• Hallo,

    ich frage mich, wie früher die Musterung so abgelaufen ist.
    Die Termine waren ja dezentral und ortsnah, damit die Wehrpflichtigen nicht so lange der Arbeit fernbleiben mussten.
    Im Falle meines Opas vermute ich einfach mal, dass die Musterung im Gebäuder der früheren Amtsverwaltung (in Gelsenkirchen-Ückendorf) stattgefunden hat.
    Wenn ich an meine eigene Musterung zurückdenke, dann war das zentral in einer Kaserne, wo die Wehrbereichsverwaltung saß und da waren Anmeldung, Umkleiden, Arztzimmer, Untersuchungszimmer, med. Einrichtung und jede Menge med. Stammpersonal vorhanden. Ich denke, auch der Ablauf wird sich unterschieden haben.
    Wie kann ich mir denn eine Musterung vorstellen, die in irgendeinem Verwaltungsgebäude durchgeführt wird. Da werden doch auch Waagen oder Messeinrichtungen benötigt, Tafeln zur Feststellung der Sehkraft etc.
    Neben dem Musterungsstab muss dann ja auch ein ganzer tross von med. und Verwaltungs-Kräften durch die Gegend gereist sein?
    Aus dem Aufsatz zum Ersatzwesen ergibt sich da leider nicht so viel.

    Gruß
    Udo

    Literatur: Glückauf zum Untergang-Die Kriegstagebücher des Feldwebel Kurt Pfau / Mit der 60. Infanteriedivision von Danzig nach Stalingrad - Arthur Krügers Kindheit und Soldatenzeit 1937-1945 / Kohlenstaub und Wüstensand-Biografie eines Afrikakämpf.

  • Hallo Udo,

    Du hast den Ablauf ja schon richtig beschrieben. In einer Zeit, in der die Menschen nicht so mobil waren, war es einfacher, eine Waage, Messlatte, Buchstabentafel, einen Arzt und Schreibkräfte mitzubringen als die Männer nach sonstwohin zu bestellen.

    Bei uns im Ort fand die Musterung immer im Schulsaal statt, nachher gings in die Kneipe nebenan, hier ein Bild aus dem Familienalbum:

    http://img442.imageshack.us/i/img027tc.jpg/[/IMG]


    (Für "insider": Es ist der Güldene Esel, heute Pizzeria, das Schild "Juden unerwünscht" haben mildtätige Hände entfernt)


    Aber: Warum bekam man einen Strauß an Revers und eine Scherpe, Stand auf der Scherpe der Namen?


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo Thilo,

    das sieht ja eher wie eine Entlassfeier aus, wenn die Soldaten am Rande nicht wären. Leider lässt sich die Inschrift auf den Bändern nicht entziffern. Bekamen die das offiziell, weil sie kv waren ??
    Und alle zusammen in einem Klassenraum? Auskleiden, untersuchen und Ergebnis verkünden?
    Hm, versuche ich mir mal vorzustellen.

    Grüße
    Udo

    Literatur: Glückauf zum Untergang-Die Kriegstagebücher des Feldwebel Kurt Pfau / Mit der 60. Infanteriedivision von Danzig nach Stalingrad - Arthur Krügers Kindheit und Soldatenzeit 1937-1945 / Kohlenstaub und Wüstensand-Biografie eines Afrikakämpf.

  • Hallo Udo,

    das Bild zeigt definitiv eine Musterung, Titel: Musterung aller Jahrgänge für den 2. Weltkrieg.

    Quote

    Und alle zusammen in einem Klassenraum? Auskleiden, untersuchen und Ergebnis verkünden? Hm, versuche ich mir mal vorzustellen.

    Damals war man nicht so individualistisch wie heute...


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

    Edited once, last by Thilo (April 13, 2010 at 4:31 PM).

  • Quote

    Original von Thilo

    Damals war man nicht so individualistisch wie heute...


    Grüße

    Thilo

    Hallo Thilo,

    ja, das ist schon klar. Ich kanns mir aber praktisch nicht so richtig vorstellen. Irgendwo hatte ich gelesen, derjenige, der an der Reihe war, musste sich in einen Kreidekreis stellen und dann psssierte irhgendwas mit ihm.. (den Kreidekreis kenne ich eigentlich nur aus einer anderen Geschichte.)
    Wie leif denn das wirklich ab.

    Ist inzwischen vielleicht mal jemandem eingefallen, was auf den Schärpen steht?
    Finde ich ja auch sehr ungewöhnlich. War man damals wirklich so stolz, dass man 'tauglich' gemustert wurde? Und von dem wenigen Geld, was man damals hatte, kaufte man sich dann ein Sträuschen und begoss die Zeremonie in einer Kneipe?

    Ist für mich wirklich schwer nachzuvollziehen.

    Gruß
    Udo

    Literatur: Glückauf zum Untergang-Die Kriegstagebücher des Feldwebel Kurt Pfau / Mit der 60. Infanteriedivision von Danzig nach Stalingrad - Arthur Krügers Kindheit und Soldatenzeit 1937-1945 / Kohlenstaub und Wüstensand-Biografie eines Afrikakämpf.

  • Hallo Udo,

    ich würde mal sagen dass auf den Scherpen "Wehrfähig" steht. ist aber schwer zu erkennen. Deshalb erwähne ich dies unter Vorbehalt.

    Quote

    War man damals wirklich so stolz, dass man 'tauglich' gemustert wurde? Und von dem wenigen Geld, was man damals hatte, kaufte man sich dann ein Sträuschen und begoss die Zeremonie in einer Kneipe?

    Nun, man kann es sich heute schwerlich vorstellen, doch damals war es halt so, die meisten Deutschen waren Stolz fürs Vaterland in den Krieg ziehen. Du darfst ja auch nicht vergessen, wie die Propaganda ihren Teil dazu beitrug, die Menschen gleichzuschalten.

    Lese doch mal was zu dieser Zeit in Deutschland abging und welcher Zeitgeist herrschte. Darüber findest du unter anderem auch im Internet Informationen von Zeitzeugen.

    Gruß Freddy

    Freundliche Grüße
    Freddy

    Suche Info`s zu den Einheiten m. Vaters: G.E.Btl. 9 (Potsdam), 76. I.D. - Füs.Rgt.230 und Kgf. Lager (7)198 Kischinew
    sowie meines Großvaters: SA Brandenburg-West, SS-Ausb. Abt. Konitz (Tr.Üb.Pl. Westpreußen)

  • Hallo Leute,

    lest Doch mal "Im Westen nichts Neues"
    Dort wird ebenfalls kurz auf die Musterung eingegangen.
    Die Musterung bedeutete nicht nur "Erfassung und Wehrtauglichkeit", durch die Musterung
    wurde man faktisch vom Jungen zum Mann. Ein richtiges Ritual.
    In vielen Gegenden war es üblich, sich nach der Musterung zum ersten Mal im Leben beim Frisör rasieren zu lassen, man bekam teilweise den ersten Anzug usw.
    Wer als nicht tauglich ausgemustert wurde, musste sich teilweise herben Spott gefallen lassen.

    PS:
    Bei uns nannte man die Jungs, die gemustert wurden, die "Ziehtenjungen", weil sie "gezogen" wurden.
    Auf den Schärpen stand der entsprechende Jahrgang.
    Ich kann, wenn gewünscht, gerne mal ein Foto einscannen.

    ... in diesem Sinne
    Grüße, Michael

    Edited once, last by Imkermichel (April 23, 2010 at 9:59 AM).

  • Quote

    Original von knaff
    Hallo,

    Jup Ergebnis verkünden, und sogar Verwendungszweck bzw. Waffengattung welche geeignet ist. Musterungskommission war die Bezeichnung vor der man trat. Hier wurden Papiere gecheckt, Zurückstellungsanträge geprüft, Tauglichkeit bestimmt usw. MfG Andreas

    Immer auf der Suche nach Daten, Bildern und Material über die 32. Infanterie Division, sowie über Straf,- und Bewährungseinheiten.

  • Hallo,

    Mann o Mann, hätte ich so nicht gedacht. Nur gut, dass da keine Karbolmäuschen dabei waren.
    Da reicht dann also tatsächlich ein Raum zur Musterung.

    Danke für die Infos - und vor allem das Bild!!

    Schönen Gruß
    Udo

    Literatur: Glückauf zum Untergang-Die Kriegstagebücher des Feldwebel Kurt Pfau / Mit der 60. Infanteriedivision von Danzig nach Stalingrad - Arthur Krügers Kindheit und Soldatenzeit 1937-1945 / Kohlenstaub und Wüstensand-Biografie eines Afrikakämpf.

  • Hallo zusammen
    So hat sich mein Opa ca. 1926 zur Musterung herausgeputzt. Das war im östlichen Sudetenland (Böhmen-Mähren) und gemustert wurden die jungen Männer zum tschechischen Militär.
    Als ich das Bild kürzlich in Händen hielt und mit älteren Personen zusammen ansah, konnte ich mit dem Outfit nichts anfangen. Die älteren Herrschaften jedoch meinten sofort einhellig, dass das anlässlich der Musterung aufgenommen worden sei - war demnach so üblich.

    Grüße Bibliopola

  • Quote


    Aber: Warum bekam man einen Strauß an Revers und eine Scherpe, Stand auf der Scherpe der Namen?

    Ein Zitat dazu:

    "Als dann die Musterung zu Ende war, so gegen 12:00 Uhr, hat sich jeder von
    uns bei einem fliegenden Händler, der vor der Wirtschaft einen Stand aufgeschlagen
    hatte, noch den obligatorischen Musterungsstrauß aus Papierblumen
    und sonstigem Firlefanz, mit einem kleinen Aufkleber in der Mitte auf dem die
    Waffengattung stand, gekauft. Das ganze Ding, so ungefähr 30 bis 40 cm lang
    und 20 bis 30 cm breit, steckten wir uns an das linke Jackenrevers und dann
    ging es nach Hause. Natürlich habe ich mir auch einen Strauß gekauft und
    angesteckt. Ich kam mir vor wie ein Preisochse in Bayern."

    H. Heil, "Noch ist es nicht zu spaet" , s. 40

  • Hallo Freunde!
    Ich habe zum Thema Musterung eine erweiterte Frage.

    Auf welchem Wege erfolgte dann nach der Musterung die Einberufung zur Truppe?
    Wurde dies durch die Post mitgeteilt, wann und wo man sich einzufinden hatte ?
    Oder geschah es durch die Polizei - Ich glaube mich zu erinnern, dass mein Vater einmal erzählt hatte, dass der Landgendarm den Einberufungsbefehl persönlich übergeben hatte.
    Gernod

  • Ein Hallo an alle !

    Mein Vater, Jahrgang 1929, hat mir folgendes zu seiner Musterung erzählt:

    Nach einer freiwilligen Meldung zum Volksturm ( gabs das überhaubt ?)sollte er sich beim zuständigem Kreiswehrersatzamt in Stendal einfinden.
    Das war im Frühjahr 1945, und die Fahrt mit der Bahn dorthin war laufend durch Tiefflieger und defekte Gleise unterbrochen.
    Die Musterung fand dann durch Ärzte der Waffen- SS bei offenem Fenster statt.
    Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern, ob der Zeitpunkt der Musterung Januar oder Februar war.
    Mein Vater hat jedenfalls glaubhaft erzählt, schrecklich gefroren zu haben und das sie, die zukünftigen Rekruten, eigentlich permanent nur rumkommandiert wurden.

    mfg bfg

  • Quote

    Original von udalerich
    Finde ich ja auch sehr ungewöhnlich. War man damals wirklich so stolz, dass man 'tauglich' gemustert wurde? Und von dem wenigen Geld, was man damals hatte, kaufte man sich dann ein Sträuschen und begoss die Zeremonie in einer Kneipe?

    Ist für mich wirklich schwer nachzuvollziehen.

    Gruß
    Udo

    Hallo zusammen,

    im Anhang ein Bild aus dem Album meines Urgroßvaters, entstanden unmittelbar nach der Musterung. Auch hier haben sich die Kameraden gleich im Anschluss zum nächsten Wirtshaus begeben um die befundene Tauglichkeit bei einem Bier zu feiern. Es steckt ebenfalls ein Strauss am Revers.

    Mein Urgroßvater hatte noch drei Brüder, die sich ebenfalls freiwillig gemeldet hatten. Gleich nach der Grundausbildung wechselte mein Urgroßvater dann als Freiwilliger zur Legion Condor.

    Wie Freddy66 schon sagte, für die jungen Männer damals hatte der Militärdienst einen anderen Stellenwert als heute oder war reizvoller - Stolz für das eigene Land in den Krieg zu ziehen, aus der Heimat rauskommen und die Welt sehen, Anerkennung, Orden und Abzeichen... die Gründe waren sicher verschiedenster Art.


    Quote

    Original von bfg
    Die Musterung fand dann durch Ärzte der Waffen- SS bei offenem Fenster statt.
    ...
    Mein Vater hat jedenfalls glaubhaft erzählt, schrecklich gefroren zu haben und das sie, die zukünftigen Rekruten, eigentlich permanent nur rumkommandiert wurden.

    Das ist gut möglich, hängt aber in dem Fall glaube ich mit den Umständen 1945 zusammen.

    MfG
    Mario

  • Hallo,

    auch nach dem Krieg, als die Bundeswehr auferstanden war, gab es solche Straßenbilder wieder, diesmal aber die aus der BW entlassenen Reservisten, die mit Bierkrügen, Strohhüten mit Blumen, Spazierstöcken mit Klingeln und viel "Geschreigesang" durch die Garnisonsorte zogen. Das ist heute längst vorbei.

    Gruß Karl

  • Einen Schönen Guten Tag,
    ja Karl, die Zeiten änderten sich. War man zuerst froh und stolz dem Vaterland dienen zu dürfen, war das nach dem Kriege wohl ein bissl anders.
    Als Angehöriger des mickrigen Jahrgangs 47 durfte ich zur Musterung in die Kreisstadt fahren - Musterungsaufforderung diente auch gleich als Fahrschein - um von der Musterungskommision als tauglich für Mot.-Schütze eingestuft zu werden. Gedient hatte ich dann bei Nachrichtens als Kraftfahrer. Vor der Entlassung in die Reserve bekam ich noch ein schönes Abzeichen und Reservistentuch - das Abzeichen habe ich jetzt noch, das Tuch nicht mehr - und dann gings mit ordentlich Bier im Bauche Richtung Heimat nur darauf bedacht, keiner Streife in die Hand zu fallen, denn bis 24:00 Uhr unterlag man noch der Militärstrafgesetzgebung. Irgendwann bin ich dann zu Hause angekommen und brachte zwei Tage keinen Ton mehr raus..........

    Grüße
    Günther in Gostynin

    Suche zu Kriegslazarett 2/609 und 4/609 ab Juli 44 bis Januar 45.

    Edited once, last by fuchsi (May 4, 2012 at 11:02 AM).

  • Hallo zusammen,

    es sei noch erwähnt, dass dem "Reichs-Heini" die ständigen Saufgelage an
    den Tagen der Musterung und den Einziehungstagen wohl ein Dorn im Auge war !

    1940 verfügte er einen Erlaß, um dieses zu unterbinden. Ob er sich damit
    durchsetzte, bzw. ob man sich strikt daran gehalten hat, ist fraglich:


    Viele Grüße
    PETER
    .........

    (AHM 07.08.1940)

  • Quote

    Original von cpt_aubrey
    Hallo alle miteinander,
    Kann ich für meine Familie nur bestätigen (s. Foto unten, Musterung 1935 - ausnahmsweise abfotografiert, statt gescannt).
    Dürfte also wirklich keine zufällige Übereinstimmung, sondern eine Tradition gewesen sein.
    Gruß,
    Ben

    Hallo Ben,

    mich würde interessieren was auf der kleinen Tafel steht. Die Einheit? Leider lässt sich das auf der Abfotografie schlecht erkennen.

    Habe im Internet versucht etwas über die Blume am Revers herauszufinden. Leider erfolglos. Hat jemand eine Idee woher diese Tradition stammen könnte oder ob sie erst in der Zeit vor und während dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist? Könnte mir gut vorstellen das das von viel älter her kommt.

    Quote

    Original von PeterA
    1940 verfügte er einen Erlaß, um dieses zu unterbinden. Ob er sich damit
    durchsetzte, bzw. ob man sich strikt daran gehalten hat, ist fraglich:


    Interessantes Dokument! Danke Peter!

    MfG
    Mario

    „Die Geschichte lehrt die Menschen, dass die Geschichte die Menschen nichts lehrt.“ Mahatma Gandhi