Genagelte oder Gummisohle ?

  • Hallo und guten Nachmittag ,
    Ich habe eine kurze Frage. Es wurden ja bei der Wehrmacht manchmal anstatt Schuhen mit genagelten Sohlen , welche mit Gummi Sohle ausgegeben. Woraus bestand der Unterschied bezüglich der Haltbarkeit , bzw. Welche Art von Sohle hielt länger ?
    Mfg
    Flo

    Pfiat di

  • Hallo Flo !

    Ich zitiere zwar etwas ungern diese Quelle ,aber so wie es im ersten Abschnitt beschrieben,habe ich das auch schon gelesen. Die "genagelten" waren in der Stadt auf z.B. Kopfsteinpflaster bei den Soldaten weniger beliebt.Die hörte man halt sehr gut. Deshalb nahm man auch gerne die Filzstiefel des Gegners..


    http://de.wikipedia.org/wiki/Marschstiefel

    Gruß Robert

  • In den letzten Jahren des Krieges wurden anstelle von Knobelbecher auch
    Schnürstiefel mit Gamaschen ausgegeben, die vielfach auch mit Ledersohlen bestückt und genagelt waren.

    Die Ausführungen in der Wikipedia dergestalt, dass Soldaten der Wehrmacht vielfach erbeutete russ. Filzstiefel trugen, scheint mir so nicht ganz richtig zu sein.

    Man hätte getöteten Rotarmisten die Stiefel entwenden müssen oder den
    gefangenen Soldaten der Roten Armee. Das tat die Truppe wohl in den wenigsten Fällen. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Man wollte nicht mit solchen russischen Stiefeln in Gefangenschaft geraten, weil man dann befürchtete, in den Verdacht zu geraten, einen russ. Soldaten liquidiert zu haben! Und deshalb trugen die allermeisten Soldaten der Wehrmacht bis Kriegsende ihr eng sitzenden Knobelbecher und hatten
    im Winter vielfach Erfrierungen der Zehen zu erleiden!

    Gruß
    Bert

    Edited once, last by Jahrgang39 (June 9, 2013 at 6:20 PM).

  • Hallo,

    > es gab sogar im Winter 41/42 eine Anweisung an deutsche Soldaten, russischen Soldaten, auch gefangenen Soldaten, geeignete Winterbekleidung, auch Stiefel abzunehmen um sich vor Erfrierungen zu schützen.

    > Es gab neben den Schnürstiefel auch genagelte Schnürschuhe

    > es gab Wickel -, Leder -, Stoffgamaschen, die oberhalb der Schnürschuhe getragen wurden, worin die Hose steckte

    > es gab die üblichen genagelten Marschstiefel (Knobelbecher - zu Landsknechtzeiten wurden die Würfel beim Knobelspiel in die Stiefel gesteckt)

    > es gab Reitstiefel

    > es gab Schnallenstiefel

    > es gab Bergschuhe, Kletter - und Hüttenschuhe ohne Nägel natürlich
    > es gab Laufschuhe - Sportschuhe

    > es gab Filzschuhe und Filzstiefel als Überschuhe

    > es gab Filzstiefel ungenagelt ( um die Kälte nicht zu leiten)

    > es gab sogar sehr hohe Holzschuhe als Überschuhe über die Marschstiefel als Kälteschutz

    > Anfang des Krieges gab es noch ganze Lederschäfte, die über den Schnürschuhen getragen wurden

    > es gab selbst/eigens beschaffte Schuhe und Stiefel/Reitstiefel, insbes. bei Offizieren

    Die genagelten Marschstiefel hielten länger, weil man auf den Nägeln und nicht der Sohle lief.
    Anzumerken ist auch noch, dass während des Krieges aus Materialmangel die Stiefelschäfte gekürzt worden waren.

    Siehe auch hier im Forum unter der Funktion " Suchen" Beiträge zu "Marschstiefel", "Wehrmacht Stiefel" etc.

    Spezialstiefel und Schuhe der LW und motorisierten bzw. Panzereinheiten ( Wegen der Treibstoff -Explosionsgefahr gab es Stiefel ohne Nägel) usw. habe ich weggelassen.,

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,
    vielen Dank für den sehr informativen Überblick.
    Mir war noch so im Hinterkopf, dass nur die Fallschirmjäger Schnürstiefel mit Gummisohlen gehabt haben, dafür habe ich aber keine Quelle.
    Gruß Andreas

  • Hallo,

    Quote

    Spezialstiefel und Schuhe der LW und motorisierten bzw. Panzereinheiten ( Wegen der Treibstoff -Explosionsgefahr gab es Stiefel ohne Nägel) usw. habe ich weggelassen.

    die Gummisohlen bei der Panzertruppe hatten auch den Sinn, ein Ausgleiten beim Laufen auf dem Fzg. zu verhindern.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo!

    Entschuldigt bitte, dass ich an dieser Stelle ein derart altes Thema ausgrabe, es erschien mir jedoch recht passend, an dieser Stelle zu fragen, inwieweit die Stiefel der Wehrmacht im normalen Einsatz (Marsch, Gefecht) wasserdicht waren. Wenn ich mir vorstelle, selbst beim Laufen über eine morgendliche Wiese schon nasse Quanten zu bekommen, schaudert es mich. Von den harten Bedingungen im russischen Schlamm gar nicht erst anzufangen...
    Also: Wie gut konnte man damals bereits imprägnieren (auch in Bezug auf Zeltbahnen und dergleichen)?

    Viele Grüße
    David

    Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind -
    besonders die, die nicht hingehen müssen.
    E.-M. Remarque

  • Hallo David,

    die Stiefel (Knobelbecher) waren aus kräftigen Leder gefertigt, genäht bzw. genagelt. Sehr ernst genommen wurde die Stiefelpflege, zu der das regelmäßige (tägliche) Putzen gehörte, d.h. einschmieren mit Stiefelfett oder Schuhcreme und das anschließende "Wichsen", d.h. blank putzen.
    Mit dieser regelmäßigen Pflege waren die Stiefel weitgehend wasserdicht. Also über eine feuchte Wiese oder durch eine Pfütze konnte man schon gehen ohne nasse Füße zu bekommen. Erst im Einsatz, wenn die Stiefel nicht mehr regelmäßig gefettet werden konnten, wurden sie dann undicht.

    Gruß

    Paul


    G-W-G'

  • Hi Paul,

    Danke für die Auskunft, an die wasserabweisenden Eigenschaften von Fett hatte ich gar nicht gedacht... Ich habe manchmal Momente, in denen ich an die kleinsten Details des Soldatendaseins denke. Dazu gehört eben auch, dass mir manche Bedingungen schon ohne direkten Einsatz unglaublich unangenehm erscheinen. Genagelte Stiefel mit schlechten Nähten sind eine Vorstellung, die bei heutiger Schuhqualität schon abschreckend ist, schließlich sind die eigenen Quanten oftmals das Wichtigste Fortbewegungsmittel.

    Viele Grüße
    David_OS

    Ich dachte immer, jeder Mensch sei gegen den Krieg, bis ich herausfand, dass es welche gibt, die dafür sind -
    besonders die, die nicht hingehen müssen.
    E.-M. Remarque

  • Hallo David,

    wenn sich die Knobelbecher und Füße aneinander gewöhnt hatten, dann war es durchaus eine komfortable Symbiose, aber bis dahin war es für manche ein - im Sinne des Wortes - weiter Weg. Das ging manchmal bis aufs Blut.

    Gruss

    Paul


    G-W-G'