Wehrpass und Soldbuch

  • Hallo an die Experten,

    generelle Frage zu Eintragungen in WEHRPÄSSEN und SOLDBÜCHERN.

    Das Soldbuch trug der Soldat immer bei sich, dort wurden alle relevanten
    Daten (Beförderungen, Versetzungen, Orden, Impfungen, Sold usw.)
    auf dem laufenden gehalten.

    Der Wehrpass lag, wenn der Soldat eingezogen wurde,
    im jeweiligen Wehrmeldeamt (?), oder daheim ? oder wo?

    Wer hat die Einträge im Wehrpass auf den laufenden gehalten?
    Musste sich der Soldat auf Heimaturlaub sich im Wehrmeldeamt melden
    und dabei seine Eintragungen ergänzen lassen ?

    Anfänglich wurden öfter darin Klebezettel mit dem Kriegsverlauf seiner
    Einheit eingeklebt, diese dann handschriftlich erweitert, usw.

    Wer kann dazu etwas sagen?

    Grüße, ZAG

  • Hallo,
    Wehrpass des Soldaten wurde auf der Schreibstube der entsprechenden Einheit(Kompanie, Batterie etc.) aufbewahrt. Bei Versetzung wurde der Wehrpass an die neue Einheit übergeben. Auch im Wehrpass wurden Beförderungen etc. vermerkt. Allerdings nicht die im Soldbuch eingetragenen Ersatzeinheiten, die findet man nur im Wehrpass, wenn der Soldat tatsächlich in diese versetzt worden ist.
    War jemand gemustert, so musste er den Wehrpass bei sich aufbewahren.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo ZAG,

    mit dem Soldbuch liegst Du schon richtig. Vielleicht ist noch interessant anzumerken, dass das
    Soldbuch gleichzeitig der Personalausweis für den Soldaten war. (Das ist heute nicht mehr so !)

    Der Wehrpass wurde beim Soldaten, der aktiv Wehrdienst leistete, mit den übrigen
    Personalunterlagen bei der Einheit aufbewahrt und dort auch geführt bzw. auf dem Laufenden
    gehalten. Da das oft eine immense Schreibarbeit war, wurden bei gleichartigen Einträgen
    (z.B. Gefechtsverläufe)
    gedruckte/vervielfältigte Einklebezettel bereitgestellt. (Oft wurden diese von der Kartenstelle
    der Division hergestellt.
    Generell erfolgten - gerade bei den Kampfeinheiten - diese Einträge nicht unbedingt zeitnah,
    sondern immer dann, wenn es etwas "ruhiger" war.

    Der Wehrpass begleitete den (wehrpflichtigen) Soldaten während der gesamten Dauer seiner
    Wehrpflicht (von der Musterung bis zum endgültigen Auscheiden).
    Nur bei den Soldaten, die gefallenoder vermisst waren, wurde der Wehrpass der Wehrersatzorganisation
    (Wehrmeldeamt) übersandt, die ihn den Angehörigen aushändigte. Der Wehrpass war
    (in weiten Bereichen) eine "Kopie" des Wehrstammbuches, das immer beim Wehrmeldeamt verblieb.

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

    Edit: "Wehrstammbuch" eingefügt !

  • Hallo zusammen,

    für Fragen im Zusammenhang mit Personaldokumenten und sonstigen -Unterlagen (Soldbuch, Wehrpass,
    Wehrstammbuch, Wehrstammkarte, EKM usw.) kann ich nur folgende Arbeit empfehlen:

    Christoph RASS u. René ROHRKAMP; Deutsche Soldaten 1939-1945

    Hier sind sämtliche Dokumente akribisch beschrieben (bis in die einzelnen Textfelder hinein),
    ihre Behandlung, Bearbeitung und ihr Verbleib !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo an die Experten !

    vielen Dank für Euere tollen Erläuterungen !
    Aha, das wusste ich nicht, dass der Wehrpass auch bei der Einheit
    mitgeführt wurde....!

    Ab und zu las ich, dass der Wehrpass vom Wehrmeldeamt an die
    Familie eines Gefallenen/Vermissten gesandt wurde.
    (daher meine Vermutung dass der Wehrpass dort lag...)

    Also musste er VORHER von der letzten Einheit an das Amt gesendet
    worden sein, und dann erst an die Familie.

    Ausser, die letzte Einheit ist völlig aufgerieben worden und
    auch die mitgeführten Unterlagen gingen dabei verloren.

    Extra Dank für den tollen Link zum PDF,
    muss ich mal genauer durchsehen.

    Danke an Euch !
    Grüße, ZAG

  • Hallo,
    nur zur Ergänzung, neulich sah ich einen Wehrpass
    der auf dem Einband unterhalb des Wortes "Wehrpass"
    fein säuberlich in rot gestempelt wurde :

    "Gefallen für Grossdeutschland"
    darunter Eisernes Kreuz auch in rot.

    Also hatten manche Einheiten bereits vorgefertigte Stempel
    für solche Zwecke.....!
    Grüße, ZAG

  • Quote

    Original von ZAG
    . . . "Gefallen für Grossdeutschland"
    darunter Eisernes Kreuz auch in rot.

    Also hatten manche Einheiten bereits vorgefertigte Stempel
    für solche Zwecke.....!

    Hallo ZAG,

    die Wehrpässe wurden (im Gegensatz zum übrigen persönlichen Habe des Gefallenen) nicht
    unmittelbar an die Angehörigen übersandt, sondern liefen i.d.R. über das zuständige Wehrmeldeamt.
    Vermutlich stammt der Stempel also nicht von einer Einheit, sondern von einem Amt !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo,

    nun fand ich nochmal eine Variante mit dem Wehrpass :

    Da wird an einen Soldaten an seine Heimatanschrift geschrieben :
    "
    Das Wehrmeldeamt ersucht Sie um Einsendung Ihres
    Wehrpasses, um die Verleihung des Eis.Kreuzes II.Kl. eintragen zu
    können. Die Rückgabe erfolgt anläßlich der Aushändigung der Auszeichnung.
    Freiumschlag liegt bei.
    12.5.1944
    "

    Also war der Soldat zuhause, hatte auch seinen Wehrpass zuhause....

    Grüße, ZAG

  • Hallo,

    anbei eine Pressemeldung zu den durch das OKH festgelegten, offiziellen Bezeichnungen der Schlachten und Gefechte im Ostfeldzug 1941, wie sie dann auch als Einträge im Feld "mitgemachte Gefechte" in den Wehrpässen der Teilnehmer dieser Kämpfe im Jahr 1941 wieder zu finden sind.
    Quelle: Salzburger Volksblatt, Folge 211 vom 8.September 1942, Seite 2

    Gruß, J.H.

    Edit: Beitrag zur Handhabung des Wehrpasses eingefügt.
    Quelle: Kleine Volks-Zeitung Nr. 201 vom 24.Juli 1939, Seite 6

  • Hallo zusammen,

    das Vorgeben der Gefechtsdaten ging so weit, dass vorgefertigte "Fahnen" zum Einkleben
    in den Wehrpass verteilt wurden. Evtl. von der jeweiligen Divisionsdruckerei erstellt ?!?
    Das war natürlich eine unheimliche Vereinfachung für die Geschäftszimmer !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo an die Experten,

    aus meiner Fragestelllung 2013 geht hervor dass der Wehrpass bei der Einheit, bzw. Wehrmeldeamt hinterlegt war.

    Nun habe ich hier einen Wehrpass der sehr starke Tragespuren hat,
    wie sie beim Soldbuch (das immer am Mann getragen wurde) üblich / logisch sind.

    Also musste dieser Mann (auch?) seinen Wehrpass ständig dabei gehabt haben.
    Wozu bloß? Denn er hätte doch ein Soldbuch haben müssen, oder?
    Der Mann war nur bei Landwehr II.

    Grüße, ZAG

  • Hallo ZAG,

    solange/sobald der Wehrpflichtige nicht in einem aktiven Dienstverhältnis stand,
    hatte er kein Soldbuch. Dann war sein Wehrpass in seinem Besitz, in dem auch
    seine Wehrübungen und sonstigen militärischen Veranstaltungen vermerkt wurden.
    Wenn er "Landwehr II" gemustert war, stand er der aktiven Truppe nicht mehr
    zur Verfügung. Erst im Laufe des Krieges wurden für stationäre Bewachungs-
    und Sicherungsaufgaben wieder Landwehr-Verbände aufgestellt, und ob er
    dafür eingezogen wurde, ist nicht unbedingt sicher.
    Wie alt war denn der Inhaber des Wehrpasses, evtl. schon WWI-Teilnehmer ?

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo ZAG, Hallo Rudolf,

    nach meinen Erfahrungen war es mit dem Wehrpass folgendermaßen:

    Wenn der Soldat sich in der aktiven Truppe (Fronteinheit) befand, lag der Wehrpass in einer Kiste welche sich bei der Batterie/Kompanie.....(auf dem Gefechtsstand) befand. Hier wurden die Einträge vom (Schreibstubenpersonal, Kompanieschreiber, Batterieschreiber...)
    eingetragen und auf dem Laufenden gehalten. Der Kompaniechef, Batteriechef..... fügte hier auch Einträge ein und unterzeichnete diese mit der Unterschrift.

    1.) Sobald der Soldat verwundet ausschied, wurde der Wehrpass ergänzt und an das Wehrmeldeamt geschickt. Schied der Soldat wegen der Verwundung komplett aus dem Heeresdienst aus, wurde als letzter Eintrag die Heeresentlassungsstelle.... eingetragen und
    der Wehrpass wurde dem Soldaten ausgehändigt /zugeschickt und dieser blieb in seinem Besitz. Manche hatten jedoch auch später den Wehrpass nicht mehr, da dieser bei Rentenansprüchen / Versorgungsleistungen auch beim Versorgungsamt lag. Diese Wehrpässe
    die bei Versorgungsamt lagen, wurden nach x Jahren nach dem Tode des Soldaten dann vernichtet.

    2.) Wurde der Soldat vermisst, wurde erst einmal abgewartet ob er wieder auftaucht. Wehpässe von Vermissten sind nicht so häufig zu finden. Nach meiner Meinung liegen viele dieser WP eher bei der WAST.

    3.) Ist der Soldat gefallen, wurde der Tag, Todesart, Begräbnisort, Todesort und die Einheit im WP eingetragen. Hier unterzeichnete oft der Kompaniechef, Batteriechef...... Der Wehrpass wurde mit dem Soldbuch (falls noch vorhanden)
    an das Wehrmeldeamt verschickt. In den früheren Jahren des Krieges wurde dann der Wehpass zur treuen Aufbewahrung an die Hinterbliebenen geschickt (mit Urkunde). Später nach meiner Meinung eher ohne Urkunde...

    Nun zu Deinem Fall ZAG. Ein Wehrpass im Zustand eines Soldbuches könnte viele Ursachen haben. Es war ein älterer Jahrgang der seinen Wehrpass auf der Flucht dabei hatte... Der Wehrpass wurde im Hause versteckt, weil das HK darauf war....Hier müsste man die
    Daten im Wehrpass anschauen und versuchen die Laufbahn des Soldaten zu rekonstruieren.

    Das sind nur Erfahrungen aus meiner Forschung und sind nicht gesichert. So bitte ich um Meinungen fals ich etwas falsches hier angenommen habe.....

    Beste Grüße
    Markus

    Suche alles der 5. Infanterie- und Jäger-Division (Regiment 14, 56, 75, Artillerie-Regiment 5, .....)

  • Hallo Markus,

    danke für die Zusammenfassung/Bestätigung des bisher Gesagten !

    Aber in dem von ZAG geschilderten Fall bleibe ich bei meiner Darstellung (die Du
    auch nicht widerlegt hast !):
    Solange der Soldat wehrpflichtig war, aber nicht in einem aktiven Dienstverhältnis stand,
    hatte er den Wehrpass in seinem Besitz; also z.B. bei Angehörigen der Reserve. Das war
    quasi sein "Soldbuch", das er bei der Einberufung zu Wehrübungen mitzuführen hatte.
    Und ich vermute einmal, um solch einen Fall wird es sich gehandelt haben (auch das
    natürlich "Spekulation" !).

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo Rudolf,

    ich denke auch, dass Deine Vermutung hier richtig ist.

    Beste Grüße
    Markus

    Suche alles der 5. Infanterie- und Jäger-Division (Regiment 14, 56, 75, Artillerie-Regiment 5, .....)

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für Euere Einschätzungen der Sachlage.

    Im besagten Wehrpass, Ausgestellt Juli 1940 in Köln, Inhaber Jahrgang 1901
    steht nichts von Einheiten, nur von Nachmusterungen 1943, 44, immer Landwehr II.
    Sonst sind alle Seiten leer.

    Also hat dieser Mann seinen Wehrpass scheinbar während der ganzen Kriegszeit täglich
    dabeigehabt, so verschlissen und abgeschmiert wie der aussieht.
    Als Beruf steht dort Rohrleger.

    Danke nochmals
    Grüße, ZAG

  • Im besagten Wehrpass, Ausgestellt Juli 1940 in Köln, Inhaber Jahrgang 1901
    steht nichts von Einheiten, nur von Nachmusterungen 1943, 44, immer Landwehr II.

    . . . offenbar ist der Glückliche damit um den Wehrdienst (und Kriegseinsatz)
    herumgekommen ! (Und den Wehrpass als Beleg dafür, dass man kein
    Drückeberger, "Volksschädling" usw. ist, immer mitzuführen, war sicherlich
    nicht verkehrt !)

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)