Seekriegsabzeichen der Luftwaffe

  • Hallo Forum,
    ich habe in den vielen Nachlässen, die ich durch meine lebensgeschichtliche Interviewtätigkeit und private Kontakte erhalten habe, auch einen Orden erhalten: Laut Internet das Seekriegsabzeichen der Luftwaffe, das Ende 1944 von Göring gestiftet wurde, allerdings niemals verliehen wurde und es soll nur Prototypen davon geben. Weiss jemand mehr darüber. Ich freue mich auf eure Hilfe, um den Orden zu identifizieren.

    Grüsse
    Oliver

  • Hallo Oliver,
    ich hab deine Frage abgetrennt und dir mal einen separaten Thread gebastelt....
    Grüße Thomas

  • Quote

    Original von schober
    Hallo Forum,
    ich habe in den vielen Nachlässen, die ich durch meine lebensgeschichtliche Interviewtätigkeit und private Kontakte erhalten habe, auch einen Orden erhalten: Laut Internet das Seekriegsabzeichen der Luftwaffe, das Ende 1944 von Göring gestiftet wurde, allerdings niemals verliehen wurde und es soll nur Prototypen davon geben. Weiss jemand mehr darüber. Ich freue mich auf eure Hilfe, um den Orden zu identifizieren.

    Grüsse
    Oliver

    Hallo Oliver,
    nur mal eine kleine Frage so am Rande:
    Seekriegsabzeichen? Davon habe ich ja noch nie etw. gehört...
    Oder meinst Du vll. das Seekampfabzeichen?
    Kay

    Edit: Könntest Du vll. ein Foto des Stücks machen?

    Edited once, last by Kay (December 4, 2008 at 6:21 PM).

  • Guten Morgen an Alle!

    Ja, es ist ganz genau das Seekampfabzeichen, wie abgebildet. Danke für Eure Hilfe. Weiss jemand, ob es wirklich einmal verliehen wurde? Ansonsten würde es bedeuten, dass es wirklich eine Rarität darstellt.

    Grüsse
    Oliver

  • Hallo Oliver,

    Klietmann führt dazu aus:
    ..."Es handelt sich um das Seekampfabzeichen, welches bisher als verliehen nicht nachgewiesen werden konnte. Auch steht nicht fest, ob das Abzeichen überhaupt noch hergestellt werden konnte."...

    Gruß, Uwe

    Quelle: s.o.

  • Hallo Uwe,
    es würde dann vielleicht bedeuten, dass es sich, wie nach Auskunft des Nachlassgebers um einen Prototypen handelt. Allerdings ist eine Flügelschwinge abgebrochen. Somit glaube ich nicht, dass es eine Nachkriegsproduktion ist. Leider habe ich das Stück derzeit in meiner Wohnung in London. Ich werde mich darum kümmern, dass ich es nachgesandt bekomme und Fotos mache und zur genaueren Kontrolle ins Forum stellen kann. Ich denke: Warum sollte jemand ein Abzeichen fälschen, das nie verabreicht wurde und von dem kaum jemand etwas weiss?

    Grüsse
    Oliver

  • Hallo Oliver,

    m.W. wurden NACH Kriegsende einige Stück gefertigt ("Eigenbau"?). Daher ist es durchaus möglich, dass vorl. Besitzzeugnisse ausgegeben wurden, aber die Orden nicht mehr zur Verleihung gekommen sind!
    Wissenswert wäre, ob sich auf den Dir vorliegenden Exemplar eine "Stempelung" oder Kennung des Herstellers befindet.

    Beste Grüße, Uwe

  • Hallo Uwe,
    mit dem "Nachbau" könntest du richtig liegen, denn in dem Nachlass war auch ein gefälschtes Mutterkreuz und ein Goldenes Parteiabzeichen. Trotzdem stellt sich mir die Frage, warum man ein Abzeichen "nachbauen" soll, das keiner kennt und das nie verliehen wurde. Ein Besitzzeugnis habe ich übrigens nicht. Existieren welche?

    Liebe Grüsse
    Oliver

  • Quote

    Original von schober
    Ein Besitzzeugnis habe ich übrigens nicht. Existieren welche?

    Hi,
    frag mich bitte nicht wo, jedoch habe ich schonmal ein Soldbuch gesehen, indem festgehalten wurde, dass ein Luftwaffensoldat am 15.07.1945 das Seekampfabzeichen der Luftwaffe erhielt. Davor, am 01.05.1945, erhielt er die Verleihungsurkunde dazu (Laut Soldbuch).
    Kay

    Edit: Hast diesbzgl. eine PN.

    Edited once, last by Kay (December 6, 2008 at 3:25 PM).

  • Servus Oliver,


    Quote

    Trotzdem stellt sich mir die Frage, warum man ein Abzeichen "nachbauen" soll, das keiner kennt und das nie verliehen wurde.

    Das kommt recht häufig vor.
    Da gibt´s dann nämlich keine Möglichkeiten ein Originalstück mit dem Machwerk zu vergleichen ;)

    Gruß aus Wien

    Niki

    Edit:

    Quote

    Allerdings ist eine Flügelschwinge abgebrochen. Somit glaube ich nicht, dass es eine Nachkriegsproduktion ist.

    Genau das spricht für einen Nachbau - Hinterzimmerguß.

    ...VIRIBUS UNITIS...

    Edited once, last by knaff (December 6, 2008 at 7:47 PM).

  • Schönen Sonntagmorgen, Kay, Niki.

    danke für Eure Informationen. Ich versuche den Orden so schnell wie möglich nachgesandt zu bekommen. Als Neuling im Forum und Historiker bin ich total überrascht über das detailierte Fachwissen von Euch. Freut mich, dass ich das Lexikon der Wehrmacht zufällig gefunden habe.

    Grüsse
    Oliver

  • Hallo Oliver,
    Hallo zusammen,

    laut Klietmann gab es keine nachgewiesene Verleihung des Seekampfabzeichen der Luftwaffe, und wohl alle angefertigte Orden waren sehr wahrscheinlich Nachkriegsproduktionen.

    PS:
    Falls von Interesse, hier mal die Verleihungsbestimmung für das Seekampfabzeichen der Luftwaffe.

    Die Verleihungsbestimmungen vom 27. November 1944 für das Seekampfabzeichen der Luftwaffe

    A. Bedingungen für die Verleihung
    I. Das »Seekampfabzeichen der Luftwaffe« kann allen Angehörigen der Luftwaffe (Soldaten, Beamten und zivilem Personal) verliehen werden, die als seemännisches Personal, d. h. als Führer oder Besatzungsmitglieder auf Seenotfahrzeugen, Flugsicherungs-, Versorgungs- oder sonstigen Spezialschiffen und Seefahrzeugen der Luftwaffe, Verwendung finden.
    II. Die Verleihung erfolgt nicht Besatzungsweise sondern nur an Einzelpersonen.
    Die Voraussetzungen im einzelnen sind:
    1. für Führer und Besatzungsmitglieder von Versorgungs- und sonstigen Sonderschiffen und Seefahrzeugen:
    a) 60 Seetage in Gewässern der Nord- bzw. Ostsee zwischen dem 5. und 20. Grad ostwärtiger Länge, südlich des 60. Breitengrades, oder
    b) 20 Seetage in Gewässern außerhalb der vorgenannten Seegebiete, in Gewässern des Mittelmeeres einschließlich Ägäis oder des Schwarzen Meeres.
    Zu a) und b):
    Als Seetag gilt nur ein nichtunterbrochener Aufenthalt in See von mindestens 10 Stunden. Tage mit weniger als 10 Stunden Einsatzdauer über See können zusammengelegt werden - es zählen dann 14 Stunden Gesamteinsatzdauer als 1 Seetag;
    2. für Führer und Besatzungsmitglieder von Seenotfahrzeugen und Flugsicherungsschiffen: a) 20 Seetage mit mindestens einem Seenoteinsatz je Tag bei mindestens 3stündigem Aufenthalt in See. Tage mit Seenoteinsätzen mit weniger als 3 Stunden Einsatzdauer über See können zusammengelegt werden - es zählen dann 3 Stunden Gesamteinsatzdauer als 1 Seetag. oder
    b) mindestens 10 erfolgreich durchgeführte Einsätze zur Rettung aus Seenot (ein erfolgreich durchgeführter Einsatz zur Rettung aus Seenot zählt als 2 Seetage);
    3. ohne Erfüllung der vorstehenden Bedingungen ist die Verleihung in Ausnahmefällen zulässig und zwar:
    a) in besonders gelagerten Fällen, wenn der Einsatz ein erhöhtes Maß an Ausdauer, Mut und Tapferkeit erforderte, z. B. bei Abwehr feindlicher Angriffe, bei Durchführung schwieriger Rettungstaten usw.,
    b) wenn die Rettung des eigenen Schiffes trotz schwerster Beschädigung durch Feindeinwirkung dem besonderen Einsatz einzelner Besatzungsmitglieder zu verdanken ist,
    c) wenn Überlebende eines durch Feindeinwirkung verlorengegangenen Schiffes sich bei den Rettungsversuchen usw. besonders hervorgetan haben,
    d) wenn in mindestens 20 Fällen die Durchführung von Überführungsfahrten mit dem Durchfahren besonders see- oder luftgefährdeter Seegebiete verbunden und dabei ein Verbleiben in derartigen Gewässern von mindestens 3 Stunden erforderlich war.
    III. Das »Seekampfabzeichen der Luftwaffe« kann nicht verliehen werden, wenn für den gleichen Einsatz bereits ein Kampfabzeichen der Kriegsmarine verliehen worden ist.
    Den Abschluss dieses Textes möge die Beschreibung des Kampfabzeichens - C. Allgemeines - bilden:
    »1. Beschreibung des >Seekampfabzeichens der Luftwaffe:
    Das Abzeichen besteht aus einem goldfarbenen ovalen Eichenlaubkranz und zeigt im Mittelfeld die Vorderansicht eines Schiffes mit Schornstein und Takelage, darüber das Hoheitszeichen der Luftwaffe in altsilbernem Farbton.
    Auf der Rückseite des Abzeichens befindet sich eine verlötete Scharniernadel.
    II. Ausführung:
    Abzeichen in Zink, Broschierung in Eisen. III. Abmessungen:
    ganze Höhe 64 mm, Kranzbreite 44 mm, Breite des Hoheitsabzeichens 42 mm, Höhe des Hoheitsabzeichens 31 mm, IV. Trageweise: Das >Seekampfabzeichen der Luftwaffe< ist auf der linken Brustseite (wie das Erdkampfabzeichen der Luftwaffe) in und außer Dienst, bei Orden (E. K. I usw.) unter diesen zu tragen.

    Quelle:
    Auszeichnungen des Deutschen Reiches
    1936-1945 von Kurt-G. Klietmann

  • Hallo Peter,
    die Scharniernadel meines Abzeichens ist, wie laut den Verleihungsbestimmungen verlötet. Die Masse stimmen auch. Genaueres kann ich erst sagen, wenn ich das Abzeichen wieder in meinen Händen habe.

    Aber nach den komplizierten Verleihungsbestimmungen kann ich es verstehen, dass es - trotz deutscher Beamtengründlichkeit - nicht mehr zu einer Verleihung des ordens kam.

    Gruss
    Oliver