Sterbemeldung von der Front in Sütterlin

  • Hallo alle Zusammen!

    Mein Vater gab mir einen Brief an seine Grossmutter, der von der Front geschrieben wurde, indem die traurige Nachricht übermittelt wurde, das der Sohn gefallen ist. Leider kann ich diesen Brief nicht lesen.

    Ich weiss nur, das es sich um den Bruder meiner Grossmutter handelt und das er im Arm. Fela 4/452 nach einer Verwundung verstorben ist.

    Mich würde mal interessieren, was in dem Brief drin steht.

    Kann mir wer helfen, den Brief zu übersetzen? Es sind zwei Din A4 Seiten in großer Schrift.

    Würde den Brief dann hier reinstellen, bzw. in das passende Unterforum oder per PN schicken.

    Gruß

    Carsten

  • Hallo Carsten,

    ich kann dir nur empfehlen den Brief einzuscannen und einzustellen, oder zumindest mal einen Teil. Neben mir können sicher eine ganze Menge anderer Forumsmitglieder Sütterlin lesen. Mehrere Experten sind immer gut, denn auch wenn es Sütterlin ist, hatte doch noch jeder seine eigene Handschrift, deshalb können manche Wörter nicht sofort erkannt werden.

    Also nur Mut und rein mit dem Brief :)

    Gruß Stefan

    Suche alles über die Marineartillerieabteilung 244 und die 329. Infanterie-Division

  • Hallo Carsten,

    vorab schon mal: Das hat nur im Geringsten was mit Sütterlin zu tun, aber ich werde es trotzdem mal versuchen.

    Braucht aber bissle Zeit.

    Streiche: Gering

    Sind schon einige Buchstaben in Sütterlin, hab mir den Brief erst mal vom Kontrast verbessern müssen, ehe man was lesen kann.

    Suche alles über die Marineartillerieabteilung 244 und die 329. Infanterie-Division

    Edited once, last by Postschaffner (January 13, 2013 at 2:16 PM).

  • Hmm. Okay. Auf jeden Fall ist es für mich eine sehr unleserliche Schriftart. Ich dachte, ein paar Buchstaben in Sütterlin entziffern zu können.

    Laut der Schriften im LdW unter Soldbuch.

    Auf jeden Fall sage ich Dir schon mal vielen lieben Dank für Deine Mühe. Bin echt mal gespannt, was da raus kommt.

    Gruß

    Carsten

  • Quote

    Original von Postschaffner
    . . . vorab schon mal: Das hat nur im Geringsten was mit Sütterlin zu tun . . .
    Sind schon einige Buchstaben in Sütterlin, hab mir den Brief erst mal vom Kontrast verbessern müssen, ehe man was lesen kann.

    Hallo Stefan,

    dass Du als "Postschaffner" natürlich mit allen Schriften umgehen kannst, ist ja selbstverständlich !
    Aber man sollte andere, die sich vielleicht begrifflich etwas vertun, nicht gleich "abbügeln".

    Es handelt sich selbstverständlich um Deutsche Schreibschrift ! Darunter wird subsummiert:
    Schreibschrift(en) aus dem 19. Jahrhundert, Kurrent-Schriften (um 1900), "Schulausgangsschrift"
    von SÜTTERLIN (1911), Offenbacher Schrift (1927) oder auch die Verkehrsschrift von 1934.
    Auch nach dem Krieg gab es noch bis weit in die 50er-Jahre Deutsche Schrift in den Schulen
    als Zweitschrift. (Ich habe z.B. in Bayern noch die Deutsche Schreibschrift nach Koch-Hermersdorf
    gelernt.)

    I.d.R. hat der lebenserfahrene Schreiber dann aus allen diesen Schriftformen (als individuelle
    Handschrift ) eine Mischform gebildet; d.h. Sütterlin in Reinform gab es eigentlich nur bei
    Schülern, die gerade schreiben lernten.

    Auch war es üblich, Deutsche Schreibschrift mit Lateinischer Schreibschrift zu mischen.
    So geschah es v.a. bei Eigennamen und Adressen, vornehmlich, wenn sie im Ausland
    gelesen werden sollten.

    Du siehst, man sollte einem "Unbedarften" die Aussage "...das ist Sütterlin..." nicht gleich
    übel nehmen !

    Gruß
    und schönen Abend !
    Rudolf (KINZINGER)

  • Ein Hallo an Alle,
    Ein unvollständiger Versuch:
    Im Felde,den 24.4.42

    Werte Familie ....
    Zum Heldentod Ihres Sohnes Paul
    möchte ich Ihnen mein tief empfundenes
    Beileid zum Ausdruck bringen.
    Es war für uns alle ein schwerer Schlag,
    als bekanntgegeben wurde, dass Ihr Sohn
    an den Folgen seiner Verwundung im Lazarett
    verstorben sei. Am 8.8. wurde Ihr Sohn durch
    eine feindliche Mine am Knie verwundet.
    Ich besuchte ihn noch vor seinem Abtransport
    ins Lazarett. Er war (zwar) sehr mitgenommen,
    doch sehr zuversichtlich. Sein Wunsch war,
    bald wieder zur Kompanie zurückzukehren.
    Auch der Arzt war mit dem Aussehen der Wunde
    sehr zufrieden. Wie mir auf meine telefonische
    Anfrage mitgeteilt wurde, ging es ihm auch zu Anfang
    im Lazarett ganz gut, doch sind später Komplikationen
    eingetreten, die dann, wie ich annehme, auch
    seinen Tod herbeiführten.


    Die Kompanie nimmt herzlichen Anteil an dem
    Geschick, dass Sie betroffen hat.
    Paul war ein lieber Kerl, den Alle gern hatten.
    Obwohl er nur kurz in der Kompanie war, hatte
    er sich die Achtung und das Vertrauen von
    Vorgesetzten und Kameraden erworben.
    Er wird bei Allen als tapferer Soldat und guter
    Kamerad weiterleben.

    Möge nun die Gewissheit, dass Ihr Sohn sein
    Leben für den Bestand unseres geliebten Vaterlandes
    dahin gegeben hat, ein Trost in Ihrem schweren Leid
    sein

    Ich grüße Sie, im aufrichtigen Mitgefühl
    Ihr .... ....

    Gruß Ludwig

    Never let go!

  • Hallo zusammen,

    auch wenn die Schreibweise eher ungewöhnlich ist, entziffere ich den Familiennamen
    mit "COCH" !

    Ungewöhnlich ist auch die Zeitspanne zwischen Verwundung und Tod: 8.8.1941 - Verletzung
    durch Mine am Knie . . . April 1942 verstorben. Entweder die Verwundung war doch
    schwerer als anfänglich angenommen, oder es sind schwerwiegende Komplikationen
    dazugekommen !?!

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo Zusammen!

    Erstmal vielen Dank an Ludwig für die Übersetzung. Hoch interessant, was da drin steht.

    Ich habe noch einen zweiten Brief von einem Pastor. Darin konnte ich entziffern, das ihm die Oberschenkel amputiert wurden und das er am 21.04.42 verstorben ist und am 23.04.42 begraben wurde.

    Mehr kann ich leider da auch nicht drauf lesen. Ich bin nicht mächtig einer der Handschriften zu lesen.

    Sorry für mein Unwissen über die vielen Arten der Schriften. Im Zeitalter des Computers wird kaum noch was Handgeschrieben. :)

    Ich stelle den Brief des Pastors auch mal hier rein. Vielleicht kann mir ja auch jemand weiter helfen.

    Noch was falls ich Interesse an dem Fall geweckt hab. Der Umschlag trägt die FPN 22671

    Kann ich irgendwie herausbekommen, in welcher Einheit der Paul war? Ich weiß nur, das er Gefreiter bei den Pionieren war und in Kursk-Besedino beerdigt ist. Bzw. Verewigt.

    @ Dr. Rudolf: Der Familienname lautet Loch

    Vielen Dank an alle

    Gruß

    Carsten

  • Hallo Carsten,

    die Feldpostnummer bringt uns nicht weiter (so schön das auch gewesen wäre), denn sie
    stammt vom Feldlazarett, in dem er gelegen hat:

    FPN 22671:
    (Mobilmachung-1.1.1940) 4. Feldlazarett Armee-Sanitats-Abteilung 542
    (19.7.1941-14.2.1942) 4. Feldlazarett 542
    (6.4.1944-9.11.1944) 12.10.1944 gestrichen.


    . . . und zwischen "LOCH" und "COCH" ist nur ein kleiner "Kringel" Unterschied (unten links),
    und den hat der Schreiber "verschlampt" !

    Gruß
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo, ich versuche es noch ein zweites Mal.
    Ein Pfarrer würde sich weniger schwer tun.

    16.5.42
    Sehr geehrter Herr ....
    Inzwischen werden Sie die traurige Nachricht
    vom Sterben Ihres lieben Sohnes des Gefr. Paul ...
    erhalten haben. Er war nur kurz bei uns - der linke
    Oberschenkel musste ihm amputiert werden - ich
    erfuhr leider gar nichts davon; es dachte aber wohl
    niemand daran, dass es so schnell gehen würde.
    In der Nacht zum 21.4. ist er schon gleich gestorben.
    So habe ich ihm die h. Sakramente nicht geben
    können. Vertraue aber ganz fest mit Ihnen bei
    Gott, dass Ihr lieber Sohn, wie so viele unserer
    Männer hier im Osten die Tür zu unserem Herr
    Gott weit aufgemacht hat und in dem Vatersnamen???
    gestorben ist.
    Am 23.4. habe ich ihn begraben auf unserem
    Heldenfriedhof. Nach der Einsegnung des Grabes
    und des Toten sprach ich über das Thema:
    Ich kenne deine Leiden, deine Mühsal und deine
    Ausdauer?? , weil du getreu warst will ich dir die
    Krone des ewigen Lebens geben. Es folgten die
    liturgischen Gebete, das gemeinsam gesungene
    Kameradschaftslied und das Vaterunser.
    Ihnen und Ihrer lieben Familie spreche ich mein
    herzliches Mitleiden zum kurzen, schweren Verlust,
    werde Sie alle ??? auch Ihren lieben Sohn nie im
    Gebet zum heiligen Opfer vergessen.
    Gott tut uns solche Dinge an, aber einmal, wenn
    wir alle die Heimfahrt in die Ewigkeit antreten, werden
    wir erfahren wie im Lichte seiner Vorsehung und
    Vaterliebe das dunkle "Warum" so ganz anders
    aussieht
    Gott selbst möge Sie nun auch trösten in diesem tiefen Leid.
    Glaube und Vertrauen auf ein ewiges Wiedersehen
    sollen Ihnen den Weg in die Zukunft Licht?? und Helle
    machen.
    Ich will Ihnen dabei als Priester zu helfen versuchen,
    so gut ich immer kann.

    mit lieben Gruß Ihr Pfarrer. ....


    Korrekturen sind erbeten!
    Gruß Ludwig

    Never let go!

  • Hallo alle zusammen!

    Vielen lieben Dank für die prompte und supergute Hilfe. Ihr seid wirklich Klasse.

    Beim Volksbund habe ich den Onkel auch schon gefunden. Daher weiss ich. das er zumindest auf dem Ehrenfriedhof in Kursk erwähnt ist. Aber begraben ist er da wohl nicht.

    Auf der Landkarte ist der Ehrenfriedhof Kursk und der Lazarettstandort Belgorod ziemlich weit entfernt.

    Hab mal eine Anfrage beim Volksbund gestartet. Bin mal gespannt, wie die Antwort ausfällt, was die mir mitteilen können.

    Vielen Dank euch allen.

    Gruß

    Carsten

  • Hallo Carsten,

    das ist eben dieses Forum, wer sich hier vernünftig einbringt dem wird auch geholfen...wenn es denn möglich ist.

    Du hast dich vernünftig eingebracht, meinen Dank dafür.

    Es gibt oft genug hingerotzte Anfragen die es nicht wert sind verfolgt zu werden.

    Auch meinen Dank an Ludwig, erste Sahne, klasse gemacht.

    Wollte ich mal sagen...

    Grüße Thomas

  • Hallo an alle !!

    Kleine Anmerkung zu dem Zitat von Rudolf:

    Quote

    Ungewöhnlich ist auch die Zeitspanne zwischen Verwundung und Tod: 8.8.1941 ...

    Mein Opa wurde am 10.5.1940 durch Granatsplitter verletzt, Zertrümmerung rechtes Kniegelenk, Fleischwunde linker Oberschenkel.
    Entlassung war im Oktober 1942.
    Das Kniegelenk wurde mehrere Male operiert, versteift und das Bein war nach "Genesung" (Amputation August 1999) 6 cm kürzer als das linke.

    Gruß Gregor

  • Quote

    Original von GPfeffi
    . . . Kleine Anmerkung zu dem Zitat von Rudolf:

    Mein Opa wurde am 10.5.1940 durch Granatsplitter verletzt, Zertrümmerung rechtes Kniegelenk, Fleischwunde linker Oberschenkel.
    Entlassung war im Oktober 1942.
    Das Kniegelenk wurde mehrere Male operiert, versteift und das Bein war nach "Genesung" (Amputation August 1999) 6 cm kürzer als das linke.

    Hallo Gregor,

    natürlich gab es sicher zig-tausende Verwundete, die erst jahrelang nach ihrer Verwundung verstarben; aber hast Du vielleicht nicht den Brief des Kp.-Chefs gelesen ?

    Quote

    . . . Ich besuchte ihn noch vor seinem Abtransport ins Lazarett. Er war (zwar) sehr
    mitgenommen, doch sehr zuversichtlich. Sein Wunsch war, bald wieder zur Kompanie
    zurückzukehren. Auch der Arzt war mit dem Aussehen der Wunde sehr zufrieden. Wie
    mir auf meine telefonische Anfrage mitgeteilt wurde, ging es ihm auch zu Anfang im
    Lazarett ganz gut, . . .

    In diesem Zusammenhang ist die weitere Entwicklung ungewöhnlich; also war die Verwundung
    doch schwerer als angenommen oder es traten nachträglich Komplikationen auf. Mehr
    habe ich nicht geschrieben (und daran gibt es auch nichts zu deuteln).

    Schönen Abend
    Rudolf (KINZINGER)

  • Hallo Zusammen!

    Vielen Dank nochmal an alle. Das ist wirklich ein sehr gutes Forum. Hier bekommt man wirklich von allen Seiten geholfen. Das macht Spaß.

    Zu der Geschichte der langen Verweildauer, bzw. der Zeit zwischen Verwundung und Tod.

    Ich finde das alles andere als Ungewöhnlich. Ich arbeite zufällig als Krankenpfleger in einem OP. Daher hab ich mich darüber nicht gewundert.

    In der Medizin ist nichts normal. Es gibt immerwieder Fälle, wo es anfangs gut aussieht und dann doch eine überraschende Wende gibt. Also in der Notfallmedizin. Bei Verkehrsunfällen und ähnliches. Kriegswunden kommen ja bei uns eher selten vor.

    Versteht mich jetzt nicht falsch. Routineeingriffe und geplante OP's verlaufen in der Regel gut.

    Nicht, das ihr jetzt Angst haben müsst, ins Krankenhaus zu gehen. Heute sind wir medizinisch gesehen wirklich weiter als die vor 70 Jahren. :)

    Selbst mit Granatsplittern käme man heute besser zurecht.

    Die damalige Kriegschirurgie war natürlich was ganz anderes. Und von der Hygiene mal ganz abgesehen. Wenn das Arm Fela 4/542 wirklich so ein Feldlazarett war, kann man das nicht mit einem heutigen OP vergleichen.

    Hoffe, ich habe euch jetzt keine Angst vor dem Krankenhaus gemacht.

    Gruß

    Carsten

  • Hallo nochmal zusammen!

    Kann mir eigentlich jemand sagen, wer der Verfasser des 1. Briefes ist? Oben links auf der ersten Seite.

    Ich kann es einfach nicht lesen.

    Und weiss vielleicht jemand, wo sich das Feldlazarett im August 41 befand? Im Internet finde ich nix.

    Vielleicht weiss auch noch jemand was über die Kriegspfarrer im 2. Weltkrieg. Pro Division gab es wohl je einen Pfarrer. Wenn ich was über den rausbekomme, vielleicht komme ich ja dann der Einheit von meinem Grossonkel näher. Der Pfarrer, der den zweiten Brief geschrieben hat, heisst wohl R. Peifer.

    Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

    Vielen Dank schon mal

    Gruß

    Carsten.

  • Hallo Carsten,

    der Absender des ersten Briefes war der Hauptmann Apel ?, er war der Kompaniechef
    des Gefallenen. R. Pfeiffer kann so stimmen. Namen sind aber mit Vorsicht zu genießen!
    Habe einmal gelernt, eine Unterschrift muss nicht unbedingt schön und lesbar,
    sondern nur schwer nachahmbar sein.

    MfG Ludwig

    Edit: Pfeifer

    Never let go!

    Edited once, last by Ludwig11 (January 16, 2013 at 6:55 PM).