Urkunde "Panzerschicht"

  • Morjen!
    Momentan lese ich ein Buch über die Bergleute meiner Heimat. Viele wurden ja nur an die Front geschickt wenn sie sich Verfehlungen geleistet haben, ansonsten waren Sie ja wichtig, mussten Kohle für die Produktion abbauen.
    Erhöte Rationen trotz Schwerstarbeiterkarte gab es wohl seit 43 nur noch sporadisch. Das heisst jede Mark wurde gebraucht. Trotzdem wurden die Bergleute gezwungen ab und an mal eine Panzerschicht (Doppelschicht) zu verfahren. Das heisst fast 17 Stunden unter Tage.
    Als Dank gab es dann eine Urkunde:

    Im Hinblick auf das unvergleichliche Heldentum unserer Kämpfer vor Stalingrad haben auch Sie am Sonntag, den 7. Februar 1943 eine "PANZERSCHICHT" verfahren und das Ihnen hierfür zustehende Entgelt als Dank an die Deutsche Wehrmacht dem Führer überreichen lassen. Der Führer hat sich über diesen Opfersinn sehr gefreut wie das umstehende Telegramm unseres Gauleiters zum Ausdruck bringt.
    ...

    Für mich blanker Hohn.

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
    *Erst wenn der letzte Soldat bestattet ist, dann ist der Krieg zu Ende* http://www.verdun14-18.de

    Edited once, last by Oliver (September 19, 2013 at 11:41 AM).

  • Hallo Oliver,

    solche Zusatzschichten mussten/wurden im DR in allen Bereichen gefahren/eingelegt.

    War aber keine Erfindung des III. Reiches, denn die gab es auch in anderen Ländern, speziell in Rußland.

    Gruß Karl

  • Quote

    Original von Karl Grohmann
    Hallo Oliver,

    solche Zusatzschichten mussten/wurden im DR in allen Bereichen gefahren/eingelegt.


    Gruß Karl

    Hallo Karl,

    das mag sein. Schon sehr bitter. 8h Untertage waren zu damaligen Zeiten schon körperlich erschlagend, kenne es aus zahlreichen Erzählungen. (Bergmannsfamilie) Gerade bei der Versorgungslage. Hauptsache der Führer hat sich gefreut.

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
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  • Hallo zusammen !

    Ich verstehe, worauf du hinauswillst und aus heutiger Sicht sind 17 Stunden ein Fall für "amnesty international" - ich habe aber auch noch einen anderen Blickwinkel zu bieten:

    "Für Stalingrad" zu arbeiten ist die eine Sache, in Stalingrad zu kämpfen die andere. Dort (und an der Front generell) hat der "Arbeits"-Tag eher 24 Stunden und durch den Bergbau haben sich die Leute damals etwas "Lebenszeit erkauft". Gegen Ende wurden vermutlich doch noch alle möglichen Personen eingezogen und sind leider oft noch ums Leben gekommen, aber jeder Tag ist ein gewonnener Tag.

    Nicht falsch verstehen, ich will hier kein großes Faß aufmachen, die Zeit damals war einfach wahnsinnig schlecht und diese "Urkunde" spricht ja für sich - Realsatire.

    Mit freundlichen Grüßen

  • Moin Cabron,

    na klar, da sind wir uns einig...

    Obwohl die Kumpel auch RuckZuck an der Front waren wenn sie sich mal selbst freigenommen haben oder sich geweigert haben.

    Gruß Oliver

    Tradition zu wahren, zu pflegen ist nicht die Anbetung der Asche. Es ist die Weitergabe des Feuers.
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