Taktik im Bandenkampf - Materialsammlung

  • Hallo,

    mir ist gerade ein Beitrag in den "Vierteljahresheften für Zeitgeschichte" in die Hände gefallen:

    Jürgen Kilian: "Wehrmacht, Partisanenkrieg und Rückzugsverbrechen an der nördlichen Ostfront im Herbst und Winter 1943", VfZ 2/2013 S. 173 ff

    Sicher ist es vielen bekannt, dass es eine Downloadmöglichkeit für diverse VfZ-Ausgaben gibt:

    http://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1953_4.pdf

    Gruß,

    Joseph

    Suche Informationen zum Füs.Bat. 170 im Zeitraum Juli 1944 und zur 269.I.D im Zeitraum Januar bis März 1945 (Festung Breslau)

  • Hallo,

    anbei noch ein paar Links zur ASMZ mit Beiträgen zum Thema:

    Partisanenkrieg

    http://retro.seals.ch/digbib/view?ri…:984&id=hitlist

    Betrachtungen über Art und Organisierung der Bekämpfung von Partisanen
    http://retro.seals.ch/digbib/view?ri…:970&id=hitlist

    Erlebnisse mit Partisanen

    http://retro.seals.ch/digbib/view?ri…1365&id=hitlist

    Die völkerrechtliche Stellung der Partisanen im Krieg

    http://retro.seals.ch/digbib/view?ri…1291&id=hitlist


    Gruß Bernd

  • Hallo,

    OKH Richtlinien für Partisanenbekämpfung vom 25.10.1941 (auf Verfügung, wenn nötig)...

    [Blocked Image: http://shrani.si/t/2s/Bp/3TeUx1z5/1/img2007a.jpg]


    Kampfanweisungen für die Bandenbekämpfung im Osten von 11.11.1942, Verteiler...

    [Blocked Image: http://shrani.si/t/1h/kZ/35OHE5iI/img2063a.jpg]


    http://shrani.si/?1h/kZ/35OHE5iI/img2063a.jpg
    Grüsse
    Darko

    The trouble with facts is that there are so many of them. Samuel McChord Crothers

  • Hallo Leutz,

    eine wichtige Frage war immer auch die des Objektschutzes, insbesondere von Bahnstrecken und Rollbahnen.
    Hier mal was aus dem Nordabschnitt (Bereich Sicherungsdivision 207).

    Ähem, nur am Rande möchte ich Erwähnen dass es solche tollen Akten bei meiner laufenden Sammelbestellung T315 R 1601 - 1608 gibt. :rolleyes:

    Grüße
    Sinclair

    Quelle: NARA T 315 R 1606 Frame 097-102

    Hauptmann v. Bernuth. Dorpat, Div.St.Qu. 26.11.1942

    A b s c h r i f t .


    Erfahrungsbericht der Alarmeinheit Werro - Dorpat nach dem Einsatz zum Bahnschutz bei Gdow v.9. - 21.11.1942

    I. Aufstellung und Ausrüstung der Einheit.

    a) personelle Zusammensetzung.
    Von den Dorpater Einheiten wurden anfänglich zahlreiche Männer gestellt, die bei ihren Einheiten für mehr als einen Tag nicht abkömmlich, oder die auf Grund ihrer Familienverhältnisse aus der kämpfenden Truppe bereits herausgezogen waren. Durch entsprechenden Befehl der F.K.817 wurde das abgestellt. Die personelle Zusammensetzung der Einheit, besonders die der Unterführer genügte den Anforderungen dieses ersten Einsatzes vollkommen. Disziplin, Arbeitseifer, Haltung und Stimmung waren stets vorzüglich.

    b) Ausbildungsstand.
    Der Ausbildungsstand des Zuges aus Werro konnte vor dem Einsatz nicht mehr durch den Einheitsführer überprüft werden. Von dem in Dorpat aufgestelltem Zuge hatten nur 10 % der Männer bereits mit MG scharf geschossen oder scharfe Handgranaten geworfen. In drei Ausbildungstagen haben alle Männer mit Gewehr solange geschossen, bis ein normales Ergebnis erzielt war, alle haben mit MG scharf geschossen, und jeder 2te Mann konnte im Beisein der anderen scharfe Handgranaten werfen. Ausserdem wurde an MG, Marschkompass und Karte ausgebildet und über Posten- und Streifendienst unterrichtet.

    c) Bewaffnung.
    Bei dem in Dorpat aufgestellten Zuge konnte durch Austausch die Bewaffnung so vereinheitlicht werden, dass er nur russische M.G und deutsche Gewehre besass. Der Zug aus Werro war mit 1 MG 34, 2 tschech. MG und 1 russ. Mg. ausgestattet, wodurch das Vertrautwerden aller Männer mit den vorhandenen Maschinenwaffen erschwert war.
    Da ausser dem einen MG pro Gruppe nur noch 1 MP pro Zug zur Verfügung stand, konnte der Befehl jede Streife mit automatischer Waffe auszurüsten, nicht durchgeführt werden. Eine Gruppe als Feldwache mit einen Bahnabschnitt von etwa 5-10 km muss sehr häufig zwei Streifen zugleich ausschicken, sodass der Mangel an MP auch durch Mitnahme des einen MG nicht ausgeglichen werden kann, ganz abgesehen davon, dass das MG für den Streifendienst wenig geeignet ist und normalerweise auf der Feldwache verbleiben muss.
    Taschenlampen waren nicht in genügender Anzahl mitzuführen, da Batterien nicht zu erhalten waren.So konnte das Anhalten eines Zuges bei Nacht nur durch Knallkapseln ermöglicht werden die von der Bahnverwaltung geliefert wurden.

    d) Munitionsausstattung.
    Die Munitionsausstattung des in Werro aufgestellten Zuges genügte mit 500 Schuss p.MG nicht den gegebenen Befehlen durch die eine Ausstattung mit 2.500 Schuss befohlen ist. (Komm.General 1861/42 geh.)


    e) Bekleidung.
    In Dorpat war an den dort aufgestellten Zug vor dem Einsatz zusätzliche Winterbekleidung ausgegeben worden. Da warme Unterkünfte vorhanden waren und die Kälte der ersten Tage bald nachliess, machte sich das Fehlen bei dem Werroer Zuge nicht störend bemerkbar. Dagegen waren Postenmäntel und Postenschuhe für die stehenden Posten bei den Brücken und Unterkünften wichtig. Sie wurden aus Dorpat für alle Wachen beider Züge mitgeführt.

    f) Sonstige Ausrüstung.
    Besonders wertvoll war das aus Werro mitgebrachte Pioniergerät. Eine reichliche Ausstattung mit Karbidlampen und Kerzen durch die Standortverwaltung Dorpat bedeutete für die Wachen eine grosse Erleichterung gegenüber den Wachen der abgelösten und ablösenden Einheiten.

    g) Verpflegung.
    Bei einem Tage Anmarsch wurde vom V.A. Dorpat für die gesamte Einheit empfangen: Für diesen einen Tag Marschverpflegung, für zwei weitere Tage gewöhnliche Verplegung. Ausgabe am Abend des Anmarschtages in Gdow. Schon am nächsten Morgen mussten die Wachen in ganz verschiedenen Stärken zusammengestellt werden und abrücken. Durch diesen schnellen Einsatz war die Verteilung der Verpflegung für den Rechnungsführer erschwert, zumal trotz entsprechenden Hinweises an die Einheiten deren Vergleichsmitteillungen nicht einheitlich waren, resp. in einem Falle ganz fehlte. Es erscheint daher zweckmässiger, in künftigen Fällen die Männer bis zu einem einheitlichen, festgesetzten Tage durch ihre Einheiten mit Marschverpflegung ausrüsten zu lassen. Aber auch wenn dieses geschieht, muss nach Zusammentritt und vor dem Einsatz dieser zusammengewürfelten Einheit, wenn der Einsatz es irgend erlaubt, ein Tag vorgesehen werden, an dem die Vergleichsmitteilungen geprüft und die Soldbücher vorgelegt werden, schon damit die vielfachen vom Dienstgrad abweichenden Löhnungen in die Liste des Rechnungsführers aufgenommen sind, ehe die Einheit sie verteilt.
    Es erscheint notwendig, für einen Einsatz mit viel nächtlichem Streifendienst, zumal, wenn Schanzarbeit bei Tage hinzukommt, höhere Verpflegungssätze zu bewilligen. Sämtliche Wachen klagten über nicht ausreichende Verpflegung. Durch Zukauf von Kartoffeln wurde Abhilfe geschaffen.
    Bei einem Einsatz von Wach- und Fährtenhunden müssen deren Führer die für die Verpflegung der Hunde erlassenen Bestimmungen mitführen, da hierüber Unstimmigkeiten bestanden.


    II. Einsatz.

    a) Übernahme des Sicherungsabschnittes.
    Die Alarmeinheit, bestehend aus zwei Zügen erhielt einen Abschnitt der Bahn Pleskau-Slancy von 13 km südl. Gdow bis 27 km nördlich Gdow. Auf dieser Strecke wurden die vorhandenen 5 Wachen in der bisherigen Stärke besetzt und nach Übernahme auf vier Wachen um je zwei Mann verstärkt.
    Es fehlten Inventarverzeichnisse auf den Wachen. Auf der Hälfte der Wachen fehlten Kochkessel und Waschschüssel resp. Eimer, sowie Knallkapseln zum Anhalten des Zuges (resp. Taschenlampen). Auf allen bis auf eine fehlten Waohvorschriften, auf allen Handgranaten, Taschenlampen und Beleuchtung.
    Fernsprechanlagen wurden auf 5 Feldwachen vorgefunden, bei der 6. gebaut. 2 Wachen konnten trotzdem nicht angeschlossen werden, da in Gdow zwei fehlende Apparate nicht zu beschaffen waren.
    An Verteidigungsanlagen war auf zwei Wachen ein MG Stand ausgehoben, bei der Mehrzahl der Wachen war mit Schützenmulden begonnen. Ein einfaches Drahthindernis zum Schutz der Brücke war bei zwei Feldwachen vorhanden.
    Der Platz des Einheitsführers bei der F.K.Gdow hat sich als richtig erwiesen. Nur von dort aus war es ihn möglich, Fehlendes zu beschaffen, Drahtkommandos nach Slancy und Arbeitskommandos auf die Wachen zu schicken, schliesslich aber auch selbst täglich eine Fahrgelegenheit in einer oder in beiden Richtungen mit Arbeitszug, Lok oder Dräsine zu finden. Die Zugführer lagen auf einer Feldwache in der Mitte ihres Abschnittes, einer von ihnen beweglich durch eine Radfahrdräsine.

    b) Erfahrungen: Bau von Verteidigungsanlagen.
    Für jede Wache wurde ein Plan für die Verteidigung festgelegt und bei Beendigung des Einsatzes der F.K.mit einem Vermerk der noch zu vervollständigenden Arbeiten übergeben. Bei allen Wachen wurden mehrere MG-Stände, größtenteils überdeckt und mehrere Schützenstände gebaut. In einen Falle ausserdem der Boden des Hauses zun Ausbau von Ständen bestimmt. Um jeden Stützpunkt wurde ein Hindernis gezogen. Da wegen des Frostes kein Pfahl mehr in den Boden zu rammen war, musste für jeden ein Loch mit der Spitzhacke gehauen werden. Auf der Hälfte der Wachen konnten auch dann des schweren Bodens wegen die Pfähle nur eingeeist werden. Um trotzdem fertigzuwerden, wurden mit Hilfe der F.K. Zivilbevölkerung, Gefangene und eine in Gdow liegende Ersatzeinheit herangezogen. Ausserden wurden von allen wachfreien Männern mit größtem Fleiß gearbeitet. Der Draht wurde in Gegend Slancy ausgebaut, was für die Mehrzahl der Wachen immer noch weniger Arbeit verursachte, als das Heranschaffen geeigneten Strauchwerkes für Strauchhindernisse. Bei der Übergabe am 21.11. waren bis auf in wenigen Fällen noch fehlende Bedachung aller Stände fertiggestellt und alle Wachen mit einem Drahthindernis oder einem kombinierten Draht und Strauchhindernis von größtenteils 4m Breite umzogen. Stellenweise ist dieses erst 2m breit und muß noch verbreitert werden. Es wurden etwa 1.300 lfm Drahthindernis gebaut und dabei 600 Pfähle gesetzt und ca 9.000 m Stacheldraht eingebaut.
    Bei der Erprobung mehrerer Arten von Strauchhindemis in Antrepowa Gora in Beisein beider Zugführer hat sich als am praktischsten die Verwendung nicht nur von armdicken Strauchprügeln, wie vorgeschrieben, sondern die von unbearbeiteten Strauch erwiesen. Dieses ergibt, nach besonderer Methode locker und mit den Spitzen feldwärts aufgeschichtet,auch ohne Draht ein gutes, mit einigen wenigen Drähten aber ein sehr schwer zu überwindendes Hindernis.

    c) Erfahrungen beim Schutze der Bahnstrecke.
    1) durch Posten: Die beiden grösseren Brücken im Abschnitt waren durch Einzelposten bei Tage und Doppelposten bei Nacht in Anbetracht der Nähe der Feldwache ausreichend gesichert,
    2) durch Streifen:
    Stärke der Streifen war durch Befehl geregelt: 3 Mann bei Nacht, 1-2 Mann bei Tage. Grosse Abstände zwischen den Männern einer Streife wurden zusätzlich befohlen.

    Zeitliche Einteilung: Regelmäßig in jeder Richtung eine Streife bei Hellwerden, unregelmässig eine Streife bei Tage und eine bei Nacht. Ohne Bauaufgaben lässt sich die Zahl erhöhen.
    Weg der Streifen: Eine Vereinbarung der abgelösten estnischen Wachen mit den Bahnpersonal, nach der alle Streifen nur zwischen den beiden Geleisen gehen sollten, um gegenseitiges nächtliches Beschiessen von Bahn- u. militärischen Streifen zu vermeiden, wurde sofort aufgehoben, da das Gehen auf den Schwellen zu viel Geräusch verursacht und die oben auf dem Bahnkörper gehende Streife zu weit sichtbar ist. Der Bahnmeisterei wurde aufgegeben, ihre sehr seltenen Streifen nur zusammen mit den unseren gehen zu lassen. Ein Gehen in Gelände neben dem Bahndamm erwies sich aber in dem unwegsamen, mit Holzstümpfen, Strauchresten und Sumpf durchsetzten Gelände auch als undurchführbar. Das Gehen wird dort so laut, dass das eigene Hören beeinträchtigt wird, während die Streife weithin gehört wird. Die Streifen müssen daher in diesem Abschnitt auf den Kiesweg neben den Schwellen gehen.
    Kontrolle der Streifen:
    Von dem Bahnpersonal wurde Klage darüber geführt, dass die estnischen, von der Alarmeinheit abgelösten Streifen häufig von der Bahnstrecke weg in die umliegenden Dörfer gegangen seien. Eine Kontrolle durch den Ia der Fk. hatte diese Meldung bestätigt. Eine Kontrolle der Streifen durch die Wachhabenden oder deren Vorgesetzten ist bei Nacht nicht durchführbar, da die Streifen ohne Anruf schiessen. Ein Kontrollbuch auf der nächsten Feldwache in das sich die Streifen einzutragen haben, kam bei den vorliegenden grossen Entfernungen auch nicht in Frage. Diese Entfernungen betrugen z.B. in mehreren Fällen über 8 km, in einem Falle waren es 12 km, also hin und Zurück 24 km. Diese Strecke ist für eine Streife zu lang. Die Streife soll ja nicht nur geradaus gehen, sondern mehrmals umkehren, damit ein Gegner in ihrem Rücken sich nicht sicher fühlt. Ausserden muss aber zu gewissen Zeiten z.B. bei Hellwerden nach der Nacht die gesamte Bahnstrecke in möglichst kurzer Zeit kontrolliert werden, also in kleinen Abschnitten. Es wurde daher angeordnet, dass alle Streifen nur den halben Weg bis zur nächsten Feldwache gehen. Um trotzdem eine Kontrolle zu schaffen, wurde jeweils zwischen 2 Feldwachen eine kleine Kiste getarnt als "Briefkasten" angebracht, die von jeder Streife der beiden Wachen zu kontrollieren und zu leeren ist. Auf diese Weise ist es möglich, einen Kontrollzettel jederzeit den ganzen Abschnitt entlangzuschicken, auf dem jeder Feldwachhabende die Zeiten einzutragen hat. Ein im Briefkasten ausserdem liegendes Kontrollbuch, in das sich jede Streife einträgt, ermöglicht eine weitere Kontrolle durch den Wachhabenden und den Einheitsführer.

    Erreichte Sicherheit der Bahn gegen Sprengungen.
    Eine Auffindung angebrachter Sprengladungen wird sehr erschwert oder nahezu unmöglich gemacht, wenn an der betreffenden Strecke Schwellen ausgewechselt werden. An diesen Stellen führen Spuren der Arbeiter in den Wald und zurück und der Bahnkörper ist zerwühlt, sodass eine mit der Abzugsschnur dort vergrabene Mine dort nicht auffällt.. Aber auch bei Ausschaltung dieser Erschwerung für gewisse Zeiten lassen sich Bahnsprengungen bei einer Wachmannschaft von insgesamt 1 Mann p.km. (Nach Abzug der stehenden Posten) und bei dem üblichen Streifendienst, wie er vorgefunden und durchgeführt wurde, weder bei bei Tage noch bei Nacht verhindern.
    Obwohl während des Einsatzes der Alarmeinheit ein Angriff auf die Bahn nicht stattgefunden hat, möglich wäre eine Sprengung der Bahn ohne Gefahr für den Angreifer immer gewesen.
    Bei T a g e sind die Geleise von den Kurven aus meist 1-2 km in beiden Richtungen zu übersahen,Die Streife übersieht diese ganze Strecke nur in der kurzen Zeit,während der sie in der Kurve geht. Die Bande aber hat einen so weiten Überblick über das Objekt und den Weg der Streife, dass sie völlig gefahrlos bei Tage Minen einbauen kann, die wirksam werden, sobald die Zugfolge auf der betr. Strecke schneller ist als die Folge der Streifen, die bei Tage die Minen finden würden. Die bisherige Erfahrung, dass Minenlegungen bei Tage nicht vorkommen, kann durch den Gegner jederzeit aufgehoben werden, sodass ein Schutz auch bei Tage gewährleistet sein muss.
    Die Anbringung kleiner Postenhäuser an den Kurven und ihre Besetzung mit einem Posten während des ganzen Tages müsste eine unbemerkte Minenlegung bei Tage (und entspr. in heller Schneenacht) unmöglich machen.
    Bei N a c h t (helle Nächte siehe vorigen Absatz) tritt das Ohr an die Stelle des Auges. Selbst in stiller Nacht sind die Belaufstrecken einer Feldwache zu gross und das Eigengeräusch der 3Mann-Streife zu störend, um Minenlegungen mit genügender Wahrscheinlichkeit wahrnehmen zu kennen. In lauten Nächten (Regen und Wind) liegen die Verhältnisse noch ungünstiger, sodass in solchen mit Feststellungen der wenigen Streifen kaum gerechnet werden kann.
    Eine Ausstattung der gesagten Bahnstrecke mit Postenhäusehen nach der Methode der Obstpächter an den Chausseen, im Abstände von einigen hundert Metern und eine Besetzung eines ständig wechselnden Teiles von ihnen müsste für den Bahnschutz die Hörmöglichkeit verbessern, für den Gegner aber ein grösseres Moment der Unsicherheit schaffen, als die leicht zu beobachtende Streife. Aber auch der Bahnschutz wird sich in solchen Postenständen in dunkler Nacht unsicher fühlen.
    Daher gewinnt vielleicht eine andere Beobachtung der Alarmeinheit Bedeutung, die der besonderen Eignung des Hundes für den nächtlichen Schutz der Bahnstrecke. Die drei aus Dorpat mitgenommenen Hundeführer gingen nächtliche Streifen am liebsten allein mit ihrem rechts und links der Bahn frei revierenden Hunde. Durch den Hund wird ein Überfall auf die Streife und ein unbemerktes Beobachten ihres Weges vom Waldrand aus für die Bande nahezu unmöglich. Demgegenüber sind es nur Nebenvorteile, dass der allein gehende Hundeführer selbst weniger Geräusch macht und daher besser hören kann als die 3Mann-Streife. Wertvoll ist es aber auch, dass durch Einsparung von Männern eine schnellere Aufeinanderfolge der Streifen erreicht werden kann, die für den Schutz von entscheidender Wichtigkeit ist. Auch wenn in gefährdeteren Gebieten eine 1Mann-Streife nicht möglich erscheint, so kann doch eine Einsparung von 1 Mann vorgenommen werden. Je schneller sich die Streifen folgen, desto unwichtiger wird im übrigen auch in den gefährdetsten Gebieten ihre Stärke werden. Der Hauptwert der Hunde wird aber immer darin liegen, dass sie die Streife stärker machen, als jede nur von Männern gegangene. Wenn das menschliche Auge und Ohr versagt, arbeitet die Nase des Hundes ungestört. Sein Revieren beiderseits der Bahnstrecke und im Walde nimmt, sobald auch die Hunde sich regelmäßig folgen, der Bande die notwendige Beobachtungs- und Vorbereitungszeit, ja erschwert ihm jede Annäherung. Durch das Vorlaufen der Hunde wird die Aufeinanderfolge der Streifen noch weiter verkürzt. So könnten die Chancen von Bahnschutz und Angreifer wohl erheblich zugunsten des ersteren verändert werden. Bei einiger Erhöhung der Wachkräfte (auf mindestens insgesamt 2.5 pro km) und voller Ausstattung aller Streifen mit Hunden aber ein sicherer Schutz zu erreichen sein, zumal wenn in gefährdeten Nächten die Wachen vollzählig eingesetzt und in anderen geschont werden.

    Die Beschaffung der notwendigen Hunde (mit dem Ziel von 2 p.km.) durfte kein Hindernis sein, da sich für diesen Dienst fast alle rasselosen Hunde des Landes eignen. In eine andere Gegend verpflanzt schliessen sie sich Soldaten gern an und werden erfahrungsgemass von selbst, oder nach kurzer Anleitung mit Hilfe einiger Zivilisten schnell mißtrauisch gegen Fremde, zumal bei Nacht. Sie brauchen keineswegs auf den Mann dressiert oder mannscharf zu sein. Ein Bellen beim Antreffen fremder Menschen im Gelände bei Licht genügt für ihre Aufgabe. Die Verpflegung müsste möglich sein durch Einschaltung der Abdeckereien und Zuführung aller gefallenen Pferde, notfalls zeitweise durch Milch aus den anliegenden Ortschaften. An Ausrüstung wären der Vergiftungsgefahr wegen Maulkörbe nötig.
    Die vorgeschlagenen Posten in Postenhäuschen an den Übersichtspunkten der Bahnstrecke anstelle der Tageestreifen dürfte bei Tage, und die Hundestreifen in schneller Aufeinanderfolge bei Nacht den Bahnschutz erheblich zu verstärken in der Lage sein.

    gez. (Unterschrift)

    Hauptmann.

    Mehr sein als scheinen. (Helmuth Graf v. Moltke 1800-1891)

    Edited once, last by Sinclair (November 20, 2014 at 8:35 PM).

  • Hallo zusammen,

    als Themenstarter möchte ich mich an dieser Stelle für alle Beiträge bedanken.:thumbup:
    Ich habe mich darüber gefreut und vieles gespeichert und ausgedruckt ( Bin ein Lese - Papiermensch). =)

    Grüße von Karl

  • Guten Abend Karl,

    das hat was von Abgesang,
    ist das Thema dadurch für dich durch?

    Ich hoffe nicht...

    Grüße Thomas

  • Hallo zusammen,

    NEIN,
    ich hätte noch eine Zeile mit der AUFFORDERUNG FÜR WEITERE BEITRÄGE hinzufügen sollen.

    Thomas,
    Danke für den Hinweis. ( Du bist wohl ständig im FdW - weiter so!.....schreib ich mal.)

    Gruß Karl

  • Hallo Karl,

    eine wesentliche, bisher nicht erwähnte "Taktik" im Bandenkampf fehlt hier noch. Die der reinen Diplomatie,
    sprich das reine Ausspielen der unterschiedlichen Bandengruppierungen (Polen/Russen/Litauer).
    Beschrieben bei
    Bernhard Chiari, Alltag hinter der Front. Beschreibung. Besatzung, Kollaboration und Widerstand in Weißrußland 1941-1944

    Im Endeffekt reichen mitunter eine Handvoll versehrte grauhaarige Besatzungsssoldaten, um den Kampf
    von hunderttausend Partisanen gegeneinander zu kontrollieren.

    Und nur in dem Fall, dass eine beteiligte Gruppe den Respekt gegenüber der Wehrmacht verliert,
    wird man wieder selber tätig:

    Quote

    ...Am Ende kam es gar zu einer polnisch-deutschen Zusammenarbeit, in der die deutschen Truppen
    so in den Hintergrund gedrängt wurden, daß der zuständige Beauftragte für den Sicherungseinsatz in einer
    Meldung an den Reichskommissar in Riga zu einer symbolischen Aktion aufrief:

    "Wichtig ist, baldigst ein Unternehmen (deutsche Kräfte) im Rudnicki-Wald einzusetzen,
    um den polnischen Banden zu zeigen, daß wir auch ohne sie stark genug sind
    "


    Zitat aus Chiari, in Jegenden, Gerüchte, Fehlurteile - S. Scheil.


    Gruß
    Udo

  • Hallo,

    einer dieser Besatzungssoldaten der an der Schraube divide et impera drehte war Generaloberst Rudolf Schmidt, Befehlshaber der 2. Panzerarmee. Unter seiner Schirmherrschaft wurde die Lokotska Republika gegründet, die eine eigene Streitmacht, abgekürzt RONA genannt (5 - 10.000Mann) unterhielt. Diese war für die "Befriedung" des rückwärtigen Heeresgebietes der 2. PzA erfolgreich eingesetzt wurde. Ihre Arbeitsweise bei der Partisanenbekämpfung lässt sich im Vergleich zu der der Wehrmacht als "unorthodox" beschreiben.

    Berühmt und mehr noch berüchtigt wurde die Streitmacht als Brigade Kaminski bei der Niederschlagung des Aufstands in Warschau (Aug. 1944), wo sie an Grausamkeit die Brigade Dirlewanger noch übertraf. Danach war Kaminski nicht mehr tragbar und er wurde Ende August standrechtlich erschossen.

    Diesen Großversuch, aber auch kleinere Politiken dieser Art, als "reine Diplomatie" zu verharmlosen und die deutschen "Diplomaten" als "versehrte, grauhaarige Besatzungssoldaten" zu verniedlichen werte ich mal als einen "echten Udo".
    Naja, wer Chiari nach Stefan Scheil zitiert muß den Letzteren schon gründlich gelesen haben. Lesen soll ja zur Meinungsbildung beitragen.

    Beste Grüße

    Paul


    G-W-G'

  • Hallo Paul,

    ihr Norddeutschen habt einen Hang zur Polemik, und meist macht ihr noch eine passende Foto-Ausstellung draus.

    Das russische Reich war riesig, ich meinte nicht diese "Landesverräter". Deine erwähnte "Selbstverwaltung Lokotsk"
    hatte sich übrigens eine eigene russische Henkerin geleistet, derer man erst 30 Jahre nach Kriegsende habhaft wude.
    Sehr unorthodox, wie sie Urteile mit dem MG vollstreckte, -> Klick.

    Ich meinte eher den Nordwesten von Weißrussland, wo größtenteils die "greisen" Besatzungssoldaten der Wehrmacht
    den internen Kämpfen zwischen russischen, litauischen und polnischen Partisanen nichts entgegenzusetzen hatten.
    Bzw. verbündete man sich zum Schluß mit den Polen und ließ diesen für ihren Kampf Munition zukommen.
    Es ist also noch lange nicht jeder Partisan und Zivilist durch die Wehrmacht zu Tode gekommen. Und auch nicht jedes Dorf
    von der Wehrmacht geplündert und angezündet worden.
    Zum Thema "unorthodoxe" Methoden empfehle ich explizit einmal die zuvor schon erwähnte Publikation von Bogdan Musial.
    Nicht schön, was dieser in weißrussischen Archiven aus den Kriegstagebüchern der Partisanen entnommen hat.
    Ich meine damit die "unorthodoxe" Behandlung der eigenen Bevölkerung, nicht unbedingt den Kampf gegen die Wehrmacht.
    Der Buchkauf käme auch diesem durchaus aufrichtigen Historiker zu Gute, muss dieser doch immer noch einen riesigen
    Kredit abbezahlen. Resultierend aus den vielen Unterlassungserklärungen eines hier nicht genannten hanseatischen Milliardärs,
    der sich mit Top-Anwälten rächte, als ein dahergelaufener Fachmann falsche Fotos in seiner Ausstellung anmahnte.

    So, jetzt aber wieder zur Taktik und echten Dokumenten.
    Es ist absolut bewiesen,dass der überwiegende Teil der in den rückwärtigen Heeresgebieten eingesetzten WH-Verbände
    überaltert, versehrt und mit für den Partisanenkampf untauglicher Ausrüstung versehen war. Die
    jungen kräftigen Soldaten kamen allesamt an die vordere Front, im Hinterland verblieben die Senk- und Krampfadernfüßler mittleren
    Alters, die ganz knapp die "Garnisonsverwendungsfähigkeit Heimat" verfehlten..

    Beispielhaft ein Auszug, wie denn diese Senioren "zur Jagd" gingen*


    Gruß
    Udo

    * Wehrmacht und Besatzungsherrschaft im Russischen Nordwesten 1941 - 1944. Praxis
    und Alltag im Militärverwaltungsgebiet der Heeresgruppe Nord : J. Kilian


    PS: Du scheinst Dich auf Generaloberst Rudolf Schmidt eingeschossen zu haben, obwohl dieser sich aktenkundig
    allen schändlichen Befehlen in seinem Bereich verweigert hat. Es wäre besser, sich mit den Ausarbeitungen
    der führenden Widerstandsoffiziere zu beschäftigen. Die hatten stellenweise auch sehr unorthodoxe Vorstellungen vom Partisanenkampf, -> z.B. Klick
    Eine Nation kann sich ihre Helden wohl nicht aussuchen...

  • Hallo,

    zum Thema Besatzungszeit der 2.Panzerarmee bzw. Gen.Oberst Rudolf Schmidt verweise ich gern noch einmal auf den schon in diesem Thread geposteten Link und der dazu dort geführten Diskussion:

    Verhältnis der Wehrmacht/SS/Polizei zur Landbevölkerung an der Ostfront

    zur interessanten Dissertation von Sebastion Stopper, in der auf alle Aspekte der Besatzung, des Zusammenlebens der WH mit der Zivilbevölkerung und natürlich auch der Partisanenbekämpfung eingegangen wird.

    Das Brjansker Gebiet unter der Besatzungsherrschaft der Wehrmacht 1941 bis 1943

    http://edoc.hu-berlin.de/dissertationen…PDF/stopper.pdf

    Gruß Bernd

    Edited once, last by Hoth (November 26, 2014 at 10:38 PM).


  • Hesse, Erich: Der sowjetrussische Partisanenkrieg 1941 - 1944 im Spiegel deutscher Kampfanweisungen und Befehle. (= Studien und Dokumente zur Geschichte des zweiten Weltkrieges, Band 9) Göttingen, Zürich 1993. Das Standardwerk zu diesem Thema.


    Hallo,
    habe mir den Titel zugelegt - er war es wirklich wert.
    Danke für den Tipp!

    Gruß Eddy
    Suche alles zu 143. Reserve-Division und Füsilier-Bataillon 217.

  • Hallo zusammen,

    zum Thema "Bahnschutz" zwei zeitgenössische Propagandaaufnahmen.
    In den Memoiren russischer Partisanen steht ja oftmals, dass der vorgeschaltete Lokomotivenschutz mit beladenen Loren immer ausgetrickst wurde.
    Obwohl ich mich frage, mit welchen ingenieurstechnischen Leistungen konnte man exakt die Sprengung unter der Lokomotive erreichen.
    Der Wald allein bot doch bestimmt keine Zutaten für irgendwelche säuretechnischen Verzögerungen?


    Gruß
    Udo

  • Hallo Udo,

    Obwohl ich mich frage, mit welchen ingenieurstechnischen Leistungen konnte man exakt die Sprengung unter der Lokomotive erreichen.

    Mir sind folgende Möglichkeiten unter Verwendung der auch damals gängigen militärischen Spreng - und Zündmittel der UdSSR bekannt:

    > ( Vorgefertigte) Verzögerungszünder ( unter der Maßgabe der üblichen Zuggeschwindigkeit anzuwenden)
    > Zündverzögerung bei Leitfeuerzündung unter Anwendung einer entspr. langen Zündschnur ( Brennzünder -Anwendung sh. vorstehend)
    > Fernzündung elektrisch
    > Fernzündung mittels Zünd - bzw. Sprengschnur ggf. kombiniert
    > Belastungszünder ( deswegen waren u. a. der vogeschaltete Lokomotivenschutz ( offene Wagen) beladen um etwas "gewichtig" zu sein
    > Erschütterungszünder mit Verzögerung (kompliziert)
    > Zündung m. V. durch Überrollen der Räder
    > den Vorstecker einer Mine mit verlegtem Draht ziehen
    > Verwendung von Stabminen ( Bricht der Stab, zündet die Mine)

    Die Spreng - und Zündmittel waren teils aus zurückgelassenen Beständen der RA, aus Fallschirmabwürfen und aus Flugzeuglieferungen sowie aus dt.Beständen beschafft worden.

    Allerdings: Dieser Aufwand erscheint mir nicht notwendig, denn bei entsprechender Sprengwirkung auf den Lokomotivenvorspann werden die Gleise, mindestens aber der Bahnkörper mit zerstört, zumindest erheblich beschädigt und die umherfliegenden Eisenteile des Vorspanns dürften zusätzlich der Lokomotive, die auf diese Distanz nicht mehr angehalten werden kann, den Garaus machen.
    Der Vorspann war wohl eher für leichter Ladungen, z. B. geballte Ladungen (Abzug mittels Draht) hilfreich.
    Deshalb wurden die "Güwa" ( Güterüberwachungsnalage) entwickelt, die mittels Stromstößen das Schienennetz auf Sprengungen und gelockerte Laschen/Weichen untersuchte.
    Die "Rema" war ein dem Zug entsprechend weit vorausfahrender führerloser Motorwagen mit Erschütterungseffekten ( wie Lokomotive) Stromstößen zur Entzündung von Glühzündern ( elektr. Zünder) und Warneinrichtungen über Sprenglöcher und beschädigte Gleiskörper.
    Sicherlich waren diese Geräte nur auf den ganz großen Hauptstrecken zu finden.
    Quellen: Pionierdienst, Sprengdienst, Piekalkiewicz" Die deutsche Reichsbahn" u.a.

    Gruß Karl

    Edited once, last by Karl Grohmann (December 14, 2014 at 7:53 PM).

  • Hallo zusammen !

    Bin eben auf diesen äußerst interessanten Thread bezüglich des Bandeskampfes gestoßen.
    Herzlichen Dank für Eure Arbeit und den sehr interessanten Lesestoff !

    Rheinmetall

    "Die Sehnsucht nach der Heimat wächst mit dem Quadrat der Entfernung."
    (In Memorie of Jürgen Oesten † 05.08.2010)

  • Hallo,

    hier mal ein Dokument aus der Zeit, wo man einerseits schon zwei Jahre Erfahrung mit der Partisanenbekämpfung hatte, andererseits aber auch merkte, dass man das Problem nicht wirklich in den Griff bekommt. Diktion des Befehls ist interessant.


    A b s c h r i f t .


    Standortkommandantur Pleskau Pleskau, den 6.11.1943
    Abt. Ia. 3395/43 geh.

    Aktiver Bandenkampf.


    Nachdem nunmehr die Voraussetzungen dafür gegeben sind, haben alle O.Ks., Streckenkommandanten, Stützpunktführer und Wachen aus der bisher geübten Passivität herauszutreten und den Bandenkampf aktiv zu führen.

    Ich befehle daher:
    1.)
    Der Raum um die Stützpunkte ist in 20 km Tiefe freier Jagdraum.
    Dieser Raum gilt als zugewiesen und ist durch Streifen zu bejagen.
    Wie weit sich die Jagdstreifen von ihrer Basis, dem Stützpunkt, entfernen können, hängt von ihrer jeweiligen Stärke, ihrer Bewaffnung, ihrem Schneid und der Bandenlage ab.

    2.) Die Jagdstreifen erhalten von ihrem Stützpunktführer Jagdaufträge.
    Diese Jagdaufträge können sowohl in mit der zu sichernden Bahn oder der Straße gleichlaufender Richtung, abgesetzt von denselben oder in die Tiefe erteilt werden.
    Maßgebend dafür sind die vorhandenen Bandennachrichten und die Bandenannäherungswege.
    Die Jagdstreifen sollen nicht am zu sichernden Objekt kleben! Sie sollen - wie die Banditen - wendig, beweglich und listig sein.
    Nur die aktive Bandenjagd verschafft Respekt und führt zum Erfolg!
    Daher sind als Führer dieser Jagdstreifen nur entschlossene und tatkräftige Uffz. einzuteilen. Sie müssen Beobachtungsgabe, Orientierungsvermögen und jägermäßigen Kampfgeist besitzen. Sie müssen den Ehrgeiz haben, den Banditen eine Schlappe beizubringen!
    Die Jagdstreife verfolgt die gleiche Taktik wie der Bandit.
    Sie belauert im Hinterhalt die Annäherungs- und Bandenpfade.
    Sie geht nie auf Straßen und nie durch Dörfer!
    Ihr Weg führt abseits von diesen durch den Wald oder den Sumpf.
    Die Jagdstreife darf nicht gesehen werden!
    Sie muß aber selbst viel sehen und alles hören.

    3.) Auf dem Marsch geht die Jagdstreife in Reihe. Zwei Mann sichern als Späher voraus! Mit wechselndem Abstand - je nach Gelände - folgt der Führer. Hinter ihm geht der Rest.
    Das Vorgehen geschieht abwechselnd: Marschieren die Späher, so hält und sichert der Rest. Marschiert der Führer mit dem Rest, dann sichern die Späher! Niemals bewegen sich Späher und Streife gleichzeitig! Ein Teil liegt immer mit Finger am Abzug! Der Abstand ist bald länger, bald kürzer - je nach Sicht und Gelände.
    Es kommt weder auf die gebrauchte Zeit noch auf die Länge des zurückgelegten Weges an.
    Maßgebend ist allein unbemerkt in die Dauerstellung zu kommen.
    Auf dem Marsch und in Dauerstellung wird kein Wort gesprochen.
    Jede notwendige Verständigung geschieht durch Zeichen. Jeder Mann der Streife ist ganz Auge und ganz Ohr!
    Alles, was an Anzug und Ausrüstungklappert, bleibt zu Hause:
    Kein Stahlhelm, keine Gasmaske, kein Seitengewehr, keine Taschenlampe!
    Nur die Schußwaffe hat die Streife und Patronen. Das genügt.

    5.)
    An für den Feuerüberfall günstiger Stelle wird die Lauerstellung bezogen. Hier wertet die Streife lautlos. Das Warten muß gelernt sein! Der Bandit kommt nicht immer und nicht gleich. Oft wartet man vergeblich. Das darf nicht verdrießen.
    Auch der Jäger wartet oft vergeblich auf den Bock. Und doch bleibt der Jagdeifer derselbe.
    Der Bandit kommt meist in oder kurz vor der Dämmerung. Das muß die Streife wissen.
    Man läßt die Bande auflaufen. Das heißt, man schießt erst, wenn sie ganz nahe heran ist. Dies ist strenger Befehl und das Wichtigste von allem!
    Die ganze Mühe des Aufmarsches und alles W'arten sind vergebens, wenn zu früh geschossen wird.
    Es ist genau wie bei der Jagd! Der zu frühe Schuß knallt und der Bandit ist weg!
    Daher Ruhe bewahren, den Banditen ganz nahe herankommen lassen und dann aus allen Büchsen Feuer. Genau zielen!
    Jeder Schuß muß einen Banditen umlegen!
    Auf die vordersten zielen!
    Der Banditenführer marschiert grundsätzlich voran. Es ist wichtig, ihn zu treffen. An zweiter Stelle geht meist der Politruk. Auch er ist wichtig. Was bei den Banditen hinten marschiert, ist nicht wichtig. Oft sind es Frauen.

    6.)
    Erfahrungsgemäß türmt der Bandit immer, wenn er überraschend Feuer bekommt. Er tut dies ganz bestimmt, wenn er Verluste hat.
    Der Bandit ist im Grunde genommen nicht mutig. Wenn er es vermeiden kann, kämpft er nicht. Seine Erfolge verdankt er immer der Sorglosigkeit des deutschen Soldaten!
    Flieht der Bandit oder geht er zurück, so wird ihm an Feuer nachgeschickt, was noch Aussicht auf Treffer bietet. Dann wird schnell die Beute gesammelt, die Toten gezählt, Papiere mitgenommen und der Rückmarsch angetreten.
    Das Aufnehmen der Beute hat unter Feuerschutz durch die Hälfte der Streife zu erfolgen! Dies ist ganz besonders wichtig, weil die Banditen oft nur kurz zurückgehen und dann ihrerseits einen Feuerüberfall versuchen. Der Rückmarsch ist ungesäumt und schnell durchzuführen. Späher gehen voraus, da Hinterhalt möglich. Gesprochen wird auch hierbei nicht! Die Waffen sind schußbereit.

    7.) Wird die Jagdstreife beschossen, so geht sie blitzschnell in Deckung.
    Sie erwidert das Feuer nur dann, wenn Aussicht auf Treffer besteht. Schießereien auf weite Entfernung verbiete ich. Sie sind Vergeudung kostbarer Munition. Sieht sich die Jagdstreife einem stärkeren Gegner gegenüber, so setzt sie sich ab.
    Sie darf sich unter keinen Umständen umgehen lassen.
    Der Bandit liebt Umgehung, oft geht er nur scheinbar zurück. Daher Sicherung der Flanken!
    Der Wald ist den Banditen vertraut! Er sagt: "Der Deutsche fürchtet den Wald". Der Deutsche hat aber nicht den geringsten Anlaß, den Wald zu fürchten! Im Gegenteil! Der Wald ist auch des Deutschen Freund. Es ist Sache einer zielbewußten Ausbildung und täglichen Gewöhnung, daß die Scheu vor dem Walde verschwindet.

    Der Standortkommandant
    gez. Ramlinger, Generalmajor

    F.d.R.
    Unterschrift
    Hauptmann


    Quelle: Nara T314 R151 Frame 993/994
    Anmerkung: Im Original fehlt die Ziffer 4.) bereits (es ist also kein Abschreibfehler)

    Solche Themen und noch viel mehr interessantes bergen die Akten aus dem Rückwärtigen Armee- und Heeresgebiet. Wollte deshalb noch mal an meine laufende Sammelbestellung erinnern die sich langsam dem Ende neigt.

    Sammelbestellung NARA-Rollen 207. Sicherungs-Division (T315 R1601-1608)

    Greetz
    Sinclair

    Mehr sein als scheinen. (Helmuth Graf v. Moltke 1800-1891)

    Edited once, last by Sinclair (January 2, 2015 at 7:46 PM).

  • Hallo Sinclair,

    in der Tat ein Interessantes Dokument.
    Der Inhalt entspricht den üblichen Merkblättern zur Bandenbekämpfung, aber er ist trotzdem sehr aufschlussreich.

    aus der bisher geübten Passivität herauszutreten und den Bandenkampf aktiv zu führen.

    > Es war nämlich üblich geworden sich in den Stützpunkten zu verschanzen ( wie heute auch noch). Diese teils gut verbunkert und gesicherten Anlagen ( Es gab auch hierzu Merkblätter und Arbeitszeichnungen Stellungsbau, spezielle auch für Bahnüber - unterführungen, an Schienenkreuzen etc.*) wurden immer mehr und mehr verstärkt, boten dadurch eine gewisse Sicherheit aber veranlassten die Besatzung passiv zu bleiben.

    > Passivität bietet aber auch Gefahren; die Partisanen warteten ab, bis sie die entsprechende Streitmacht und ggf. Granatwerfer beisammen hatten um die Stellungen anzugreifen. Diese Vorbereitungen waren fast gefahrlos, da die dt. Besatzung oft passiv war ( Sh. Vgl. Dien Bien Phu/ Indochina)

    > Wie bei anderen entsprechenden Lagen auch, hat man sicherlich Privatjäger, Landwirte und Waldarbeiter zu solchen Unternehmungen herausgesucht. ( Wenn nicht nach dem Motto verfahren wurde: "Wer ist musikalisch? Recht heraustreten!" "Klavier in den Speisesaal transportieren")

    > Der Verfasser scheint selbst Jäger zu sein....glaube ich herauszulesen.

    > Ich denke, der Führer einer solchen Jagdstreife hatte aber doch sicher eine Taschenlampe dabei ( Lichtzeichen/ Skizzen - und Karten lesen,etc.)

    Wird die Jagdstreife beschossen, so geht sie blitzschnell in Deckung.


    > Dieser Hinweise erübrigt sich eigentlich!!! ( Jeder Soldat konnte das "Hinliegen" ( In den Dreck, ggf. auch Streumist) vom 1. oder 2. Tag der Ausbildung an).

    * In einem vorstehenden Thred sind entspr. Bild zu solchen Anlage zu sehen)

    Gruß Karl

  • So Leutz,

    mein letzter unaufdringlicher Versuch die noch laufende Sammelbestellung Sich.Div.207 zu promoten :D
    Sowie die letzte Rolle da ist, wird die Bestellrunde abgeschlossen. Wir sind schon recht günstig, aber es geht ja vielleicht noch günstiger.

    Grüße aus der nds. Tundra
    Sinclair


    Ein Dokument aus den Ia-Akten dieser Division von 1942.


    A b s c h r i f t !


    Kommandierender General H.Qu., den 17.4.1942
    der Sicherungstruppen und
    Befehlshaber im Heeresgeb. Nord
    Ia Tgb.Nr.694/42 geh.


    Betr.: Partisanenbekämpfung.

    1.) Nachdem es in Winter nicht möglich war, alle Ortschaften dauernd zu überwachen, ist das nunmehr wieder aufzunehmen.
    Die Einwohnerlisten sind zu überprüfen. Es ist dafür zu sorgen, dass deutsche Soldaten sich überall und unvermutet zeigen, besonders wichtig ist eine wiederholte Nachprüfung.

    2.) Die Partisanenbekämpfung ist planmässig fortzuführen. Es muss erreicht werden, dass eine einheitliche Leitung unzusammenhängende Sonderunternehmen verhindert. Bei den geringen zur Verfügung stehenden Kräften erscheint es nicht zweckmässig, Sicherung und Verwaltung zu trennen. Beides wird an besten in die Hand der Feldkommandanten gelegt und ihnen alle in ihrem Bereich befindlichen Kräfte zur Partisanenbekämpfung gem. meiner Verfügung vom 8.4.1942 Ia/Qu. Tgb.Nr.628/42 unterstellt.

    3.) Es kann sich empfehlen, zeitweise Schwerpunkte der Partisanenbekämpfung zu bilden, die je nach der Lage zu verlegen sind.

    4.) Es muss daran festgehalten werden, dass die Bekämpfung der Partisanen eine militärische Angelegenheit ist. Mithilfe des SD ist dankbar anzunehmen. Die einheitliche Leitung in Sinne vorstehender Ziffer 2 muss in militärischer Hand bleiben.

    5.) Die "Schlammperiode" wird ein Ausweichen von Partisanen abseits der Wege erschweren, eine Absperrung der Ortschaften erleichtern. Darauf ist bei allen Unternehmen zu achten.

    6.) Die E.K.A. sind für den Partisanenkampf auszubilden. Es genügt nicht, ihnen Waffen in die Hand zu geben. Ausser auf die Handhabung der Waffen hat sich ihre Ausbildung zu erstrecken auf:
    Ausnützen des Geländes,
    Bewegungen in Gelände in verschiedenen Formen
    lautloses Anschleichen
    sprungweises Vorgehen in loser Schützenkette.
    Über Truppenstärke hinaus ist ihr Einsatz nicht zu üben. Als Gruppenführer sind deutsche Soldaten einzusetzen.
    Niemals sind E.K.A. ohne deutsche Führung zur Partisanenbekämpfung zu entsenden.

    7.) Bei Eingliederung in. die E.K.A. ist mit besonderer Vorsicht zu verfahren. Die durch Verfügung v. 3.4.42 (Ia Tgb.Nr.626/42 geh.) befohlene Verstärkung darf nicht zu einer moralischen Schwächung der E.K.A. führen. Unsichere Elemente bilden eine Gefahr und sind unter allen Umständen fernzuhalten, lieber sich dann mit geringeren Kräften begnügen.

    8.) Die Divisionen werden ermächtigt, die Bürgermeister und Dorfältesten, die in partisanengefährdeten Gebieten nicht den dauernden Schutz deutscher Besatzung geniessen, zur Selbstverteidigung mit Waffen zu versehen. Ausweise! Sorgfältige Prüfung und unbedingte Zuverlässigkeit ist Voraussetzung.

    9.) Bei Vergeltungsmassnahmen gegen die Zivilbevölkerung, die nur auf Befehl eines Offiziers in Range eines Btl.-Kdeurs. anzuordnen sind, ist das Auferlegen von Geld- oder Naturalbussen verboten.


    Der Kommandierende General
    (gez.) von Roques
    General der Infanterie.

    Für die Richtigkeit der
    Abschrift:
    Unterschrift
    Oberleutnant

    Verteiler:
    Sich.Div. 207
    Sich.Div. 281
    Sich.Div. 285
    Feldgend.Abt.691
    Zollgrenzschutz
    Qu.
    Ic
    VII
    Ltg. G.F.P.-Dir.

    Mehr sein als scheinen. (Helmuth Graf v. Moltke 1800-1891)

    Edited 2 times, last by Sinclair (February 18, 2015 at 8:06 PM).

  • Hallo zusammen,

    lese gerade in "Geheime Feldpolizei", K. Geßner

    Quote

    Verschiedentlich unternommene Versuch von in Zivil gekleideten Dolmetschern der Geheimen Feldpolizei,
    Vertrauen bei der sowjetischen Bevölkerung zu gewinnen und Angaben über die Partisanenbewegung zu erhalten,
    hatten nur in seltenen Fällen Erfolg. Anders war es, wenn sich GFP-Angehörige als deutsche "Fahnenflüchtige" ausgaben.
    In solchen Fällen ließen sich Sowjetbürger öfter in Gespräche ein, händigten ihnen für deutsche Soldaten bestimmte Flug-
    blätter aus und erteilten zuweilen auch Auskünfte über die örtliche Widerstandsbewegung.
    MA,WF-03/7317 Bl. 83 1


    Gruß
    Udo

  • Hallo Udo,

    unter den digitalisierten Akten aus dem russischen Militärarchiv findet sie ein recht umfangreicher Erfahrungsbericht zur Partisanenbekämpfung mittels "verkleideter Spähtrupps", leider finde ich den Bericht aber grad nicht...

    Grüße
    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941