• Guten Morgen,

    in einer Filmszene erzählte eine Frau den anderen Barackenbewohnern, dass den Menschen, die in Auschwitz ankamen u.a. die Haare vor dem "duschen" geschoren wurden...
    Sie sagte dann, dass die Deutschen die Haare für die U-Boote bräuchten.
    Kann mir bitte jemand etwas dazu erklären.

    Gruß und Dank
    Jane

  • Hallo Jane,

    die Haare wurden für die Filzherstellung gebraucht, für näheres müßte ich ein paar Bücher wälzen ( Ich meine für U-Bootebesatzungen wurden Filzschuhe hergestellt, wegen Geräuschdämpfung).

    MfG Lemmy

  • Hallo,

    die Haare wurden zum kg-Preis von 50 Pfg. an Filzfabriken abgegeben und zu Filz und Matrazenfüllungen verarbeitet. Bei der Befreiung von Auschwitz fanden sich 7000 kg Menschenhaar.

    Ob daraus tatsächlich etwas Spezielles für U-Bootbesatzungen hergestellt wurde, ist fraglich.

    http://www.nurinst.org/nurinst_org/proj_haare.htm


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Hallo

    Hab mir schon so etwas in die gleiche Richtung gedacht...
    Wenn ich nun darüber nachdenke, möchte ich wohl doch nicht die genauen Details der menschliche Körperteilverwertung der damaligen Zeit erfahren.

    Hatte nach Filmende noch mal ein bisschen gegooglet...
    Dieser Amon Göth verkörperte offensichtlich nicht nur im Film, sondern auch im richtigen Leben die menschlichen Abgründe eines Sadisten, bis hin zu eine Tod.
    Ausschnitt Wiki:
    Beim Lesen der Zeugenliste in der Anklageschrift hat er nach Zitat des Chefanklägers Jan Sehn (* 22. April 1909; † 12. Dezember 1965) wörtlich ausgerufen: „Was? So viele Juden? Und uns hat man immer gesagt, da wird kein Schwanz übrigbleiben“
    http://de.wikipedia.org/wiki/Amon_G%C3%B6th

    Gruß
    Jane

  • Quote

    Original von Lemmy
    ( Ich meine für U-Bootebesatzungen wurden Filzschuhe hergestellt, wegen Geräuschdämpfung).

    Hallo Lemmy,
    du hatte recht. Schaut hier:

    Andere Ärzte sorgten sich um die Wiederverwendung des "Altgoldes jüdischer Herkunft", welches mit den Zahnprothesen der Ermordeten anfiel. Der Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei, Heinrich Himmler, ordnete deshalb von seiner "Feldkommandostelle" aus an, daß dem Drängen der Doktoren nachzugeben sei und "die beantragten Mengen Gold für Zahnärzte auch wirklich freigegeben werden". An den abgeschnittenen Haaren der KZ-Opfer zeigten sich die Mediziner nicht interessiert. Sie wurden deshalb "zu Industriefilzen, Haargarnfüßlingen für U-Boot-Besatzungen und Haarfilzstrümpfen für die Reichsbahn" verarbeitet.
    Quelle: Spiegel-Bericht

    Gruß & Dank
    Jane

  • Hallo Jane,

    Deine Frage ist zwar schon ein wenig älter. Aber ich "stolperte" gerade über folgendes, beigefügtes Dokument und evtl. interessiert es Dich ja noch.

    Im vermute mal die U-Boot-Männer und Eisenbahner wussten nicht, daß sie auf den Haaren ermordeter Menschen rumtapsten. 8o

    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Steffen,

    das eingestellte Papier rundet meine damalige Frage sehr gut ab, danke dafür!
    Das Thema ist für mich nach wie vor sehr makaber und bizarr, obwohl ich inzwischen mehr darüber erfahren haben.

    Grüße, Jane

  • Hallo Steffen,

    neben diesen fürchterlichen Harschneideaktionen (man kann über den Bürokratismus nur staunen, bevor manentsetzt ist) sei darauf hingewiesen, dass alle Friseure im Reichs - Besatzungsgebiet Haare sammeln mussten.
    Haare wurden auch zu sog. Filzdichtungen verarbeitet.

    Gruß Karl

  • Hallo,

    Quote

    Haare wurden auch zu sog. Filzdichtungen verarbeitet.

    mir tun neben den Leuten, die ihre Haare hierfür hergeben mußten auch diejenigen Leid, die diese zu Filz verarbeitet haben.

    Als Schüler durfte ich jeden Sommer einen Ferienjob in einer Filzfabrik machen. Dort wurden Filzstoffe aus geschnittenen Kaninchenhaaren hergestellt.

    Schon nach ein paar Minuten in der Filzerei bekam man durch die eingeatmeten Haare und den Staub einen leberwurstartigen Geschmack im Mund, den man den ganzen Tag nicht mehr los wurde. Und wenn man sich die Nase putzte, war der Schleim grau. Bei Arbeitsschutzbestimmungen der späten 80er-frühen 90er.

    Und nun das Ganze 50 Jahre früher und mit Menschenhaar...  :(


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Quote

    Original von Caprinus
    Dieser Amon Göth verkörperte offensichtlich nicht nur im Film, sondern auch im richtigen Leben die menschlichen Abgründe eines Sadisten, bis hin zu seinem Tod.
    Gruß Jane

    Hallo Jane,

    zu Amon Göth gibt es einen sehr sehenswerten Dokumentarfilm des Regiesseurs James Moll mit dem Titel "Der Mördervater", der schon öfter u.a. auf arte gezeigt wurde. In diesem Film versucht Göths Tochter Monika Hertwig die Geschichte der Familie auf- und zu verarbeiten. Dabei kommt es auch zu einem Treffen in Plaszów mit der damaligen Haushälterin, Helen Jonas-Rosenzweig, die zwei schreckliche Jahre in der "Villa" Göths durchstehen musste:

    [URL=http://www.arte.tv/de/Die-Welt-ve…mC=2236934.html]http://www.arte.tv/de/Die-Welt-ve…mC=2236934.html[/URL]

    Gruß, J.H.

  • Hallo
    wie weit war unter U-Bootbesatzungen und Reichsbahnpersonal eigentlich bekannt, wenn auch nur durch Gerüchte, dass sie Socken bzw Füßline aus Menschenhaar trugen? Gewisse Gerüchte sind ja immer nach aussen gedrungen, und gerade so etwas sollte sich ja schnell unter den betroffenen Personen verbreiten, wenn erstmal erste Gerüchte nach aussen dringen.
    Gruß
    Marco

  • Hallo,

    Meine Vermutung:

    Daß dort Menschenhaar verwendet wurde, wird bestimmt bekannt gewesen sein. Daran an sich ist ja nichts anrüchiges und wie Karl schon angesprochen hat, wurde Haar auch aus "normalen" Quellen bezogen.

    Übrigens schon im 1. Wk wurde gesammelt. Siehe beigefügtes Plakat.
    Und auch heute verkaufen Friseurgeschäfte ihr "Althaar" an die Industrie.

    Die Herkunft der Haare wird den Soldaten im 2. Wk wohl eher unbekannt geblieben sein, da in der Industrieja sicherlich die "normalen" Haare mit denen aus den KL vermengt wurden.

    Viele Grüße
    Steffen

  • Hallo Steffen
    du hast natürlich Recht, meine Frage war wohl in der Hinsicht etwas zu lasch ausformuliert. Ums genauer zu machen: Gingen Gerüchte um woher denn das Haar gekommen ist, oder war die Herkunft vollkommen unbekannt?
    Gruß
    Marco

  • Hallo,

    Quote

    Interessant, was und wofür das Rote Kreuz so sammelte.

    1914-18 waren viele Sammel- und Hilfsorganisationen übers Rote Kreuz organisiert. Alice-Frauenverein, Vaterländischer Frauenverein usw. Es gab Sammlungen für Lumpen, Bucheckern, Kastanien, Laubheu, Altpapier, "Liebesgarben"...


    Grüße

    Thilo

    Suche alles zur Lehrtruppe Fallingbostel und zum Einsatz des NSKK in der Ukraine 1941

  • Quote

    Original von Johann Heinrich
    zu Amon Göth gibt es einen sehr sehenswerten Dokumentarfilm des Regiesseurs James Moll mit dem Titel "Der Mördervater", der schon öfter u.a. auf arte gezeigt wurde. In diesem Film versucht Göths Tochter Monika Hertwig die Geschichte der Familie auf- und zu verarbeiten. Dabei kommt es auch zu einem Treffen in Plaszów mit der damaligen Haushälterin, Helen Jonas-Rosenzweig, die zwei schreckliche Jahre in der "Villa" Göths durchstehen musste:

    Hallo Johann,

    ich danke Dir für den interessanten Hinweis, diesen Dokumentarfilm würde ich mir sehr gerne ansehen wollen. Inzwischen hat man so viel durch den Film erfahren und gelesen, dass eine Doku von/über unmittelbar betroffenen Personen für mich von großer Bedeutung wäre. Falls es in absehbarer Zeit eine Wiederholung gibt, würde ich mich über einen Hinweis sehr freuen.
    Oder kann man die Doku gar im Netz schauen?

    Da der obige Spiegel-Link nicht mehr funzte, hier noch mal der frische Link:

    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14321466.html

    19.00 Uhr-Grüße
    Jane

  • Hallo Leser

    Ich las kürzlich, dass jene Kriegserinnerungen (das Filzen aus Menschenhaare) Joseph Beuys immer wieder dazu animierten Materialien wie Filz und Fett bei seinem künstlerischen Schaffen zu verarbeiten.
    Als ehemaliger Pilot von Görings Luftwaffe war er mit seinem Flugzeug über der Sowjetunion abgestürzt. In seinen Erinnerungen schreibt er:
    „Die Tartaren waren es, die mich nach meinem Absturz im Schnee gefunden haben, als die Deutschen die Suche schon aufgegeben hatten. Sie schmierten meinem Körper in Fett ein, um die Wärme zu regenerieren und wickelten mich in Filz ein, um die Wärme zu isolieren.“

    Grüße, Jane

    Nachtrag: Ob Beuys nun Pilot, Funker oder Schütze war, soll hier nicht mein Thema werden. Ich weis sehr wohl, dass es verschiedene Ansichten gibt.
    Mir geht es hier um Haar & Filz

    Edited once, last by Caprinus (December 10, 2010 at 1:39 PM).

  • Hallo,

    für mich sind die Beispiele von Beuys, Hartmann und Rudel die 3 Typen von bundesdeutschen Nachkriegskarrieren von ehemaligen Soldaten der Wehrmacht, in diesem Falle alle 3 Angehörige der Luftwaffe.

    Joseph Beuys war nach dem Krieg sehr links und provozierte gegen die bürgerliche Gesellschaft. In eine ähnliche Richtung gingen auch die ehemaligen Wehrmachtssoldaten die später in der Friedensbewegung aktiv geworden sind.

    Erich Hartmann war nach seiner langen Kriegsgefangenschaft Soldat in der Bundesdeutschen Luftwaffe. Er steht für mich als Beispiel für die Wiedereingliederung in das normale bundesdeutsche Berufsleben als Soldat oder Zivilist.

    Hans-Ulrich Rudel wiederum war nach dem Krieg der rechtsextremen Szene zuzuordnen. Dies betraf nicht so viele ehemalige Soldaten.

    Es kommt mir in dem Beispiel nicht so sehr auf die genannten 3 Namen an, nur als Personen der Zeitgeschichte kann man ihre Karrieren recht gut nachvollziehen. So haben z.B. alle 3 eine eigene Seite bei Wikipedia. (Als Personen der Zeitgeschichte mit Wikipedia-Eintrag hätte ich genauso Günther Grass [Friedensbewegung], Vico von Bülow „Loriot“ [normaler Beruf] und den kürzlich verstorbenen Hajo Herrmann [rechsextrem] wählen können!)

    Viele Grüße
    Ronald

  • Quote

    sei darauf hingewiesen, dass alle Friseure im Reichs - Besatzungsgebiet Haare sammeln mussten.

    Guten Abend, Euch,

    dazu heute in der NSDAP-Akte (Juni 1937) dies gelesen:

    3. Sammlung von Tierhaaren (um die Einfuhr aus dem Auslande einzuschränken)
    Jan. - Okt. 1936 - 3,8 Mill. kg Einfuhr

    4. Sammlung von Friseur-Schnitthaaren
    Ich bringe Ihnen jetzt schon zur Kenntnis, dass demnächst, sobald die zurzeit einer Sammlung noch
    entgegenstehenden hygienischen Vorschriften des Reichsgesundheitsamtes entsprechend
    umgestellt worden sind
    , eine allgemeine Sammlung von Friseurschnitthaaren erfolgen wird. Es ge-
    schieht dies deshalb, weil das Amt für deutsche Roh- und Werkstoffe, auf Grund angestellter Versuche,
    zu dem Ergebnis gelangt ist, dass Friseurschnitthaare zu 50 % und darüber Teppichgarnen für die
    Haargarnspinnerei mit sehr gutem Erfolge beigemischt werden können.

    Es grüßt Margarete