Hallo,
ich habe eine Frage bezüglich der Überstellung von Angehörigen der Kriegsmarine zur Waffen-SS. Bekannter sind ja die Angaben der Luftwaffe an die Waffen-SS, für die der Kriegsmarine habe ich leider nur wenige Hinweise.
Nach Berichten zur SS-Panzergrenadier-Schule Kienschlag, SS-Tr.Üb.Platz „Böhmen und Mähren“, erfolgte von Februar bis März 1945 an der Schule die Umschulung des „ Marine-Ausbildungs-Regimentes Wilhelmshaven“ zu Panzergrenadieren. Gab es eine solche Ausbildungseinheit der Kriegsmarine und liegen über die Versetzungen bzw. Überstellungen zur Waffen-SS Berichte vor?
Als Zeitraum wird in den verschiedenen Berichten der 7. – 17.2.45 als Ankunftstag in Kienschlag und der 10. - 18.3.45 als Tag des Abtransportes zu Fronteinheiten der 6.Pz.Armee (1.SS-Pz.Div. LSSAH, 2.SS-Pz.Div. „Das Reich“ und 3.SS-Pz.Div. „Totenkopf“), Ungarn, genannt.
Kommandeur des Umschulungs-Lehrganges (?) war ein Taktiklehrer aus Kienschlag (Hauptsturm- oder Sturmbannführer Lehmann?), Kompanieführer wurden u. a. vom SS-SPW-A.u.E.Btl. Bukowan gestellt: die SS-Untersturmführer Morgenstern und Tröscher sowie SS-Obersturmführer Münster. Unterführer wurden von dem laufenden Reserve-Führer-Lehrgang herangezogen! Ein SS-Standartenoberjunker, Träger des Deutschen Kreuz in Gold (Name bekannt) wurde nach dem bestandenem 13.Kriegs-Reserve-Junker-Lehrgang KRJL an der Schule Kienschlag bis zum Beginn eines neuen Lehrganges kurzfristig als Kompanie-Offizier dem Kompanieführer, SS-Ostuf. Münster, zugeteilt, der in einem Barackenlager in unmittelbarer Nähe der Schule Marinesoldaten für ihren bevorstehenden Einsatz infanteristisch ausbilden sollte. Nach den Angaben des Standartenoberjunkers kamen diese Marineangehörigen von verschiedenen Einheiten, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr auf See eingesetzt werden konnten. Es handelte sich dabei um meist Längerdienende, mit guter Disziplin und auch noch guter Moral! Anfang März 1945 begann der neue KRJL und der Standartenoberjunker wurde dabei dort als Junkerschaftsführer eingesetzt. Er berichtete aber nicht, ob die Marineleute zu diesem Zeitpunkt abtransportiert wurden (BA-MA N 756) Unter den Auszubildenden befand sich auch der Marine-Obergefreite Otto Hillebrecht, der nach einer schweren Verwundung an der Ostfront bereits aus dem Wehrdienst ausgeschieden war und 1944/45 bei der Kriegsmarine wieder eingezogen wurde. Er kam zwischen dem 12. und 15.2.1945 in Kienschlag an. Die Marineleute wurden anschließend zum Stützpunkt "Totenkopf", im Raum Tulln-Krems in Marsch gesetzt, Verbleib unbekannt. Otto Hillebrecht wurde am 3.4.1945 westlich Wien (bei der LAH oder HJ?) verwundet, es gelang ihm noch, über das Lazarett Wittenberg/Elbe im Mai 1945 in den Westen zu gelangen
Jürgen Vieweg (* 1.7.1927) wurde am 14.10.1944 als Matrose zur Kriegsmarine eingezogen, in Wilhelmshaven war er zunächst bei der 2./28.S.St.A., Zug III. Gruppe, später 2./2.M.E.A. Stube 5, später 14.M.E.A., Gruppe 34. Dann wurde er in die SS übernommen und kam am 17.2.45 zur SS-Pz.Gren.Schule, 6.Kompanie, Lager Neudorf, Post Teinitz a. d. Sasau. Nach 3 Wochen Ausbildung am 17.3.45 Abfahrt Lager Neudorf, 23.3.45 in Györszentmorton, 25.3.45 nach 5 Stunden Nachtmarsch in ein Dorf südöstlich Raab, Div.”Das Reich”, FPNr. 01 602 B, II.Bataillon des SS-PzGrenRgt 3 „Deutschland“ (letzte Nachricht) (BA MA N 756/272 a)
Fridolin Zech (* 11.8.1927) wurde zur Marine – Admiral der Nordsee, zur 2.MEA, 4.Kp. eingezogen, ging am 7.2.45 auf Transport und landete am 24.2.45 in der Nähe von Prag (Kienschlag) und wurde hier zur Waffen-SS überstellt. Das Soldbuch wurde am 1.3.45 bei der SS-Pz.Gren.Schule Kienschlag von einem SS-Ustuf. Purkart oder Prukat unterschrieben.(lt Führerliste Moore unbekannt)
Am 10. oder 13.3.45 ging ein Transport in Stärke von etwa 1 500 Mann von Kienschlag nach Ungarn (Paya ?). Nach der Ausladung machte der Nachersatz einen Nachtmarsch in ein kleines Dorf und wurde hier auf verschiedene Divisionen verteilt. Letzte Nachricht am 16.3.45 aus Wien (Durchreise ?) (DF 12/74, S. 20)
Ein leider ungenannter ehemaliger Angehöriger der Kriegsmarine schrieb am 7.6.1965 an einen Suchdienstreferenten der HIAG, Caspar Serno: “ Jahrgang 1926, kam ich im Februar 45 von der Kriegsmarine zur Waffen-SS zwecks Umschulung zum Panzergrenadier auf den Übungsplatz Beneschau bei Prag und zwar nach Kienschlag. Mein Gruppenführer war Junker Schneider von der LAH. Leider kann ich keine näheren Angaben machen. Ich habe ihn nur in allerbester Erinnerung. ...
Am 18.3.45 wurde wir umgeschulten Matrosen dann verladen und kamen nach Ungarn zum Einsatz. Ich erinnere mich noch an die Orte Veszprem, Raab und Papa, bei Deutsch-Kreuz überschritten wir die österreichische Grenze. In Hainfeld wurde ich am 21.4.45 verwundet. ... Dieser ehemalige Mariner war anscheinend im SS-Pz.Gren.Rgt. 2 der LAH, sein KpFhr. Ustuf. Leopold Gutter fiel am 28.3.45 in Vasergerszeg in Ungarn, Zugführer Oscha.Baer, I.Zug Hscha.Fuchs, als dritten KpFhr.nannte er einen Hstuf. Walg oder Walch, vermutlich Wilhelm Walch. (BA MA N 756/345 a)
Meine Frage wäre, ob es zu den Abstellungen von Angehörigen der Kriegsmarine zur Waffen-SS weitere Berichte oder Angaben gibt, eventuell auch zu dem o.g. „Umschulungslehrgang“, der eventuell mit dem SS-Pz.Gren.-Lehr-Regiment in Verbindung stand. Anscheinend gab es mehrere Transporte, denn die Angaben zum Eintreffen in Kienschlag (Networtschitz oder Neveklau?) unterscheiden sich gravierend, ebenso die zum Abtransport.
Grüße Roland