Schlaflos im Krieg + Die Unbeugsamen

  • 20:15 heute

    Schlaflos im Krieg - Die pharmazeutische Waffe

    RB © time prints 2010 Mittwoch, 6. Oktober 2010 um 20.15 Uhr
    Wiederholungen:
    12.10.2010 um 10:30
    16.10.2010 um 16:00
    Schlaflos im Krieg - Die pharmazeutische Waffe
    (Deutschland, Usa, 2010, 52mn)
    RB
    Regie: Sönke el Bitar

    1937 entdeckt der Berliner Chemiker Fritz Hauschild ein besonders effektives Amphetamin: das Methylamphetamin, das noch im gleichen Jahr unter dem Namen "Pervitin" auf den Markt kam. Das Mittel führte zum einen zur Beseitigung des Schlafbedürfnisses und zum anderen zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins sowie der Risikobereitschaft. Schnell wurden Militärärzte auf das neue Mittel aufmerksam. Die Dokumentation "Schlaflos im Krieg" deckt eines der größten Tabus der deutschen Militärgeschichte auf: die Rolle leistungsfördernder Arzneimittel von der NS-Zeit bis in die Gegenwart.

    In den USA und Japan forschte man seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts an der Entwicklung von Amphetaminen, doch die Herstellung war schwierig. In Deutschland verstärkten die Berliner Temmler-Werke in den 30er Jahren ihre Anstrengungen auf diesem Gebiet. 1937 gelang dem Chemiker Fritz Hauschild der Durchbruch, er entdeckte ein besonders effektives Amphetamin: das Methylamphetamin, das die Firma Temmler noch im gleichen Jahr unter dem Namen "Pervitin" auf den Markt brachte.
    Schnell wurden Militärärzte auf das neue Mittel aufmerksam. Erste Tests wurden mit Medizinstudenten durchgeführt. Von allen Mitteln versprach Pervitin den größten militärischen Nutzen. Neben der Beseitigung des Schlafbedürfnisses führte es auch zu einer Steigerung des Selbstbewusstseins sowie der Risikobereitschaft.
    1939 überrannte die Wehrmacht in weniger als vier Wochen den östlichen Nachbarn. Pervitin war mittlerweile so bekannt, dass viele Soldaten es privat mit sich führten. Panzer- und Lastkraftfahrer, Piloten, Infanteristen, Wachsoldaten - alle waren mit Pervitin bestückt.
    "Die Deutschen nutzen eine Wunderpille" kommentierte die britische Presse das unberechenbar rasante Tempo der Wehrmacht nach dem Westfeldzug gegen Frankreich. Mit der deutschen Erfindung Pervitin schienen die Soldaten geradezu Übermenschliches leisten zu können.
    In grausamen Menschenversuchen an KZ-Häftlingen wurde die richtige Dosierung getestet. Übermüdete Kindersoldaten, die tagsüber die Schule und nachts an der Flak bestehen mussten, bekamen Pervitin auf Befehl. Für die Besatzung der Ein-Mann-Torpedos der deutschen Marine war das Weckmittel fest eingeplant. Trotz gravierender Nebenwirkungen und erheblicher Suchtgefahr gehörte Pervitin auch nach dem Krieg zur Ausrüstung der Bundeswehr und Nationalen Volksarmee.


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    21:05 Die Unbeugsamen
    Flucht aus Hitlers Elitengefängnis

    Mittwoch, 6. Oktober 2010 um 21.05 Uhr
    Wiederholungen: 12.10.2010 um 11:25
    Die Unbeugsamen
    (Deutschland, 2006, 52mn)
    MDR
    Regie: Michael Wulfes

    Während des Zweiten Weltkriegs waren auf Schloss Colditz bei Leipzig alliierte Offiziere als Kriegsgefangene inhaftiert. Obwohl das Schloss als ausbruchsicher galt, gelang vielen die Flucht. Die Dokumentation erinnert an die Ausbruchsversuche und zeigt die Geschichte dieses außergewöhnlichen Ortes.

    Während des Zweiten Weltkrieges inhaftierte die deutsche Wehrmacht auf Schloss Colditz bei Leipzig jene Gefangenen, die schon einmal aus einem anderen Kriegsgefangenenlager ausgebrochen waren. So wurde das Schloss zum vermeintlich sichersten Offiziersgefangenenlager. Prominente Insassen wie zum Beispiel Churchills Neffe dienten Hitler als Faustpfand und gaben dem Schloss kriegswichtige Bedeutung.
    Schloss Colditz galt als ausbruchsicher. Doch die Gefangenen - englische, französische, polnische, belgische und holländische Offiziere - entpuppten sich als hoch motivierte Ausbrechergenies. Es wurde gestohlen, gefälscht und geschmuggelt, um die deutschen Wachen zu überlisten. Die Gefangenen verkleideten sich, gruben einen Tunnel quer durch das Schloss, bauten eine Funkstation und sogar einen flugbereiten Gleitflieger. Verzweifelt versuchten die Männer von der deutschen Abwehr, die Gefangenen mit immer neuen Methoden am Ausbruch zu hindern. Die Fluchtversuche wurden für Ausbildungszwecke fotografiert und sind in der Dokumentation zu sehen.
    Trotz der enormen Sicherheitsvorkehrungen unternahmen die Gefangenen über 120 Ausbruchsversuche, von denen 31 zur erfolgreichen Flucht ins Heimatland führten.

    Die Geschichten der Ausbrecher von Schloss Colditz sind vor allem in England durch zahlreiche Bücher, Filme und Fernsehsendungen sehr bekannt geworden. Mit seiner Dokumentation hat Filmautor und Regisseur Michael Wulfes dazu beigetragen, dass die Colditz-Geschichte auch in Deutschland mehr Bekanntheit erreicht. Er traf englische und französische Veteranen als Zeitzeugen, besuchte das heute fast unveränderte Schloss und sprach dort mit zwei ehemaligen deutschen Bewachern.


    Gruss Andreas

    Heine ist von den meisten anderen Dichtern verschieden, weil er alle Scheinheiligkeit verachtet ... (Elisabeth von Österreich)

  • Hi Andreas uaa.,

    habe ein wenig poliert, auch die Überschrift geändert =) .
    Beide Dokumentationen werden wiederholt - s.o.

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Danke, Michel, für die Links.
    Habe das an das bestehende Thema angehängt =) ; so können
    auch diejenigen gucken, die die Doku damals nicht sehen konnten.
    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!

  • Hallo zusammen!
    Heute, 23:35 h, Das Erste: "Die Wunderpille der Wehrmacht". In der Dokumentation geht es um den Einsatz von Pervitin in der Wehrmacht.
    Gruß Cristiane

    "Feigheit ist die Mutter der Grausamkeit" Montaigne

    Suche Einsatzorte 3./schwere Artillerie Abt. 848 ab Juni 1943

  • Guten Abend,
    da ich mir schon vorstellen kann in welche Richtung dieser Fernsehbeitrag gehen wird (Enthemmung, Realitätsverlust, gesteigerte Aggressivität) eine Information vorab:
    Bis vor ca. 25 Jahren wurde Pervitin in Deutschland als Import z.B aus Portugal zur klinischen Behandlung der Narkolepsie in Lungenfachkliniken (mangels heutiger Alternativen wie NIV-Beatmung) erfolgreich eingesetzt. Die Patienten sind zumindest in der Klinik nicht an einer C02-Narkose gestorben..

    Gruß
    Udo

    Ich suche ALLES zum IR/GR 199 "List"

    Edited once, last by IR 199 (August 11, 2014 at 10:40 PM).

  • Hallo,
    Pervitin wurde auch bei der Bundeswehr ausgegeben. Ich habe selbst im April 1968 zwei dieser Pillen mit der Springerzusatzverpflegung bekommen. Allerdings die Wirkung nicht getestet, sondern in der nächsten Mülltonne in Ramstein entsorgt.
    Gruss
    Rainer
    P.S.: Im Westfeldzug 1940 wurden mindestens 35 Millionen Pervitinpillen verbraucht.

    Suum cuique

    Edited once, last by Rainer (August 11, 2014 at 11:10 PM).

  • Hallo,

    gerade gesehen, der Artebeitrag von vor ein paar Jahren wurde mit mir teilwise übernommen. Mich traf ja fast der Schlag.
    Gruss
    Rainer

    Suum cuique

  • Hallo zusammen -

    Pervitin wurde nicht nur im militärischen Bereich eingesetzt - so nutzte z. B. auch der Erstbesteiger des Nanga Parbat Herrmann Buhl 1953 Pervitin um letzte Kräfte zu mobilisieren bzw. um Müdigkeitszustände zu überwinden.

    Gruß Denys

    Suche Infos zum 744.PiBat. (41/42) der 25. PzDiv. (87. PzPiBat) (43/44) und 21. PzDiv (45), 62. ID bzw. 57.ID 41/42 (164 IR) sowie zur 168. (43) und 376. ID (44)

  • Guten Abend,

    habe, weil vom Thema her zusammengehörend,
    die Beiträge zu Pervitin hier angehängt.

    "Schlaflos im Krieg" gibt es auf YouTube; habe nicht verlinkt; bitte dort selbst aufrufen.
    "Die Wunderpille der Wehrmacht" gibt es in der Mediathek noch zu sehen: klickt mal.

    Grüße, Kordula

    Slava Ukraini! In Memoriam A.N.!