lichtbilder zeigen ihn nach seiner Festnahme in seiner Uniform mit bereits entfernten Rangabzeichen und dann in Zivil.

    Fazit: Die Welt will betrogen werden!

    Mit freundlichen Grüßen aus der Normandie

    Peter

  • Hallo,

    ich habe mir gestern den Film

    Der Hauptmann

    bei Amazon Prime angesehen.

    Einfach unglaublich die ganze Geschichte.

    Normalerweise denkt man so etwas kann nur einem Hirn in Hollywood entsrpungen sein.

    Einfach unvorstellbar mit welcher Brutalität diese Verbrecher vorgegangen sind, aber man kann sich auch durchaus vorstellen das

    der ein oder anderen Vorgesetzten Dienststelle es zu dieser Zeit ganz Recht war wenn hier ein paar unliebsame Zeugen verschwinden.

    servus

    Manfred

    Keine Macht den doofen!