Verabschiedung aus dem aktiven Dienst

  • Hallo an die Exprerten,

    bei älteren höheren Offiziersjahrgängen lese ich immer wieder mal :

    "Verabschiedung aus dem aktiven Dienst" (ich meine NICHT die Führerreserve)

    Kann es sein, dass solche höhere Offiziere, Generale auch nach so einer "Verabschiedung"
    zu Paraden, Empfängen eingeladen wurden, dabei waren, in ihrer vollen Uniform,
    als ob sie quasi noch voll dabei wären ?

    Was meint Ihr?

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    anders als heute, wo man krampfhaft versucht, mit Uniformtrageerlaubnis für
    Reservisten den Bezug zwischen Entlassenen und Truppe aufrecht zu erhalten,
    hatte man damals nicht nur eine andere Einstellung dazu (die Gesellschaft war
    erheblich "militarisierter" und die soziale Stellung des Soldaten eine andere),
    sondern auch die Bestimmungen waren wohl weiter gefasst,

    Berühmte Beispiele (aus der "Alten Armee") waren Paul von HINDENBURG und
    August von MACKENSEN, die fast ihr ganzes Leben nach der Entlassung Uniform
    trugen (ich glaube fast, die hatten gar keine Zivilkleidung !?!).

    Oft wurde mit der Entlassung auch die "Verleihung der Eigenschaft des höheren
    Dienstgrades" verbunden. Das hatte weder besoldungs- noch dienstrechtliche
    Konsequenzen, sondern war lediglich eine besondere Anerkennung (und zeigte
    sich natürlich auf der Uniform).

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo zusammen,

    das beruht auf einer uralten Tradition, als z. B. die Adeligen noch "ihre" und von ihnen bezahlte Regimenter unterhielten. Die ließen sich dann, nach der zur Ruhe Setzung, eine privat geschneiderte Uniform "ihres" Regiments fertigen und trugen die, meist mit den neuen ( wie von Dr. Rudolf angeführt) Dienstgradabzeichen als sog. Ehrenuniform/Paradeuniform, zumal diese oft das Regiment weiter finanzierten, bis der "Neue" die Kosten übernahm. Also praktisch staatliche aber privat bezahlte Regimenter. Die Regimenter trugen, falls nicht schon ein ruhmreicher Name vorhanden war, oft die Namen der "Zahler". Die Landesherren und Könige hatten nämlich stets leere Kassen und so mussten die Adeligen sponsern. Das traf auch auf die Leibregimenter, z. B. "Königin so und so" zu.
    Übrigens, ganz früher wurden auch die Kaufleute zur Kasse gebeten. Bestes Beispiel war Fugger ( Nicht weil der Film jetzt lief; sondern weil es so war). Vergütet wurde manchmal vor allem durch Anerkennung oder aber auch durch Liegenschaften. (Letzteres tat Hitler auch, teils sogar auf Anfrage, obwohl hier nur das "Verdienst" und nicht die Finanzierung honoriert wurde. ( Sh. hierzu im "Spiegel" unter Dotationen)
    Natürlich wurden die dann immer eingeladen, hatten freien Zutritt zu allen Regimentseinrichtungen, wie z. B. Offizierscasino usw. dass die als Ehrengäste eingeladen wurden, war normal.
    Diese Tradition wurde eben fortgeführt, aber privat bezahlte Regimenter gab es nicht mehr, allerdings noch Einheiten, die die Traditionsnamen übernommen hatten. Ebenfalls wie Dr. Rudolf schrieb: Die Uniform war damals "Ehrenkleid" und man trat mindestens bei allen öffentl. Veranstaltungen, Hochzeiten usw. in Uniform auf.
    Wilhelm der II. hat seine Uniform im Exil in Spaa/Belgien dann ablegen müssen. (Ob er sie dann im Haus trug, weiß ich nicht).
    (Darstellung soweit mir erinnerlich; schlage noch nach).

    Gruß Karl

    Hier sei es ausnahmsweise mal erwähnt: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der…3%BChen_Neuzeit

    Edited once, last by Karl Grohmann (December 30, 2017 at 7:20 PM).

  • Guten Abend zusammen,

    in Paules Dokument ist die Rede vom "Abzeichen für Verabschiedete",
    wie sah das denn aus?

    Grüße Thomas

  • Hallo Thomas,

    Foto habe ich keines. Hoffen wir es wird noch geliefert.Auszug aus:
    " Abschnitt D. Beschreibung der allgemeinen Abzeichen am Waffenrock und an der Feldbluse.
    108. a) Abzeichen für Verabschiedete:
    Die aus dem Reichsheer mit Erlaubnis zum Tragen einer Uniform Ausgeschiedenen tragen auf dem Waffenrock, Feldbluse u. Mantel quer unter den Schulterstücken oder Schulterklappen ein Abzeichen. Es besteht aus

    einer 1cm , breiten silbern gemusterten Tresse, die auf einem etwa 1,5 cm breiten, doppelten Streifen aus bläulich dunkelgrünem Abzeichentuch aufgenäht ist. ( Siehe Probe) - Habe ich aber nicht -.

    b) Sitz: Das Abzeichen ist in der Mitte zwischen Armlochnaht und Schulterknopf nur an den Enden am Waffenrock, an der Feldbluse u. a. Mantel so festzunähen, dass es zu beiden Seiten der Schulterstücke oder Schulterklappen je 0,5 cm sichtbar bleibt."

    Gruß Karl

    Edited once, last by Karl Grohmann (December 30, 2017 at 7:55 PM).

  • Hallo,

    bei der BW wurde die Uniform von Offizieren selbst bezahlt (mit Zuschuss), nach meiner eigenen Erinnerung konnte die Uniform zu besonderen Anlässen, auch als Reservist, getragen werden. Passte halt irgendwann nicht mehr, weil sie immer weiter einlief. :):):)

    Beste Grüße,

    Dieter

  • Hallo an letzten Tag.

    vieln Dank für Euere Einschätzungen und Erläuterungen !
    Also dann werde ich bei Fotos von Paraden, Enfängen usw. darauf achten,
    ob ich bei manchen Offizieren/Generalen diese (sicher schwer zu sehenden) Litzen unter den Schulterklappen entdecke !
    Für mich eine ganz neue Erkenntnis !

    Euch einen guten Beschluss
    und alles Gute im Neuen Jahr 2018
    Wünscht ZAG

  • Hallo Chris,

    "Anzugordnung für das Reichsheer, Bestimmungen über Beschaffenheit, Sitz,Trageweise u. Unterscheidung der einzelnen Bekleidungs - u. Ausrüstungsstücke aller Waffen, sowie der Signalinstrumente (H.A.O.) vom 14.11.34, H.Dv. 122 Abschnitt A., Deckblatt 1 bis 137."

    Gruß Karl

  • Berühmte Beispiele (aus der "Alten Armee") waren Paul von HINDENBURG und
    August von MACKENSEN, die fast ihr ganzes Leben nach der Entlassung Uniform
    trugen (ich glaube fast, die hatten gar keine Zivilkleidung !?!).

    Hallo,

    Offiziere im Rang Generalfeldmarschall wurden nicht a. D. gestellt, sondern blieben bis zum Lebensende aktiv; dazu hatten sie besondere Privilegien.

    Gruß
    Walter

  • Offiziere im Rang Generalfeldmarschall wurden nicht a. D. gestellt, sondern blieben bis zum Lebensende aktiv; dazu hatten sie besondere Privilegien.

    Hallo Walter,

    für welchen Zeitraum galt das ? Nur für die Alte Armee oder auch fü die Wehrmacht ?
    Hast Du dafür auch eine Quelle/Fundstelle ?

    Gruß und guten Rutsch !
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo Rudolf,

    lohnt da wirklich der Suchaufwand?
    z. B. ist Mackensen noch in der Dienstaltersliste von 1944 verzeichnet (Keilig)
    oder auch Handbuch für Heer und Flotte (v. Alten/v. Albert)
    usw.

    Gruß
    Walter

  • Hallo zusammen und ein ein frohes neues Jahr,

    bezueglich der Uniform-Trageerlaubnis verabschiedeter Soldaten habe ich passend dazu im Anhang einmal das "Gesetz über die Ausübung des Rechts zum Tragen einer Wehrmachtsuniform" vom 26 Mai 1934 (RGBl.1934 S.447)
    sowie die "Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Ausübung des Rechts zum Tragen einer Wehrmachtsuniform" vom 21 Juni 1934 (RGBl.1934 S.517) .

    Gemaess den "Bestimmungen für die Entlassung von aktiven Offizieren aus dem Wehrdienst und für die Beendigung der Dienstleistung als Offizier z.D." (D.3/5 Teil 1) wurde dazu das Recht zum Tragen einer Wehrmachtsuniform nur auf Antrag des ausscheidenden Offiziers verliehen.


    Hallo ZAG,

    im Anhang habe ich ein paar Bilder auf denen man das Abzeichen fuer Verabschiedete erkennen kann. (Quelle:www)


    Gruss Chris

  • Hallo Chris,
    vielen Dank für die Dokumente und Bilder !
    Also musste die Offiziere/Generale das tragen der Uniform beantragen.
    Bei den Beispielbildern sieht man tatsächlich diese Litzen unter den Schulterklappen sehr gut.
    Danke nochmals
    Grüße, ZAG