Wer kann mir etwas näheres zu Kurt Rickert sagen. Er war Sturmbannführer der Waffen-SS, geb. 27.09.1913, seine Nr. 117197. In 9/44 war er als Kommandeur I.Pz. GR.7.
Ich möchte gerne seine Biographie erstellen, da er vor gut 30 Jahren mein Ziehvater war. Leider habe ich damals nicht seine Angaben nicht notiert. Im Gedächtnis sind mir noch Division Wiking und Germania. Einen Zusammenhang kann ich nicht herstellen.
SS-Sturmbannführer Kurt Rickert
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Guten Tag, Mikel,
willkommen im FdW!
Dein Einverständnis vorausgesetzt, habe ich die Threadüberschrift ein wenig erweitert. Zudem sind wir umgezogen, und zwar von den Einheiten der Waffen-SS zu den Personen, denn darum geht es ja in Deiner Anfrage.
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Servus,
hier die das aus der WSS-Führerliste :Rickert, Kurt
SS-Stubaf.
geb. 27. 9.1913 in Tungendorf/Bordesholm ; gest. 11.5.1999
SS-Nr. 117 197
Kdr.I./Pz.GR.7 9.44
Rttf. 13./Sta.”Germania” 4.35Eine Nachfrage bei der WASt und im Bundesarchiv Berlin wären sicherlich sinnvoll.
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Hallo,
Kurt Rickert, zum SS-Stubaf befördert am
9.11.1943.
Junkerschule Braunschweig Jahrgang 1936
Lt. DAL der Waffen-SS "irgendwann" nach dem 1.10.1944 vom Kdo des I./SS PolPzGrenRegt 7 entbunden und zum SS-Führungshauptamt versetzt.
Auszeichnungen: SS-Ehrendegen, EK II, KVK II mit Schwertern.Beste Grüsse
Ingo -
Hallo,
aus einigen Quellen (im Internet einsehbar) ist ersichtlich, dass Rickert einer der Verantwortlichen für das Massaker von Distomo bei Delphi/Griechenland am 10. Juni 1944 gewesen sein soll.
Ich kann für mich die englischen Texte inhaltlich noch nicht ganz erschliessen.
Das Massaker an ca 280 Dorfbewohnern soll von der 2./ SS PzGrenRegt 7 (?) (oder 7. Kp.?) unter Führung des KpChefs HStuf Fritz Lautenbach durchgeführt worden sein.
In der Erinnerungsstätte vor Ort werden Lautenbach, Rickert und Schümers als " Schlächter von Distomo" bezeichnet und mit Fotos gezeigt.Gegen Kriegsende war Rickert Adjutant des HSSPF Nordsee, SS Gruf Graf v. Bassewitz-Behr.
Beste Grüsse
Ingo -
Hallo,
HStuf Rickert war spätestens seit Mai 1943 Kdr des I./SS PzGrenRegt 7.
(Quelle: Husemann " Die guten Glaubens waren Bd.2, Seite 171).Beste Grüsse
Ingo -
Hallo Ingo, vielen Dank für Deine Auskünfte. Zur Ergänzung: Kurt Rickert lebte bis zu seinem Tode in Bad Ems. Dort hatte er eine chemische Fabrik und ich war seinerzeit als junger Chemiker sein Betriebsleiter bis 1980.
Er erzählte mir des öfteren von seiner SS Vergangenheit. Bezüglich der Vorwürfe des Massakers beteuerte aber stets, dass er zum Zeitpunkt des Massakers nicht dort gewesen sei. Er war laut seiner Aussage durch ein Schreiben eines Erzbischofs von Thessaloniki nicht am Massaker beteiligt.
In einem Gerichtsverfahren nach Kriegsende wurde er für unschuldig befunden.Ich versuche mal an die Akten zu gelangen. Sie müssten entweder beim Gericht in Lahnstein oder beim übergeordneten Gericht in Koblenz wohl archiviert sein (wenn überhaupt).
Soweit mein Kenntnisstand dazu. Inwieweit das Schreiben des Erzbischofs, ich habe es persönlich nie gesehen, wirklich existiert bleibt fraglich. Auch bleibt fraglich unter welchen Bedingungen ein mögliches "Entlastungsschreiben" ausgestellt wurde.
Da wir ab 1975 Geschäftsbeziehungen nach Griechenland hatten, sind wir zusammen mehrmals in Griechenland gewesen. Eine Reaktion in Richtung Unrechtsempfinden oder Reue habe ich auch in dieser Zeit bei ihm nie gespürt.
Dass er als "Schlächter von Distomo" namentlich benannt ist hat mich schon sehr geschockt.
Beste Grüße
Michael -
Hallo Michael,
zu den Vorkommnissen in Distomo findet sich im Internet eine online gestellte Ausarbeitung von Dr. Nicholas Petropoulos, Athen :"The Distomo Slaughter: Memory, Politics and the Struggle for Closure" 61 Seiten.
Die Tafel aus der Gedenkstätte mit dem Foto von Rickert findet sich auf S. 35.Beste Grüsse
Ingo -
Hallo Ingo,
besten Dank für die Quelle. Ich werde sie mir ausdrucken.
Grüsse nach Lüneburg
Michael -
Hallo Michael,
auch nach dem Studium einiger weiterer Online-Berichte ( zB Urteilsauszüge des LG München von 1969) erschliesst sich mir die Rolle von Rickert am 10.6.1944 nicht.
Handelte Hstuf. Lautenbach "auf eigene Faust"? Das ist kaum anzunehmen, war doch das SS PzGrRegt 7 seit einigen Wochen im "Partisanen"-Einsatz, was aber vielfach auch den Mord an hilflosen Frauen u Kindern beeinhaltete.
Lautenbach wird seine Tat aller Voraussicht im Rahmen des Einsatzauftrages seiner Vorgesetzten, BataillonsKdr Rickert bzw RegimentsKdr Schümers- die Gegend um Delphi von " Partisanen" zu " säubern"- ausgeführt haben.
Inwieweit Rickert nähere Kenntnis des Geschehens in und bei Distomo zwischen 15:00 und 18:00 hatte, kann ich nicht beantworten.
RegimentsKdr Staf Schümers drängte im Rahmen der gerichtlichen Untersuchung der Aktion durch den Gerichtsherrn, Gen d Flg Felmy ( KG des LXVIII.AK) auf eine bloße Disziplinarstrafe für Lautenbach wegen "Überschreitung der Befehlsbefugnis"!! Eine solche "Aktion" hätte nur auf der Befehlskette Bataillon- Regiment vom RegtsKdr hätte befohlen werden dürfen....(!!)Mit nachdenklichen Grüssen
Ingo -
Hallo Ingo,
nochmals vielen Dank für die vielen Hilfestellungen.
Das letzte Geheimnis um die Befehlskette hat Kurt Rickert wohl mit ins Grab genommen.
Ich werde versuchen seinen militärischen Werdegang von 1935 an, da war er 22 Jahre alt, bis 1945 zu rekonstruieren.
Da er zuvor eine Ausbildung bei der Polizei hatte, wohl direkt nach dem Abitur, ist es verständlich, dass er später dann zur 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division kam, was er mir auch immer wieder bestätigte. Auch fuhr er immer zu
den Kameradschaftstreffen nach Marktheidenfeld. Damals hatte mich das Thema auch nicht weiter interessiert. Erst nachdem ich vor 5 Jahren mein Studium der Geschichtswissenschaften als Magister abgeschlossen hatte, bekam ich ein Gefühl für eine solche biographische Zusammenstellung, auch in Erinnerung an eine frühere gute Zeit mit Kurt Rickert. Er hat zwar nach dem Krieg seine Gesinnung nicht geändert, versuchte aber niemals sich irgenwie damit zu profilieren oder andere zu beeinflussen. Als Mensch war er schon eine Art "Herrenmensch"und
hatte zweifelsohne Organisationstalent und eine gute Menschenkenntnis. In seiner Heimatstadt nach dem Kriege, Bad Ems, war er als Unternehmer sehr bekannt und auch beliebt.
Grüße
Michael -
Hallo Michael,
noch ein paar "Mosaiksteinchen":
Laut SS DAL vom 1.12.1938
Rickert, Kurt Dienststellung:Ordnungspolizei
Partei-Nr. 4 689 880
SS-Nr. 117 197
SS Obersturmführer am 9.11.1938
SS Untersturmführer am 20.4.1937
SS-Ehrendegen; SA-Sportabzeichen; Reichssportabzeichen; Mitglied im Lebensborn e.V.Beste Grüsse
Ingo -
Hallo Ingo,
vielen Dank für die Mosaiksteinchen. Diese sind immer sehr hilfreich. Damit ist Rickerts Aussage, dass er bei der Ordnungspolizei seine "Laufbahn" begann zutreffend.
Ich werde nun als nächsten Schritt versuchen eine zeitliche Zuordnung über die Jahre zu den einzelnen SS-Einheiten zu erforschen.
Interessant ist die Frage, ob er auch bei der SS- Panzerdivision WIKING zugehörig war, zumal ich noch seine Aussagen bezüglich WIKING und GERMANIA in den Ohren habe, aber der langen Zeit geschuldet dies heute nicht mehr zuordnen kann.
Liebe Grüsse
Michael -
Hallo Michael,
ich glaube es wird jetzt Zeit, dass Du versuchen solltest, Einsicht in die Personalakte von Kurt Rickert zu erhalten.
Diese müsste beim Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde ( früherer BDC-Bestand) zu finden sein.
Was mich etwas " stutzig" macht, ist das Rickert für einen Kommandeur eines SS-PzGrenBataillons relativ "niedrige" Ordensauszeichnungen besaß.
Das könnte evtl dafür sprechen, dass er die Zeit vom 1.9.39 bis ca Mitte/Endr 1942(??) entweder in rückwärtigen Dienststellungen oder Stabsverwendungen verbracht hat.Klarheit könnte uns die Personalakte bringen. Vielleicht verfügt auch ein Mitforist über eine Kopie/Scan seiner Führerstammkarte ( evtl aus NARA-Beständen)?
Beste Grüsse
Ingo -
Hallo Michael,
hier noch ein paar ergänzende Daten aus meinem Archiv.
Rickert, Kurt (PV Recklinghausen)
SS-Nr. 117.197
27.09.1913 geboren in Tungendorf, Bordesholm
verheiratet, ein Kind (Stand 01.11.1941)
00.04.1935 13./Standarte "Germania"
00.00.1936 Junkerschule Braunschweig
01.05.1937 Eintritt in die NSDAP, Mitgliedsnr. 4.689.880
09.11.1938 zum SS-Obersturmführer und Ltn. d.SchP. befördert
20.04.1940 anlässlich des Führergeburtstages zum SS-Hauptsturmführer und Hptm. d.SchP. ernannt
00.02.1943 Chef der 9./SS-Polizei-Infanterie-Regiment 3
25.02.1943 Eisernes Kreuz II. Klasse
00.05.1943 Kommandeur des I./SS-Panzergrenadier-Regiment 7 in der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division, mit dem Regiment in Griechenland eingesetzt
09.11.1943 zum SS-Sturmbannführer ernannt
06.12.1943 Eisernes Kreuz I. Klasse
11.05.1999 verstorben in Bad EmsQuellen:
RRL d.Offz.d.SchP.u.Gend., 2. Teil, Hauptleute, Stand 01.11.1941
Führerliste Moore
12. SS-DAL, Stand 01.10.1944, Obersturmbannführer - Sturmbannführer
Husemann, Die guten Glaubens waren, Band II
Propagandazeitschrift "Die Deutsche Polizei"Grüße
Daniel -
Hallo Daniel,
herzlichen Dank für die chronologische Auflistung. Das hat mir schon wieder ein Stück weiter gebracht.
Frage: Kann Ingo (Atlantis) deine Mitteilung auch einsehen ?? Ich bin neu hier und kenne die Strukturen noch nicht.
Falls er das nicht kann, wäre ich sehr dankbar, wenn du ihm die Info schicken könntest.Grüsse
Michael -
Hallo Michael,
keine Sorge;.... ich kann einsehen
Und ich freue mich über die Fakten, die Daniel einbringt : Genau das meinte ich mit "Hilfe durch Experten"Ungeklärt bleibt dann noch seine Verwendung von Kriegsbeginn bis 2/43.
Ich vermute nach wie vor einen Einsatz in der PV(?)Beste Grüsse
Ingo -
Hallo Michael und Ingo,
ich habe schon den ganzen Morgen nach der weiteren Verwendung von Rickert gesucht, bisher aber leider nichts gefunden.
Man muss auch aufpassen, denn es gab zwei Polizei-Offiziere mit Nachnamen Rickert.
Kurt Rickert und Heinrich Rickert (geb. 05.08.1904)
Beide hatten noch dazu ähnliche Dienstränge bei der Ordnungspolizei.Beste Grüße
Daniel -
Hallo Diana, hallo Michael!
Beitrag gelöscht, war ein falscher Bezug!
Gruss
Paul
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Guten Abend, Paul,
der Post ist inzwischen herausgenommen, er gab sehr detailliert Auskunft über die Kinder von Kurt Rickert. Ich denke, das ist in Ordnung so.
Grüße
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