Flüchtlingsfähren ab Pillau Jan. 1945

  • Guten Tag zusammen,

    mich interessieren Fahrten vom Hafen Pillau nach Gotenhafen, und zwar im Januar 1945.
    Speziell Fahrten um den 26. Januar 45 rum.

    Gibt es vorhandene Aufzeichnungen? Oder wurde das in den Wirren nicht festgehalten.

    Wenn es Dokumentationen gibt, wäre ich dankbar für einen Hinweis.
    Eventuell ist auch ein Vorgang vermerkt von einem Flüchtlingsschiff (dem von mir gesuchten), welches auf See die Passagiere auf ein anderes umladen mußte, weil es leckgeschlagen war und unterzugehen drohte.

    Herzliche Grüße
    Frank

  • Hallo Frank,

    in Heinz Schön: "Flucht über die Ostsee 1944/45 im Bild" sind für den 26.1.45 keine Fahrten ab Pillau verzeichnet, für den 25.1.45 aber "Robert Ley", "Pretoria", "Ubena" und "Duala" ab Libau, unbeschadet in den Zielhäfen angekommen.

    Weiter geht es erst am 30.1.45 mit Verwundetentransportschiff " Monte Rosa", Lazarettschiff "Meteor", Schulschiff "Nautik", "Gotenland", "Göttingen", "Irene Oldendorf" und "Eberhard Essberger" mit Flüchtlingen ab Pillau.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo.

    Sind in dem von dir zitierten Buch auch spätere Transporte verzeichnet? Mein Großvater (95. ID) kam über Pillau zurück. Ich habe allerdings keinen Termin.
    Sind eventuell auch Truppentransporte oder die Mitnahme von Truppenangehörigen verzeichnet?

    Ich würde mir das Buch dann zulegen.

    Gruss

    Markus

    Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen (Plato)
    Suche alles über Korps-Abteilung "H" und I.D. 95 (neu)

  • Quote

    Original von Franks Opa
    Eventuell ist auch ein Vorgang vermerkt von einem Flüchtlingsschiff (dem von mir gesuchten), welches auf See die Passagiere auf ein anderes umladen mußte, weil es leckgeschlagen war und unterzugehen drohte.

    Hallo Frank,

    da Du in der Überschrift des Threads von Flüchtlingsfähren schreibst, ist Euch näheres zu diesem Schiff und dem Ort der Havarie bekannt? Handelte es sich z.B. um ein ziviles (Passagier- oder Fracht-) Schiff oder um ein Kriegsgschiff?
    Steinweg schreibt zu den Evakuierungsfahrten Anfang 1945, das allein der Verlust an Handelsschiffen durch U-Boot-Angriffe, Luftangriffe und See- und Hafenverminung insgesamt 80 Schiffe mit zusammen 296.386 BRT betrug. Besonders erwähnt werden auch hier die bekannten Namen wie Gustloff (30.Januar 1945), Steuben (9.Februar 1945) und später die Goya (16.April 1945).

    Gruß, J.H.

  • Hallo,

    Quote

    Steinweg schreibt zu den Evakuierungsfahrten Anfang 1945, das allein der Verlust an Handelsschiffen durch U-Boot-Angriffe, Luftangriffe und See- und Hafenverminung insgesamt 80 Schiffe mit zusammen 296.386 BRT betrug.

    im Februar gingen 17 Schiffe verloren mit ins. 59155 BRT verloren, 10 durch Minen, 3 Torpedo , 3 Bombentreffer und 1 Kollision.

    Planet (Mine)
    Hiddensee (TL) Torpedo/Luft?
    Pollux (Bombentreffer)
    Ammerland II (Kollision)
    Hedwigshütte (Mine)
    Hollstein (STR)?
    MRS 11 Osnabrück (Mine)
    Dieter Hugo Stinnes (Mine)
    Ellen Larsen (Mine)
    Erika Fritzen (Bombe)
    Gotenhafen (TM)?
    Elbing VI (Mine)

    Quote

    Sind eventuell auch Truppentransporte oder die Mitnahme von Truppenangehörigen verzeichnet?

    Truppentransport nur als gemischte Transport, ohne Einheiten.

    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo zusammen,

    Verzeihung für die verspätete Meldung, aber ich mußte erst meine Mutter erreichen, um weitere Infos zu bekommen.
    Sie war auf der Flucht erst 5 Jahre alt, kriegt deswegen auch nicht mehr alles zusammen.

    Auf jeden Fall ist nun klar, dass die Passage nach dem 26.01. gefahren worden ist. Meine Großmutter hatte "Karten" für die Wilhelm Gustloff, die war aber bei der Ankunft in Gotenhafen bereits abgefahren.
    Die Fahrt war also zwischen dem 29.01 und 01.02.45.

    Ihre Erinnerung:
    "Wir kamen abends mit dem Zug in Pillau an. Ein Matrose warf unsere beiden Koffer auf das Boot, das wohl ein Minensuch- oder Minenräumboot war. Wir Kinder wurden wie meine Mutter von der Kaimauer auf das Boot gehoben, eine Brücke gab es nicht. Mit ca. 200 anderen Flüchtlingen und ein paar Soldaten wurden wir in den Schiffsbauch geführt, dort stand ein großer Tisch, um den Kojen in Etagen (fest)installiert waren.
    Nach einiger Fahrt kam die Meldung, das Schiff sei leckgeschlagen. An eine Explosion, wie sie wohl beim Auflaufen einer Mine hätte entstehen müssen, kann ich mich nicht erinnern. Der Wassereinbruch war wohl nicht sehr stark, trotzdem wurde (wohl über Funk) ein anderes Schiff angefordert.
    Auf hoher stürmischer See stiegen wir über eine Reep, links ein Geländer, rechts ein Seil auf das andere, auf ein viel größeres Boot, diesmal ein Frachter. Beim Übersetzen ging einer der beiden Koffer über Bord, da alles ziemlich hastig geschah.
    Trotz Sturm war die Nacht relativ klar. Ich sah, wie sich am Himmel zwei Flugzeuge jagten und beschossen.
    Unsere beiden Schiffe waren abgedunkelt.
    Die weitere Fahrt nach Gotenhafen verlief ohne Zwischenfälle bis auf die allgegenwärtige Seekrankheit. Die Matrosen hielten uns Kinder über die Reeling zum Übergeben.
    Von Gotenhafen ging es dann mit dem Zug, erst einem Güterzug, dann mit einem Personenzug (oder andersrum, ich erinnere mich nicht mehr), nach Schleswig-Holstein.
    An die Namen der Schiffe kann ich mich nicht erinnern."


    Ich weiß, es ist alles bruchstückhaft, aber vielleicht hat jemand aufgrund der Ereignisse (leckes Boot, umladen auf Frachter, Luftgefecht) Informationen, um welche Schiffe es sich gehandelt haben könnte.

    Danke für's lesen.

    Herzliche Grüße
    Frank

    Edited once, last by Franks Opa (November 17, 2011 at 7:07 PM).

  • Hallo Frank,

    ist denn bekannt, ob das Schiff wo deine Mutter vorher drauf war, weiter im Geleit lief oder ob es gesunken ist also zurück gelassen werden mußte?

    Wenn es gesunken ist, dann könnte es sich um die am 31.01.1945 gesunkene "MEMEL" (Uboot-Tender) handeln, das in einem dt. Flüchtlingskonvoi auf der Ostsee gesunken ist.

    Das nächste wäre dann wieder das am 03.02.1945 gesunkene "TFA 4" (Torpedofangboot). Welches bei Pillau sank.


    Quelle: Schiffswrackliste


    Gruß, Peter

    Die ewig Gestrigen sind diejenigen, die die Vergangenheit für die Zukunft halten.

  • Hallo Peter,

    danke für Deinen Beitrag.

    Ich fragte sie, ob das "Minensuchboot" (extra in Anführungsstrichen wegen der mangelhaften Erinnerungen) zurück nach Pillau lief oder nicht. Darauf gab es leider nur "ich weiß es nicht".
    Verständlich, wenn man damals fünf Jahre alt war.

    Von einem Geleit, was ja mehrere Schiffe voraussetzt, war nie die Rede. Ausschließlich von dem einzelnen Boot.

    Herzliche Grüße
    Frank

  • Hallo Frank,

    ich kam nur darauf, auf Grund der Erinnerungen deiner Mutter wo es heist, das ein anderes Schiff angefordert wurde. Nur deswegen kam ich drauf, das es ein Geleit gewesen sein könnte. Aber bei der Masse an Schiffen die zu der Zeit an der Rettung beteiligt waren, ist es sehr schwer, das richtige raus zu finden.

    Zusatz 1: Es ist außerdem auszuschließen, das ein einzelnes Schiff von Pillau nach Gotenhafen mit Flüchlingen an Bord diese Strecke allein lief. Wegen der Gefahr der Feindangriffe.

    Zusatz 2: Die einzigen Stellen die dazu etwas berichten könnten wären:
    1. KTB Marineoberkammando Ost
    2. KTB Admiral Östliche Ostsee
    3. KTB Seetransportchef der Wehrmacht

    Falls diese noch mit rüber gerettet wurden, liegen sie beim Bundesarchiv/Militärarchiv oder in den USA bei der NARA.

    Gruß, Peter

    Die ewig Gestrigen sind diejenigen, die die Vergangenheit für die Zukunft halten.

    Edited 2 times, last by schupo (November 18, 2011 at 4:53 PM).

  • Hallo,

    Quote

    Wenn es gesunken ist, dann könnte es sich um die am 31.01.1945 gesunkene "MEMEL" (Uboot-Tender) handeln, das in einem dt. Flüchtlingskonvoi auf der Ostsee gesunken ist.

    der U-Tender Memel lief vor Swinemünde auf eine Mine und sank, von den etwas 900 Flüchtlingen an Bord konnten nur rund 300 gerettet werden. Dieses Ereignis hätte die Mutter sicher noch stärker in Erinnerung.


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo u. Frank,

    das es nicht leicht wird, wenn überhaupt, das richtige Boot/Schiff zu finden, ist wohl allen bewußt.


    Anbei noch eine ähnliche Erinnerung (Tagebuch):

    "31. Januar 1945
    Wir müssen Abschied nehmen von Lene und Hertha. Das Herz will uns brechen, man hat sich noch so vieles zu sagen, aber keiner redet. „Unsere“ Soldaten bringen mich und den Rest der Familie mit ihrem Schlitten zur Hauptstraße.
    9 Uhr: Ein Wehrmachtsauto nimmt uns mit nach Fischhausen, aber damit sind wir noch lange nicht in Pillau! Auf dem Bahnhof in Fischhausen können wir einen Platz in einem Sonderzug ergattern, müssen aber wegen Bombenalarm bis tief in die Nacht warten, bis der Zug losfährt.

    Am 1. Februar 1945 erreicht die Familie, endlich den Hafen Pillau. Für eine Strecke von ca. 80 km haben sie 8 Tage gebraucht. Von Pillau aus können sie mit einer Fähre auf die Frische Nehrung übersetzen, von dort aus mit einem Minensuchboot am 4. Februar bis zum Hafen Gdingen (Gotenhafen) (nordwestlich von Danzig) weiterfahren.

    04. Februar 1945
    9 Uhr: wir laufen aus.
    10 Uhr: aus der Ferne hören wir Flugzeuge kommen. Sind es Feindliche? Es ist ziemlich dichter Nebel. Wir können nichts sehen. Die Flugzeuge nähern sich und greifen an. Unsere Flak schießt ununterbrochen. Doch wagen sich die Flugzeuge nicht recht ran. Plötzlich macht unser Schiff kurz kehrt. Ein Torpedo. Gott sei Dank wird das Schiff nicht beschädigt. Ein Schreck für uns, ein jeder atmet auf. Wir liegen unten in der Kajüte, alle seekrank. Es stehen mehrere Eimer zur Verfügung. Die Flugzeuge ziehen sich zurück, wir können wieder raus. Durch Bordwaffen sind 5 Kinder verwundet worden. Es geht aber weiter bis Gotenhafen (heute: Gdingen)."

    4 Tage später können Klatts mit einem größeren Schiff nach Swinemünde weiterfahren, von dort aus mit dem Zug nach Rostock.

    Hier der Link zum ganzen Artikel bei Arte:

    http://www.arte.tv/de/1503108,CmC=1494938.html

    Gruß, Peter

    Die ewig Gestrigen sind diejenigen, die die Vergangenheit für die Zukunft halten.